Schwielen und Schwierigkeiten

Vor hundert und mehr Jahren verirrte sich selten ein Ausländer in die Eifel, das "preußische Sibirien", und damit in den Kreis Daun; allenfalls mal ein englischer Maler, ein italienischer Steinmetz, ein gefangener französischer Soldat, ein niederländischer Fossiliensammler oder ein österreichischer Heiratsschwindler.

Heutzutage leben Menschen aus mehr als 90 Nationen im Kreis Daun, hat mein Freund Jupp herausgefunden. Darunter sind auch Flüchtlinge aus aller Welt, die man möglichst schnell wieder dahin bugsieren will, wo sie hergekommen sind. Jupp behauptet, dass man bei uns vom europäischen Asyl- und Menschenrecht nicht viel hält - das arme Deutschland! Im Kreis lebt eine Gruppe von etwa 40 Makaken, die eine Abschiebung nicht befürchten müssen; im Gegenteil. Sie wurden aus ihrer angestammten Heimat Nordafrika, ohne sie lange zu fragen, in die für sie fremde und manchmal kühle Eifel mit ausdrücklicher Billigung der zuständigen Behörden verfrachtet. Nun sind sie als "neueste Attraktion in ihrem Freigehege" im Wild- und Erlebnispark Daun zur Besichtigung und Belustigung freigegeben. Keiner schreit "Ausländer raus!" "Macaca sylvana" ist der wissenschaftliche Name der Makaken, auch Magot oder Berberaffe genannt. Walburga hat sich in einem ziemlich dicken Tierbuch schlau gemacht und gewisse Ähnlichkeiten zwischen den Makaken und unseren kleinen und großen Politikern festgestellt. Ich weiß, jeder Vergleich hinkt. Sie las mir dennoch genüsslich grinsend vor: "Makaken (oder Berberaffen) sind lebhaft und gelten als einigermaßen intelligent, sie leben in mäßig großen Horden und haben eine strenge Rangordnung, sie können sich mittels einer differenzierten Gestik und Lautsprache verständlich machen, gehen morgens und nachmittags auf Nahrungssuche, mittags ruhen sie und haben vom vielen Herumsitzen große blassrote Gesäßschwielen." So ist es irgendwie nachvollziehbar, dass die Makaken bei uns bestaunt und als Ausländer nicht ausgewiesen werden. Sie gefährden außerdem nicht die innere Sicherheit, denn Makaken sind bisher als Terroristen nicht aufgefallen, sie nehmen uns keine Arbeitsplätze weg (Ausnahmen möglich bei Artisten und drittklassigen Alleinunterhaltern) und beanspruchen keine Sozialleistungen (besonders wichtig!). Die Makaken haben ihr Bleiberecht verdient. Dann fragte Jupp noch: "Und was ist mit den 227 000 Menschen, die seit vielen Jahren in Deutschland leben, längst integriert und dennoch nur geduldet sind und mit einer Abschiebung rechnen müssen?" Von einer gerechteren Welt träumt auch

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort