Unterwegs mit Krone und Sammelbüchse

Daun/Jünkerath · Caspar, Melchior und Balthasar ziehen wieder durch den Kreis. Doch während in Hillesheim und Daun an jede Tür geklopft wird, plagen die Gerolsteiner Nachwuchssorgen. In Jünkerath fällt die Aktion komplett aus.

 Im Einsatz: Chantal Isabel Gentsch (10), Sebastian Ludwig (13) und Silke Wochmin (11, von links) sammeln und singen in Daun.TV-Foto: Tobias Senzig

Im Einsatz: Chantal Isabel Gentsch (10), Sebastian Ludwig (13) und Silke Wochmin (11, von links) sammeln und singen in Daun.TV-Foto: Tobias Senzig

Daun/Jünkerath. Wo Sebastian (13), Silke (11) und Chantal (10) gestern auftauchen, verbreiten sie gute Laune: Die drei sind als Sternsinger im Dauner Krankenhaus unterwegs. Als heilige drei Könige verkleidet gehen sie durch die Gänge des Hospitals und sammeln Spenden für bedürftige Kinder. Vor jedem Krankenzimmer bleiben sie stehen und singen: "Wir wünschen euch ein fröhliches Jahr - Caspar, Melchior und Balthasar."
Die Patienten sind begeistert. "Ich finde das einfach großartig", sagt eine Frau, die in einem Bett auf Station 7 liegt. Und auch den Kindern macht ihr Auftritt Spaß: "Ich mache das sehr gerne. So bin ich in den Weihnachtsferien beschäftigt", sagt Sebastian, während er mit Kreide den Sternsinger-Segen "C+M+B" an den Türrahmen des Zimmers schreibt - "Christus mansionem benedicat", Christus segne dieses Haus.
Doch nicht überall wird in diesem Jahr der Segen gespendet. Mitgliederschwund bei den Kirchen und fehlender Nachwuchs macht auch den Sternsingern zu schaffen. In einigen Dörfern in der Vulkaneifel laufen sogar überhaupt keine Segensspender mehr durch die Straßen. Andere dagegen sind mit Nachwuchs gut bestückt.
"Jedes Jahr rufen bei mir Menschen an und fragen, ob sie den Haussegen gebracht bekommen", erzählt Pfarrer Reinhard Mallmann von der Pfarrei St. Antonius in Jünkerath. "Denen sage ich: Wenn die Eltern uns ihre Kinder schicken, liebend gerne." Aber in Jünkerath schicken nur noch wenige ihre Kinder in die Kirche - und zum Sternsingen, da kommt gar keiner mehr "Wir müssen uns damit abfinden - für St. Antonius gibt es kein Sternsingen mehr", sagt Mallmann.
Schon seit drei Jahren sei das so. "Das ist aber ein spezifisches Problem von Jünkerath", meint der Pfarrer. Denn hier gebe es vergleichsweise wenig Kinder. "Hinzu kommt, dass Jünkerath kein gewachsener Ort ist, wie die Dörfer drumherum." Dort funktioniere das Sternsingen nämlich auch in diesem Jahr, freut sich Mallmann. "In allen anderen Gemeinden an der Oberen Kyll sind die Sternsinger am Sonntag unterwegs."
Nachwuchsprobleme haben auch die Gerolsteiner Sternsinger. "Beim Vorbereitungstreffen waren nur sechs Kinder und vier Jugendliche", erzählt Annette Schlüter. Die Gerolsteiner Gemeindereferentin hat deshalb Verstärkung aus den Nachbarorten angefordert. "Die Kinder aus den anderen Dörfern wollen uns unterstützen. Eine tolle Sache!" sagt sie.
Die Ehrenamtlichen und Eltern in den Pfarreien geben sich viel Mühe, um die Kinder beim Spenden- und Süßigkeitensammeln zu unterstützen. Mitgebrachter Kakao soll die Kleinen auf dem Weg von Tür zu Tür wärmen, schwere Sammeltaschen können in bereitstehende Autos deponiert werden. Und mittags gibt es ein gemeinsames Essen im Pfarrheim.
Trotzdem wird auch in Gerolstein wohl nicht jedes Haus von den Sternsingern gesegnet werden können. Annette Schlüter: "Es gibt auch dieses Jahr wieder Straßen, wo wir nicht hinkommen, und wir müssen schauen, wo die Kinder möglichst viele Menschen antreffen, damit sie nicht so weit laufen müssen."
Sind die Sternsinger von heute etwa nicht mehr in Form? "Die Kinder vom Computer wegzubringen, ist nicht einfach", sagt Stefanie Peters. Die 32-Jährige ist Gemeindereferentin in Hillesheim. "Es wird immer schwieriger, sie dafür zu gewinnen, den ganzen Tag draußen umherzulaufen." Personalsorgen haben die Hillesheimer in diesem Jahr trotzdem nicht: "Jede Straße in der Pfarreiengemeinschaft ist abgedeckt", sagt Peters.
Nach Hillesheim selbst kommen die Sternsinger am Samstag und am Sonntag. In die anderen Orte im Hillesheimer Land am Sonntag.
Die drei Dauner Kinder laufen derweil über den Gang von Station 6 im Krankenhaus, der Abteilung für Psychosomatik. Vor dem Untersuchungszimmer hält Silke an. "Sollen wir hier nicht auch den Segen dranschreiben?" fragt sie die anderen. Die drei Sternsinger diskutieren. Schließlich entscheiden sie sich dagegen und wenden sich dem nächsten Patientenzimmer zu.
In der Pfarrei St. Nikolaus in Daun ist man stolz darauf, dass man es trotz der sinkenden Teilnehmerzahlen in den vergangenen Jahren immer geschafft hat alle Straßen der Kreisstadt abzulaufen. "Ich denke, wir packen es auch in diesem Jahr", erzählt eine Frau aus dem Sternsinger-Organisationsteam.
Konfessionelle Vorgaben gibt es übrigens keine, darin ist man sich in allen Pfarreien einig. "Es geht nicht um religiöse Kategorien - es geht um die Solidarität mit ärmeren Menschen", sagt die Hillesheimer Gemeindereferentin Stefanie Peters. "Bei uns machen auch evangelische Kinder mit - und das finde ich sehr schön."Extra

"Segen bringen, Segen sein" - so lautet das Motto der 55. Sternsinger-Aktion. Im Jahr 2013 unterstützt die Aktion rund 2000 Hilfsprojekte für Kinder auf der ganzen Welt. Partnerland ist in diesem Jahr das afrikanische Tansania. 2012 machten deutschlandweit eine halbe Million Sternsinger mit. Sie sammelten insgesamt 42,4 Millionen Euro. Damit ist die Aktion eine der erfolgreichsten Spendensammelaktionen Deutschlands. Dass auch nicht-katholische Kinder mithelfen, ist gar nicht so ungewöhnlich. "Es sind auch muslimische Kinder dabei. Alle dürfen mitmachen", sagt Urte Podszuweit vom Kindermissionswerk in Aachen, das die Aktion jedes Jahr organisiert. sen

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