Ösenhenkel bringt Licht ins Dunkel

Mayen · Eine überraschende Entdeckung hat ein Mayener gemacht, als er in seinem Garten eine Grube aushob. Von dem Stück Keramik erhoffen sich Forscher Erkenntnisse über die Zeit der Kelten.

 Antonia Glauben zeigt den in Mayen gefundenen Ösenhenkel und einen Tonnentopf, an dem sich Henkel dieser Art befinden. Die Forscherin wird das Fundstück im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersuchen. Foto: privat

Antonia Glauben zeigt den in Mayen gefundenen Ösenhenkel und einen Tonnentopf, an dem sich Henkel dieser Art befinden. Die Forscherin wird das Fundstück im Rahmen ihrer Doktorarbeit untersuchen. Foto: privat

Mayen. Matthias Bierschbach, ein Anlieger der Mayener Straße "Im Möhren", hat bei Gartenarbeiten auf seinem Grundstück ein Keramikfragment gefunden. Nach eigenen Angaben stammt das Bruchstück aus umgeschichteten Bodenmassen, die bei Ausschachtungsarbeiten anlässlich eines Anbaus an das Haupthaus anfielen und im Garten abgelagert wurden. Das Fundstück hat er dem Geschichts- und Altertumsverein (GAV) übergeben.
Nunmehr hat Museumsdirektor Bernd C. Oesterwind das Objekt begutachtet. Es handelt sich nach seinen Angaben um einen durchbohrten Ösenhenkel, der zu einem sogenannten Tonnentopf gehörte. Oesterwind datiert den Topf in die spätkeltische Zeit, in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts vor Christus. Solche Töpfe zählen zur einfachen Gebrauchskeramik, die die Hof- und Dorfgemeinschaften wahrscheinlich selbst hergestellt haben. Sie wurden aus der freien Hand mit Tonwülsten aufgebaut und anschließend geglättet. Welche Getränke oder Lebensmittel man damit aufbewahrt hat, lässt sich nicht mehr ermitteln.
Der Ösenhenkel ist eines der wenigen spätkeltischen Fundstücke im heute bebauten Stadtgebiet. Über die Lage und den Umfang des keltischen Mayens wird bisher immer noch gerätselt. Wie dieser Fund nun in die Siedlungsgeschichte von Mayen einzuordnen ist, wird Antonia Glauben, vom Forschungsbereich Vulkanologie, Archäologie und Technikgeschichte des Römisch-Germanischen Zentralmuseums im Rahmen ihrer Dissertation über den römischen Vicus von Mayen (siehe Extra) untersuchen. Zum Thema ihrer Arbeit gehören auch die keltischen Wurzeln von Mayen. Bei der weiteren Forschung wird dieser Fund noch eine wichtige Rolle spielen. red
Wissenschaft und Forschung sind auf Fundmeldungen dringend angewiesen. Hinweise nimmt die Generaldirektion Kulturelles Erbe, Landesarchäologie Koblenz, Telefon 0261/6675-3000, entgegen.

Extra

Vicus ist die lateinische Bezeichnung für eine römische Siedlung. Dort waren Gewerbetreibende wie Händler oder Handwerker ansässig. In Mayen wurden unter anderem Mühlsteine hergestellt sowie Keramik, die in weite Teile Europas exportiert wurde. Der Kölner Archäologieprofessor Thomas Fischer geht davon aus, dass sich der römische Vicus aus einer keltischen Siedlung entwickelte. Der Name "Mayen" jedenfalls ist vermutlich keltischen Ursprungs und geht auf das Wort "magos" (Feld) zurück. red

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