So manches Mal geschluckt

HILLESHEIM. "Ein Autounfall, bei dem ich als Unbeteiligter hilflos am Straßenrand stand, war der Auslöser dafür, dass ich 1980 in die Feuerwehr eintrat." Nach 25 Jahren im Dienst tritt Peter Weyhofen (60) nun als Hillesheims Wehrführer ab und übergibt das Kommando an Helmut Schlösser.

 Wehrleiter Peter Weyhofen am Einsatzfahrzeug. Foto: Felicitas Schulz

Wehrleiter Peter Weyhofen am Einsatzfahrzeug. Foto: Felicitas Schulz

Die Verabschiedung von Wehrführer Peter Weyhofen (60) aus Altersgründen wird im Rahmen des Fests zum 125-jährigen Bestehen der Feuerwehr Hillesheim über die Bühne gehen. Zur Gründung der Wehr 1880 soll es gekommen sein, weil - wie ein Zeitzeuge niederschrieb - "die aufgebotene Mannschaft häufig kopflos durcheinander lief und jeder Unberufene raten und befehlen und keiner hören wollte". Zwei Jahrzehnte in vorderster Linie

Das hat sich seitdem grundlegend geändert. Anteil daran hat auch Peter Weyhofen gehabt, der zwei Jahrzehnte lang der Hillesheim Wehr vorgestanden hat. Bei der Wiederverleihung der Stadtrechte 1993 baute die Wehr einen Zunftständer auf dem Graf-Mirbach-Platz auf, der heute Einheimische mit Stolz erfüllt und Touristen nicht selten zum Staunen bringt. In Weyhofens Zeit fiel auch das größte Fest, das von der Wehr je ausgerichtet wurde: das Kreisfeuerwehrfest 1990, das mit dem 110-jährigen Bestehen der Hillesheimer Feuerwehr zusammenfiel. War es bis vor einigen Jahren nur den männlichen Bewohnern mit "Gott zur Ehr, den Nächsten zur Wehr" erlaubt, in der Wehr zu dienen, so gehören mittlerweile weibliche Wehrleute selbstverständlich zur Truppe - ein Verdienst von Weyhofen, der die Hillesheimer Jugendfeuerwehr ins Leben rief. Bei ihr meldeten sich erstmalig Mädchen an, und zwei von ihnen sind inzwischen in den aktiven Dienst aufgerückt. Ebenfalls auf Weyhofens Konto ging die Gründung des Feuerwehr-Fördervereins. Auf vielen Wegen versucht die Wehr, Geld zusammen zu bekommen. "Als Ausrichter des Kirmesfests erwirtschafteten wir bisher drei Einsatzfahrzeuge, Funkmeldeempfänger und Handfunkgeräte für unsere Wehr", berichtet der scheidende Wehrführer. Zudem: Weil die Einteilung im Feuerwehrhaus nicht mehr zweckmäßig war, gab es einen selbst finanzierten Umbau. Das alles bezeichnet Weyhofen als sein Hobby und zugleich als Abschalten vom Beruf des Produktionsleiters einer Molkerei. "Und geht der Piepser, dann ist mein Mann weg", berichtet seine Frau Anita. "Und mit den Jahren wuchs bei mir die Angst", ergänzt sie. Denn der Job ist alles andere als ungefährlich. Verkehrsunfälle mit Todesfolge und große Brände auf Bauernhöfen stuft der erfahrene Feuerwehrmann als die schwersten Einsätze ein. Und da Unglücke sich nicht nach dem familiären Terminkalender richten, kam es in den Jahren auch schon vor, dass beispielsweise an Silvester der Piepser anging. "Da waren fälschlicherweise wir Hillesheimer alarmiert worden, doch egal: Alles sauste hin zum Autounfall am Bewinger Berg, um der jungen Frau, die schwer verletzt war, zu helfen - in der Hoffnung, dass sie durchkommt." Gemeinschaftssinn und Kameradschaft zeichnen die Wehr laut Weyhofen besonders aus. Das zeige sich besonders bei den Einsätzen - aber auch in der Freizeit: So wird alljährlich Feuerwehrkarneval gefeiert. "Und plötzlich geht da die Tür auf, und herein kommt auf Krücken die Frau, die wir an Silvester gerettet haben. Da mussten schon viele von uns schlucken und waren froh, dass der Einsatz so erfolgreich gewesen war", erzählt Peter Weyhofen, einer von bislang vier Karnevalsprinzen aus den Reihen der Feuerwehr. Diese Prüfung hat sein Nachfolger Helmut Schlösser bereits bestanden. Ihm wünscht Weyhofen viel Glück und denkt im Geheimen bereits an die nun anbrechende Zeit in der von ihm gegründeten Altersabteilung der Feuerwehr.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort