Infrastruktur Die Kunst greift nach den Sternen

Schalkenmehren · Das Kultur- und Eventareal auf dem Hohen List könnte zur festen Einrichtung werden. Seit die Uni Bonn 2013 den Betrieb der Sternwarte einstellte, blieb zunächst alles in der Schwebe. Nun will ein Privatmann das Areal kaufen – und für die Kunst breiten Raum schaffen.

Die Sternwarte auf dem Hohen List bei Schalkenmehren, von der aus man eine grandiose Aussicht hat: Höchstwahrscheinlich wird sie weiter und auf Dauer ein Kultur- und Eventareal bleiben.

Die Sternwarte auf dem Hohen List bei Schalkenmehren, von der aus man eine grandiose Aussicht hat: Höchstwahrscheinlich wird sie weiter und auf Dauer ein Kultur- und Eventareal bleiben.

Foto: Karl Maas

In der Vulkaneifel ist nächtliche Lichtverschmutzung des Himmels ein Fremdwort, vielerorts kann man die Milchstraße sehen. Und genauso verträumt schlummert bislang die Sternwarte Hoher List vor sich hin, längst hat die Uni Bonn dort ihre Forschungsarbeit eingestellt.

Die Sternwarte gehört dem nordrhein-westfälischen Bau- und Liegenschaftsbetrieb (BLB). Teleskope, Instrumente, Mobiliar… – alles ist noch vorhanden, und regelmäßig veranstaltet die Astronomische Vereinigung Vulkaneifel (AVV), zu der auch ehemalige Ex-Mitarbeiter der Uni Bonn zählen, hier Vortragsabende. Dann werden  den Besuchern die Sterne zum Begreifen nah gebracht.

„Aber im Grunde verfällt der Komplex“, schildert die Malerin Jutta Schulte-Gräfen, Initiatorin und erste Vorsitzende des Vereins Künstlergruppe SternwArte, die Entwicklung. „Das wollen wir verhindern und haben bereits 2014 ein Konzept erarbeitet für ein Kultur- und Bildungszentrum, das nicht nur für uns Künstler, sondern genauso für die Bevölkerung offen ist.“

Auch die Verbandsgemeinde Daun hat und hatte ein Interesse an einer guten Nachnutzung der Gebäude und des Geländes, sie gab ein Gutachten in Auftrag. Das Ergebnis ermutigte die Kulturschaffenden: Dem Projekt wurde Tragfähigkeit attestiert, sogar ohne Investor.

Dennoch zogen sich die Verhandlungen mit BLB und Uni Bonn in die Länge. Detailfragen von Brand- und Denkmalschutz und vielem mehr funkten immer wieder dazwischen. „Eigentlich waren sich stets alle einig, dass ein kultureller Leuchtturm mit Attraktivität für breite Schichten die ideale Lösung ist. Aber es lief jahrelang im Kreis“, sagt Schulte-Gräfen. Auch Sondierungen, ob statt des nordrhein-westfälischen Trägers das Land Rheinland-Pfalz einspringen kann, blieben ergebnislos, „wohl wegen befürchteter Folgekosten“, so die Kunstschaffende.

Zwischenzeitlich sollte die einzigartige Immobilie über eines der üblichen Internetportale an den Mann gebracht werden. Davon blieb ein Interessent im Bieterverfahren übrig, der noch im Januar kaufen will, der Künstlergruppe bestens bekannt ist, aber vorerst noch anonym bleiben möchte. „Zum Glück hat er eine hohe emotionale Bindung an die Sternwarte, weil er früher selbst dort tätig war, und er will wie wir eine Kombination aus Kunst, Astronomie und Natur“, freut sich die Künstlerin über den Silberstreif am Horizont.

Nun ziehen alle an einem Strang, auch eine Bauvoranfrage bei der Kreisverwaltung über mögliche Nutzungsauflagen ist mittlerweile positiv beschieden. Noch ist kein Notarvertrag unterzeichnet. „Aber ein Riesenschritt ist getan. Nun können wir zumindest davon ausgehen, dass nicht von irgendwoher jemand lediglich mit Rendite-Interessen kommt und das Gelände ganz anders nutzen will“, ist Schulte-Gräfen froh über den Idealismus, den der neue Besitzer einbringt.

„Es ist eine einmalige Chance für die Region: Die AVV kann bleiben, ebenso eine kleine, bereits ansässige Firma. Und die Kultur bekommt das große Gebäude.“ Die Mieten decken dann die Betriebskosten. Ein Runder Tisch, bestehend aus Verbandsgemeinde Daun, Ortsgemeinde Schalkenmehren, Kreisverwaltung Vulkaneifel und Kreissparkasse, flankiert die kommende Kultursternwarte und signalisierte Unterstützung für den potenziellen Käufer.

Im Rahmen eines Semesterprojekts der Uni Mainz waren bereits Architekturstudierende vor Ort, welche ein Modell für die Baumaßnahmen entwickeln.

Jutta Schulte-Gräfen betont, dass weiterhin das meiste auf ehrenamtlichem Engagement basiere: „Geld haben wir nicht, aber jede Menge Motivation und Ideen. Damit kann man oft mehr bewegen als mit professioneller Hauptamtlichkeit.“ Und trotz des Dornröschenschlafs, den manche von außen vermuteten, habe sich bei Verein und Künstlergruppe Kultursternwarte in den letzten Monaten und Jahren viel hinter den Kulissen getan. „Zum aktuellen Kultursommer-Thema ‚Heimaten‘ gibt es ein hochkarätiges kleines Veranstaltungsprogramm auf der Sternwarte. Im vergangenen Jahr haben wir mit 17 Künstlern zum Thema ‚Impulse‘ gearbeitet, dazu findet eine Ausstellung in der Kreissparkasse statt. Es ist also viel los und wir freuen uns, wenn wir ab diesem Jahr endlich auch offiziell auf der Sternwarte loslegen können.“

Info: www.kultursternwarte.de

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