Gesellschaft Sehr ernstes Thema amüsant verpackt

Daun · Sozialpädagogin Gisela Braun informiert im Forum Daun über sexuellen Missbrauch an Kindern.

 Die Broschüren fanden reißenden Absatz.

Die Broschüren fanden reißenden Absatz.

Foto: TV/Lydia Vasiliou

Dass man bei einem ernsten Thema auch lachen kann, bewies die Pädagogin, Autorin und Fachreferentin für Kinder- und Jugendschutz in Köln, Gisela Braun, bei ihrem Vortrag vor rund 500 Besuchern im Forum in Daun. Das Thema: Sexueller Missbrauch an Mädchen und Jungen – Wie können Eltern vorbeugen?

Es sei kein einfaches Thema, betonte Gisela Braun, aber „es ist nichts Ehrenrühriges dabei, auch mal zu lachen“. Und das blieb  nicht aus bei ihrem lockeren Vortrag, in dem sie mal in die Rolle eines Erwachsenen und mal in die eines Kindes schlüpfte. Braun sprach von Grenzverletzungen, die dem Kind das Gefühl geben könnten „an meinen Körper kann jeder ran“. So sollten Großeltern nicht auf einem Küsschen bestehen, wenn das Kind es nicht will und schon gar keine Drohung aussprechen „dann nehme ich die Schokolade wieder mit“ oder Ähnliches.

Braun bringt das Beispiel des Schwimmlehrers, der von seinen Schützlingen verlangt, ohne Badehose zu duschen und mit praktischem Beispiel vorangeht, weil er angeblich eine gründliche männliche Körperhygiene demonstrieren wolle. „Kinder setzen sich selbst eine Schamgrenze, Basis jeder Prävention ist die Kultur der Grenzhaltung“.

85 Prozent der Täter seien Männer, weiß die Referentin, „man muss wissen, wie die Strategien aussehen“. Wenn Kinder zuhause etwas erzählen wollen, dann müsse man zuhören. Ganz falsch sei es eine „Welle“ zu machen. Das Kind ziehe sich ansonsten zurück und denke, „ich bin schuld, dass die Mama jetzt weint oder der Papa sich so aufregt“ und habe vor allem Angst, dass es zum Beispiel nicht mehr Fußball spielen oder im jeweiligen Verein bleiben dürfe. Eltern müssten dem Kind glauben, sich Zeit nehmen und Fragen stellen, denn „Kinder können nicht so gut darüber reden“, stellt Braun fest.

Sexueller Missbrauch sei eine geplante Tat, das Interesse an Kindern beginne beim Täter schon sehr früh. Braun: „Der Täter geht dahin, wo Kinder sind.“ Etwa in Geschäften mit neuen Medien, in die Ferienfreizeit, ins Ehrenamt, aber auch ins engere Umfeld – oder sie sind in der Familie selbst.

Es gebe viele Mythen hinsichtlich sexuellen Missbrauchs – etwa, dass Jugendliche mit ihrer Kleidung provozierten. „Mädchen ziehen sich nur so schrecklich an, weil es zur Pubertät gehört“, sagt Braun und fügt hinzu: „Drei-, Fünf- oder Siebenjährige können nicht verführen, der Erwachsene ist verantwortlich – immer!“

Missbrauch habe mit Macht und Gewalt zu tun an jemandem, der schwächer sei, daher sei Erziehung zum Selbstbewusstsein gefordert. Und bei Kindern gut auf Grenzen achten. Eltern müssten als Vorbild auch Nein sagen können. Kinder dürfen bestimmen, wenn es um Zärtlichkeiten gehe. Das Wesentliche in der Prävention ist laut Gisela Braun: „Jedes Kind braucht einen Menschen, von dem es geliebt wird.“

Infos unter www.ajs.nrw.de

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