"Vor Erleichterung geweint"

BODENBACH. 1998 hatte sich Regina Jung bei einem Blutspendetermin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) typisieren lassen. Inzwischen hat sie zweimal Knochenmark für ein an Leukämie erkranktes 14-jähriges Mädchen gespendet.

 "Einfache Art, einem Menschen zu helfen": Blutspenderin Regina Jung. Foto: Brigitte Bettscheider

"Einfache Art, einem Menschen zu helfen": Blutspenderin Regina Jung. Foto: Brigitte Bettscheider

"Bitte rufen Sie mich an, wenn Sie aus dem Urlaub zurück sind." Regina Jung - Bankkauffrau, 47 Jahre alt, verheiratet, zwei Söhne, ein Enkelkind, - hat den Brief vom Juli 2004, in dem nicht viel mehr als die zitierte Bitte steht, vor sich auf dem Tisch liegen. Absender ist die Ärztin Carla Kreissig vom Institut für Transfusionsmedizin in Breitscheid bei Düsseldorf. Regina Jung hat die Medizinerin ein Dreivierteljahr zuvor bei einer Knochenmarkentnahme kennen gelernt. Beim Telefonanruf erfährt sie, dass es "ihrem" Mädchen nicht gut gehe, dass die Blutwerte sich verschlechtert haben. Und dann die Frage der Ärztin: "Sind Sie bereit, ein weiteres Mal Knochenmark zu spenden?" Regina Jung zögert keinen Augenblick und unterzieht sich kurz darauf zum zweiten Mal innerhalb von zehn Monaten der fünfstündigen Entnahmeprozedur. "Ihr" Mädchen: Das ist eine unbekannte 14-Jährige, deren Knochenmark mit dem von Regina Jung übereinstimmt. Dass es überhaupt zur Spende kam, hat eine Vorgeschichte, die Franz-Josef Schneider aus Kelberg, Referent für Öffentlichkeitsarbeit beim DRK-Blutspendedienst West, dem TV erläutert. 1998 fanden auf Initiative der Ehefrau und der Kollegen eines leukämiekranken Polizisten (der TV berichtete) erstmals in Rheinland-Pfalz bei DRK-Blutspendeterminen Typisierungen statt. Auch die regelmäßige Blutspenderin Regina Jung erfuhr in diesem Zusammenhang von der Möglichkeit, 20 Milliliter Blut mehr zu spenden, und ließ sich typisieren. "Ewig und drei Tage" hörte Regina Jung nichts - bis im Januar 2004 angefragt wurde, ob sie zu weiteren medizinischen Untersuchungen bereit sei. Die Untersuchungen fanden statt, die Rückmeldung lautete: negativ. Das Ganze wiederholte sich im Sommer des gleichen Jahres. Doch im November wurde es ernst. Der Anruf der Breitscheider Ärztin erreichte Regina Jung am Bankschalter: "Wir benötigen Ihr Knochenmark für ein 14-jähriges Mädchen." Regina Jung erinnert sich detailliert an den Ablauf: die Vorstellung im Institut für Transfusionsmedizin, die umfassende Aufklärung, die Untersuchung, die Vorbereitung zu Hause, schließlich die Entnahme. "Es hat nicht weh getan, und es war beruhigend, dass jemand Tag und Nacht für mich erreichbar war", sagt Regina Jung. Ihre Motivation erklärt sie so: "Es ist eine einfache Art, einem schwer kranken Menschen zu helfen. In diese Situation könnten ich selbst und meine Familie ja auch kommen." Sechs Wochen nach der ersten Entnahme erfährt sie, dass es der jungen Patientin gut gehe. "Da habe ich geweint vor Erleichterung." Zehn Monate später verläuft auch die zweite Spende ohne Komplikationen. Infos zum Blutspenden und Typisieren: DRK-Blutspendedienst West, Telefon 0800/1194911, Internet: www.blutspendedienst-west.de.

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