Infrastruktur Nun auch etwas für die Herren

Weinsheim · Der Werkstattladen der EuWeCo-Perlenwelt verkauft bisher Schmuck und Geschenke für die Dame an, das Sortiment wurde nun erweitert um Gürtel und die gibt es auch für den Herren.

 Dominik Holzheiser passt Gürtel, Schnall und Druckknöpfe eigens für Detlev Schröder, Geschäftsführer des Prüm Türenwerks, an.

Dominik Holzheiser passt Gürtel, Schnall und Druckknöpfe eigens für Detlev Schröder, Geschäftsführer des Prüm Türenwerks, an.

Foto: Frank Auffenberg

Dominik Holzheiser kneift die Augen zusammen, wendet die Spitze eines Lederriemens im Gegenlicht, setzt die Schere an und lächelt zufrieden. „Das ist der Vorführeffekt, soviel musste ich noch nie korrigieren“, sagt er, greift zu einer Gürtelschnalle und befestigt sie behänden Griffen am Leder. „Fertig. Wenn die Schnalle mal nicht passt, kann man sie schnell wechseln“, erklärt er. Detlev Schröder, Geschäftsführer des Prüm Türenwerks. Der lächelt zufrieden. Dank seiner Spende hat der EuWeCo-Werkstattladen sein Angebot ausbauen können. Neben Schmuck, feines aus Stoff und kleinen Geschenkenartikeln findet sich nun auch eine Gürtelmanufaktur im EuWeCo-Werkstattladen.

„Es ist so schön zu sehen, was aus der EuWeCo-Perlenwelt mittlerweile geworden ist. Erst gab es die Werkstatt mit den Perlen, dann wurde das Angebot nach und nach erweitert und nun eben um die Gürtel ergänzt“, sagt Ferdinand Niesen, Geschäftsführer der Westeifel Werke. 2013 wurde in direkter Nachbarschaft der Westeifelwerke die Europäische Werkstätten Cooperation, EuWeCo, eine anerkannte Werkstatt für Menschen mit psychischer Behinderung, alsTochterfirma der Westeifel Werke gegründet (der TV berichtete). Anfang 2016 wurde schließlich der EuWeCo-Werkstattladen eröffnet.

„Die Idee hinter der Perlenwelt war, dass unsere Mitarbeiter in einem sicheren und verständnisvollem Umfeld schönes Schaffen und das gelingt Ihnen auf bemerkenswerte Weise“, sagt Niesen. Bisher sei das Sortiment aber durchaus sehr auf Frauen ausgerichtet gewesen. „Wir Männer fanden auch mal was, wurden aber nicht direkt angesprochen. Mit den Gürteln ist das nun anders geworden. Es gibt sie für die Dame und für den Herren und sie werden hier vor Ort direkt auf die Bedürfnisse des Käufers angepasst“, sagt Niesen.

Zu seinem 60. Geburtstag hat Schröder seine Gäste darum gebeten auf Geschenke zu verzichten. „Ich suchte mir einige Einrichtungen in der Region aus, die ich lieber mit Spenden unterstützen wollte“, sagt er. Mit seiner Zuwendung wurde schließlich ein sogenannte Handhebelpresse angeschafft – ein Spezialwerkzeug aus der Lederverarbeitung.

Kein kompliziertes Werkzeug, aber eins, dass Konzentration fordere, sagt Holzheiser. Das Prinzip sei einfach: „Der Kunde sucht sich einen noch nicht angepassten Lederstreifen aus. Wenn nötig messe ich auch die Länge“, sagt er. Dann wird es etwas kniffelig. Der Lederstreifen der später zum Gürtel wird muss in ein kleines Metallschiffchen eingelegt werden. Scharfe Kanten und kleine Bolzen sorgen später für den perfekten Schnitt. „Gürtel und Form werden dann in die Maschine gelegt und dann muss ich kräftig sein“, sagt Holzheiser. Mit Schmackes drückt er den Hebel runter, an den Kanten des Schiffchens wird das Leder passgenau abgeschnitten.

„Auf der Seite, wo die Schnalle dran kommt, müssen wir nun nur noch Druckknöpfe anbringen“, sagt er. Der Kunde könne sich dann ganz nach seinem Geschmack eine Schnalle aussuchen, oder auch eine zweite zum Wechseln. „Wenn man keine Lust mehr auf die eine hat, kann einfach die andere drangemacht werden“, sagt Holzheiser und überreicht mit einem Strahlen den fertigen Gürtel.

„Die Idee dazu kam uns auf einer Fachmesse. Wir schauten uns nach Neuigkeiten um und stießen auf diese Art Gürtel herzustellen“, sagt Niesen. Ideen habe man viele, aber an erster Stelle stehe immer die Frage, ob die Mitarbeiter mit den Geräten auch zurechtkommen. „Uns ist wichtig, dass sie Spaß an der Arbeit haben. Sind die Maschinen zu kompliziert, frustriert das. Im schlimmsten Fall könnten sie sich sogar verletzen.“

Das sei aber glücklicherweise noch nie passiert, betont Holzheiser. „Ich passe ja auch immer gut auf, dass da beim Pressen kein Finger zwischen ist.“

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