Von "atemberaubend" bis "literatisch wertlos"

Daun · Der aus Daun stammende Journalist und Schriftsteller Christoph Schmitz hat bei der traditionsreichen Kulturkreis-Veranstaltung "Bücherherbst" ein Dutzend Titel als lesenswert empfohlen oder - in einem Fall - von der Lektüre abgeraten.

 Der Literaturexperte Christoph Schmitz wirbt gerne für lesenswerte Bücher. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Der Literaturexperte Christoph Schmitz wirbt gerne für lesenswerte Bücher. TV-Foto: Brigitte Bettscheider

Daun. Wenn Christoph Schmitz (52) die etwa 80 Zuhörer im Forum Daun mit "liebe Familie und Freunde, liebe ehemaligen Lehrer und Mitschüler" begrüßt, ist eine Frage schon beantwortet. Die Frage nämlich nach der Motivation eines vielbeschäftigten Kulturredakteurs aus Köln, alljährlich im Herbst in der kleinen Kreisstadt in der Eifel einen hochkarätigen Literaturabend zu geben. Denn in der Hauptsache berichtet Christoph Schmitz im Deutschlandfunk und in Zeitungen und Zeitschriften über das literarische Leben, über Opernpremieren in Paris, London und Venedig, er moderiert, und er nimmt neue Kinofilme unter die Lupe. "Es ist meine tiefe Verbundenheit mit Daun", begründet er im Gespräch mit dem TV das Festhalten an dem 1997 ins Leben gerufenen "Bücherherbst" - "trotz vollen Programms und Terminkalenders", wie der Kulturkreis-Vorsitzende Roy Coppack in seiner Begrüßung einräumte.
Dieses Mal rollte Christoph Schmitz - selbst auch Schriftsteller (siehe Extra) - die Welt der Bücher zwischen den beiden Romanen "Königsallee" von Hans Pleschinski ("ein herrlich unterhaltsamer Roman mit witzigen Auftritten der Familie Thomas Mann") und "Die Abenteuer des Joel Spazierer" von Michael Köhlmeier ("ein atemberaubendes Werk mit viel Ironie") auf.
Originaltöne und Fotografien


Ergänzt um Originaltöne und Fotografien von den Autoren und Titelseiten warb Schmitz für die Geschichten um Geheimdienste ("Honig" von Ian McEwan), besondere Gebäude und Tapeten ("Die Sonnenposition" von Marion Poschmann) und die bewegenden Tagebücher des an Parkinson erkrankten Imre Kertesz. Er empfahl Volker Reiches gemalte Biografie "Kiesgrubennacht" und Dieter Borchmeyers Buch über Richard Wagner. Altersweise seien Peter Handkes Abhandlungen über den "Stillen Ort" und den "Pilznarren", rätselhaft Peter Nadas\' "Lichtgeschichten" und "Schattengeschichten". Norbert Scheuer und der Fotograf Andreas Erb hätten mit dem Bildband "Von hier aus" ein wahrhaft schönes, stilles Eifelbuch herausgebracht, sagte Schmitz. Als Klassikerempfehlung gab er Friedrich Hölderlin und dessen Botschaft, dass Kunst den Menschen heilen könne. Keineswegs zu empfehlen, da literarisch wertlos, sei hingegen der von dem Brasilianer Paulo Lins verfasste Roman "Seit der Samba Samba ist". bb
Extra

2009 erschien mit dem Kinderbuch "Drachentod und Zauberflöte - Geschichten von der Opernbühne" das erste Buch von Christoph Schmitz. 2012 kam mit "Das Wiesenhaus" sein erster Roman auf den Markt. Anfang 2015 wird sein Jugendbuch "Flüchten und fliegen" veröffentlicht. bb

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