VERKEHR

GEROLSTEIN. Anwohner der Lissinger Straße gehen auf die Barrikaden: Sie schimpfen über Raserei und ein zu hohes Verkehrsaufkommen. Die Gefahr für Fußgänger sei enorm. Sie fordern verkehrsberuhigende Ausbauten. In wieweit die möglich sind, wollen die Verkehrsbehörden nun prüfen.

"Haustiere wie beispielsweise Katzen werden andauernd überfahren. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis ein Kind auf dem Schulweg unter die Räder eines rasenden Autos kommt", wagt Hans Oehms, Anwohner der Lissinger Straße, eine düstere Prognose. Im oberen Teil der Straße liegt die Regionale Schule, die mehrere hundert Schüler besuchen. Viele Schüler aus dem umliegenden Wohngebiet müssen die Lissinger Straße auf ihrem Schulweg überqueren. Birgit Olzem, vierfache Mutter, teilt Oehms Sorge: "Es ist nur Glück, dass bisher noch nichts Schlimmes passiert ist. Die Gefahr ist extrem. Ich bin oft geschockt, wie schnell die Autos angerast kommen." Die zweifache Mutter Lia Wülferath sieht auch keine Verbesserung darin, dass die Anlieger ihre Privatwagen auf der Kreisstraße Nummer 32 parken. Sie schildert ihre Beobachtungen: "Trotz der parkenden Autos verlangsamt kaum jemand die Geschwindigkeit. Die meisten geben extra Gas, um rasch am Hindernis vorbei zu kommen.""Es ist immer schlimmer geworden"

Elisabeth Koltes lebt seit 1967 in der Lissinger Straße. Die Seniorin sagt: "In den vergangenen Jahren ist es immer schlimmer geworden. Ich muss richtig Anlauf nehmen, um über die Straße zu kommen, weil so viele Autos die Straße benutzen." Die Zahlen, die dem Landesbetrieb Straßen und Verkehr (LSV) aufgrund von Messungen vorliegen, bestätigen ihr Empfinden. LSV-Verkehrsingenieurin Simone Schäfer sagt: "Mit 2660 Fahrzeugen pro Tag liegt die Frequenz für eine Kreisstraße sehr, sehr hoch. Der Landesdurchschnitt beträgt 800 Autos." Bisher habe sie allerdings noch keine Beschwerde auf dem Tisch gehabt. Sie verspricht aber: "Wir können gemeinsam mit der Polizei und der Verwaltung ein Gespräch vor Ort anbieten. Die Sorgen der Anlieger kann ich sehr gut nachvollziehen." Verkehrsberuhigende Veränderungen könnten diskutiert werden, sagt Schäfer weiter. Allerdings müsste der LSV für alle Kosten verursachenden Aktionen zur Rechtfertigung Fakten vorlegen. Dazu müssten neue Messungen sowohl über die Frequenz als auch über die Geschwindigkeit gemacht werden. Hermann-Josef Wirp, Leiter des Gerolsteiner Ordnungsamts und Willi Hoffmann, Leiter der Gerolsteiner Polizeiwache, staunen über die Beschwerden der Anwohner. Unisono sagen sie: "Bisher ist bei uns keine Beschwerde eingegangen." Beide signalisieren Gesprächsbereitschaft. Wirp meint: "Das Warngerät mit der Geschwindigkeitsanzeige ,Sie fahren…‘ aufzustellen, wäre kein Problem, aber auch nur eine vorübergehende Lösung." Polizeichef Hoffmann sagt: "Wir haben bei sporadischen Messungen nichts Auffälliges festgestellt. Und einen Unfallschwerpunkt gibt es in der Lissinger Straße auch nicht." Allerdings meint auch er, dass "Teile der Straße zum zu schnellen Fahren verleiten". Auch bestätigt er die Vermutung der Anlieger, dass die Lissinger Straße aus Richtung Prüm zunehmend als Abkürzung in die Gerolsteiner Innenstadt genutzt wird. "Morgens und abends ist der Verkehr extra stark", sagt Anwohnerin Wülferath mit Blick auf den Berufsverkehr. Tatsächlich beobachten die Anwohner "sehr viele Autos mit Bitburger Kennzeichen". Hans Oehms meint: "Mich stören die Autos nicht, nur die Raserei." Er hält selbst 50 Stundenkilometer für zu schnell: "Es ist äußerst gefährlich, die Straße zu kehren. Oft muss ich dabei auf die Seite springen.""Die kommen regelrecht angeschossen"

Die Anwohner bezeichnen das Teilstück zwischen der Abzweigung Laroche-Straße und Am Rasbach als "das schlimmste". Hilde Oehms erzählt: "Die kommen regelrecht übers Knippchen an der Kreuzung Laroche-Straße geschossen, bevor sie in der lang gezogenen Rechtskurve stadtauswärts richtig aufdrehen." Hans Oehms will das Angebot der LSV-Verkehrsingenieurin Schäfer für ein Gespräch vor Ort aufgreifen. Birgit Olzem freut sich: "Endlich wird nicht nur geschimpft, sondern es wird was getan."

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