Von der Straße auf die Schiene

GEROLSTEIN. Rund zwei Millionen Euro kostet ein Projekt zweier Eifeler Logistikunternehmer, mit dem sie mehr Güter von der Straße auf die Schiene bringen wollen. Das Prinzip: Ein ganzer Zug mit 24 so genannten Wechselbrücken-Waggons wird in Gerolstein mit LKW-Containern beladen und fährt durch bis zum Zielort.

 Teurer Kraftprotz: 430 000 Euro kostete der Spezialstapler der Marke Ferrari, mit dem die LKW-Container auf die Bahnwaggons im Gerolsteiner Bahnhof gehievt werden.Foto: Gabi Vogelsberg

Teurer Kraftprotz: 430 000 Euro kostete der Spezialstapler der Marke Ferrari, mit dem die LKW-Container auf die Bahnwaggons im Gerolsteiner Bahnhof gehievt werden.Foto: Gabi Vogelsberg

"Hier geht es um Ganzzüge mit einem festen Zeitplan", erklärt Logistiker Herbert Rothschild. Und der exakte Ablauf ist Knackpunkt, Vorteil und Verkaufsargument zugleich. "Bei den Ganzzügen geht kein Waggon verloren, alle werden in Gerolstein angehängt und bleiben dran bis Berlin", führt Hans Ludwig, der gemeinsam mit Rothschild den Grundstein gelegt hat, weiter aus. Anders als bei DB Cargo: Dort werden einzelne Waggons von Güterbahnhof zu Güterbahnhof gefahren und immer wieder neu zusammengesetzt, bis sie endlich ihr Ziel erreichen.Die beiden Spediteure, Ludwig aus Dockweiler und Rothschild aus Stadtkyll, haben mit der Bahn Vereinbarungen ausgehandelt: In der momentanen Probephase verlassen jede Woche zwei Güterzüge Richtung Wustermark bei Berlin den Gerolsteiner Bahnhof zu festen Terminen. An den Verkehrsknotenpunkten muss dem Zug aus Gerolstein bei Verzögerungen die nächstmögliche Weiterfahrt gewährt werden. Weitere Routen sind in Planung, beispielsweise nach Hamburg.Noch sind die Kunden skeptisch. "Weil ihre Erfahrungen mit der Bahn nicht immer positiv waren", erklären Ludwig und Rotschild. Der Gerolsteiner Brunnen ist als einer der ersten dabei. Mit anderen Unternehmen aus der Region sind die Logistiker noch in Verhandlung. "So viel ich weiß, ist das Ganzzug-Prinzip auch im Trierer Güterbahnhof nicht auf der Angebotsliste", sagt Rothschild.Als Subunternehmer haben die Spediteure die Vulkan-Eifel-Bahn (VEB) mit ins Boot genommen - als Frachtführer. "Das heißt, dass VEB Waggons sowie Loks stellt und wir ihnen ein festes Entgelt für jede Tour zahlen", erklärt Rothschild. In der Pauschale ist auch die Nutzungsgebühr für Trasse und Gleise enthalten. Die Bahn AG bleibt außen vor.Maut-Regelung eröffnet neue Perspektiven

Mit dem neuen Transportweg eröffnen sich für die Logistiker noch andere Perspektiven. "Bis zum Eintritt der Maut subventionieren wir die Fahrten, danach können wir den Vorteil der Bahnstrecke nutzen", erklärt Ludwig. Ab 1. September fallen für eine LKW-Fahrt von Gerolstein nach Berlin und zurück etwa 180 Euro Maut-Gebühr an. Ein Ganzzug fasst 24 LKW-Ladungen, und die Kunden müssen ab September die Maut-Umlage zahlen, egal auf welchem Weg die Ware transportiert wird.Etwa 1,2 Millionen Euro werden in den Umschlagplatz Gerolstein investiert. "Allerdings wird das Projekt von Bund und Kreis erheblich gefördert", berichtet Ludwig. Genauere Angaben macht er nicht. Alleine der Spezialstapler der Marke Ferrari kostete 430 000 Euro. Der Maschinenkraftprotz wird gebraucht, um die Container vom LKW auf den Waggon zu hieven. Außerdem ist er flexibler als ein Kran auf Gleisen. Handicap im Gerolsteiner Terminal: Der Ganzzug mit 24 Waggons, sprich 48 Wechselbrücken, ist 500 Meter lang und muss auf drei Gleisen geladen werden. Dann hat die Lok 1200 Tonnen zu ziehen. Die Hälfte ist Fracht.Rothschild/Ludwig schaffen mit dem neuen Transportweg in der Eifel bis zu fünf neue Arbeitsplätze: speziell ausgebildete Staplerfahrer, LKW-Fahrer und eine Disponentenstelle. Zusätzlich zu den 1,2 Millionen Euro für den Umschlagplatz haben die Logistiker 100 neue Container für 50 LKW bestellt. Kosten: 850 000 Euro. 16 Container sind schon da, der Rest ist gemietet. Zug um Zug werden sie ersetzt.

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