Viele Miezen und kein Heim

SCHUTZ. Die Betreiberin des Hotels "Binsenmühle" ist seit zwei Monaten nicht mehr in Schutz. Warum sie verschwunden ist, ist unklar. Unklar ist auch, wer sich um ihre 14 Katzen kümmert. Zwei Tierschützerinnen sind aufgebracht, aber die von ihnen eingeschaltete Behörden (Kreisveterinäramt und Verbandsgemeinde Daun) lehnen jede Verantwortung ab.

"Wie kann ein Tierhalter nur seine Zöglinge unversorgt zurücklassen? Das ist doch ein Verbrechen", schimpft Martha Hens aus Weidenbach. Sie walkt täglich mit einer Damenriege an dem Hotel "Binsenmühle", das inmitten des Waldes zwischen Desserath, Schutz und Weidenbach liegt, vorbei. "Ich krieg 'nen Fön, wenn ich die hungrigen Katzen seh. Da muss sich doch das Veterinäramt drum kümmern, weil das eindeutig Tierquälerei ist", meint die Seniorin. Sie hat Anfang August bei der Kreisverwaltung angerufen. "Sie haben versprochen, sich zu kümmern, aber bisher ist nichts passiert", meint sie. Heinz-Peter Hoffmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung, erklärt: "Noch am gleichen Tag war Dr. Naujok vor Ort. Er sah keinerlei Gründe, die ein Einschreiten erforderlich machten." Der Veterinär habe nur sechs Katzen gezählt, "die bestens gefüttert" gewesen seien. Mittlerweile gibt es mehrere Katzenbabys

Das bringt die Tierschützerinnen auf die Palme. Gisela Schüller, eine der drei Nachbarn der Binsenmühle, berichtet: "Es waren zuerst 14 Katzen und zwei davon haben mittlerweile schon wieder geworfen." "Wenn da nichts passiert, sind es nächstes Jahr 70 Katzen", rechnet Hens vor. Tierschützer sprechen von einem "Alibi-Besuch" des Veterinärs. Swetlana Gabricevic von der privaten Tierhilfe Daun-Wittlich bezeichnet den Zustand der Katzen als "elendig". Sie sagt: "Die Jungen sind ausgehungert und erbrechen immer wieder Würmer. Das ist kein Zustand. Wegschauen ist bestimmt nicht die Lösung." Nach ihrer Einschätzung nehmen derartige Vorfälle in der Region permanent zu. Alleine in der vergangenen Woche erhielt sie mehrere Anrufe, um insgesamt 26 Katzen aufzunehmen. Gabricevic klagt: "Unsere private Initiative kann das nicht mehr finanzieren. Wir sind bereit, die Tiere an der Binsenmühle einzufangen und zum Tierarzt zu bringen, aber die Kosten können wir nicht übernehmen." Sie befürchtet das Schlimmste: "Die Tiere umzubringen kann nicht sein. Man kann nicht einfach totschlagen, was unbequem ist." Hens und Schüller hofften beim Ordnungsamt der Verbandsgemeinde Daun auf Rettung. Fehlanzeige. Arnold Schneider erklärt: "Da es keine Fundtiere sind, ist die Kreisverwaltung zuständig." Hens wurde von seinem Kollegen an Gabricevic verwiesen. Das Hin- und Hergezerre lassen die Damen nicht gelten. "Irgendeiner muss doch die Verantwortung übernehmen", fordert Hens. Die Tierhalterin ist bisher weder offiziell angezeigt noch von den Behörden ermittelt worden. Hotelbetrieb ohne Konzession

Während des TV-Besuchs am Waldhotel "Binsenmühle" erscheint zufällig ein Geldeintreiber eines großen Energiekonzerns. Auch er sucht vergeblich nach der ehemaligen Hotelbetreiberin. Briefe, Anrufe - alles sei bisher vergeblich gewesen, obwohl das Telefon noch eingeschaltet sei, meint er. Vermutlich Ostern sollen die letzten Gäste im Waldhotel "Binsenmühle" beherbergt worden sein. In einem Hotel, das angeblich seit längerem keine Konzession mehr für den Hotelbetrieb hat. Klarheit über Eintragungen beim Einwohnermeldeamt oder Konzessionsregister wollte Schneider aus Datenschutzgründen nicht einbringen. Private Tierhilfe Daun-Wittlich, Konto 143651 bei der Kreissparkasse Daun (BLZ 58651240)

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