Wetter Wassermassen, Schlammlawinen, Hagel: Erinnerungen an 2016 werden wach

Daun/Darscheid/Sarmersbach · Zwölf Wehren, das THW und die Polizei waren am Sonntag nach dem schweren Gewitter in erster Linie in der Verbandsgemeinde Daun im Dauereinsatz. Unter dem Strich geht es aber glimpflicher aus als vor zwei Jahren.

 Voll erwischt: Der sonst so kleine Sarmersbach schwillt binnen kurzer Zeit zu einem reißenden Fluss an und schwemmt Bäume und Erde mit.

Voll erwischt: Der sonst so kleine Sarmersbach schwillt binnen kurzer Zeit zu einem reißenden Fluss an und schwemmt Bäume und Erde mit.

Foto: TV/Helmut Gassen

Von Stephan Sartoris und Helmut Gassen

Manch einer wird an diesem Sonntagabend ein Déjà-vu-Erlebnis gehabt haben: Die sonst so ruhige Lieser wird wie vor ziemlich genau zwei Jahren nach einem heftigen Gewitter wieder zu einem reißenden Fluß und tritt über die Ufer. Die Feuerwehren und das THW sind im Einsatz, und auch sie sind schnell vor Ort: die Schaulustigen, die filmen und fotografieren.

Aber schnell ist klar: Ganz so schlimm wie 2016 wird es nicht. Damals werden mehrere Unternehmen in Daun betroffen, als die Lieser Betriebe im Industriegebiet in Rengen unter Wasser setzt. Beim direkt am Bachlauf gelegenen Dauner Sprudel muss wegen der Überflutung die Produktion eingestellt werden. Erst Wochen später läuft sie wieder an, allein bei dieser Firma wird der Schaden auf mehrere Millionen Euro geschätzt.

Aber auch wenn es glimpflicher abgelaufen ist, bescheren die Überflutungen beispielsweise auch dem TuS Daun wieder „jede Menge Arbeit“, sagt der Vorsitzende Frank Wieber. Die Anlagen im Liesertal haben es wieder erwischt, der Sand des Beachplatzes ist mit einer Schlammschicht überzogen. „Erst mal trocknen lassen, vielleicht kriegen wir das Zeug dann wieder ab“, hofft Wieber.

Unwetter in der Vulkaneifel und im Hunsrück
38 Bilder

Unwetter in der Vulkaneifel und im Hunsrück

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Foto: TV/Stephan Sartoris

In Sarmersbach schiebt sich gegen 18 Uhr eine dunkle Wolke den Ort. Binnen kürzester Zeit geht es los: Dicke Hagelkörner fallen vom Himmel, sie schlagen ein wie Geschosse. Das Dorf gleicht wegen des Hagels einer Winterlandschaft. Gullydeckel werden von den Wassermassen hoch gedrückt, die Kanalisation schafft es einfach nicht mehr. Der kleine, fast ausgetrocknete Sarmersbach wird binnen kurzer Zeit zum Fluss, reißt ganze Bäume und viel Erdreich mit. Neben dem Wohnhaus von Heinrich Kaspers bahnt sich eine fast 20 Meter breite Lawine aus Hagelkörnern, Gestein und Erde von einem weit entfernt liegenden Acker ihren Weg, auch am anderen Ende des Dorfs aus Richtung Darscheid überschwemmt Erde ein ganzes Tal. Beim Energiehof Pauly wird geschlagenes Holz in den Sarmersbach geschwemmt und kilometerweit mit transportiert.

Bei Sandra und Andreas Gyr am Ortsausgang kommt die braune Brühe ins Wohnzimmer. Die Hagelkörner durchschlugen bei Familie Jungels das Plexiglasdach eines Holzschuppens, bei Hubert Pauly wurde das Kunststoffdach eines Hühnerhauses durchschlagen. Obstbäume werden entlaubt, in den Gärten werden Erdbeeren, Kohl oder Salat vom Hagel regelrecht zerschlagen.

„So etwas habe ich auch noch nicht erlebt, das war echt heftig“, sagt Manfred Thönnes, Ortsbürgermeister von Darscheid. „Gewitter klar, das war ja vorhergesagt, aber was dann runtergekommen ist, damit hat wohl niemand gerechnet“, sagt der 69-Jährige.

 Schweres Gerät im Einsatz: Unwetter-Schäden werden beseitigt.

Schweres Gerät im Einsatz: Unwetter-Schäden werden beseitigt.

Foto: TV/Stephan Sartoris
 In Daun musste die Umgehungsstraße zwischen den Kreiseln Bitburger-/Dockweilerstraße und an der Zufahrt nach Rengen gesperrt werden, weil die Fahrbahn überschwemmt wurde.

In Daun musste die Umgehungsstraße zwischen den Kreiseln Bitburger-/Dockweilerstraße und an der Zufahrt nach Rengen gesperrt werden, weil die Fahrbahn überschwemmt wurde.

Foto: TV/Stephan Sartoris
 In Höhe des Hit-Markts in Daun verschaffen sich die Wassermassen Platz.

In Höhe des Hit-Markts in Daun verschaffen sich die Wassermassen Platz.

Foto: TV/Stephan Sartoris
 Skipiste? Nein, Hagel auf der Straße zwischen Darscheid und Gefell am Sonntagabend.

Skipiste? Nein, Hagel auf der Straße zwischen Darscheid und Gefell am Sonntagabend.

Foto: Florian Blaes
 Mehr als nur eine Handvoll Hagel hat das Gewitter einigen Dörfern beschert. Foto: privat

Mehr als nur eine Handvoll Hagel hat das Gewitter einigen Dörfern beschert. Foto: privat

Foto: TV/privat
 In Sarmersbach wurde das Kunststoffdach eines Hühnerhauses durch den Hagel zerstört.

In Sarmersbach wurde das Kunststoffdach eines Hühnerhauses durch den Hagel zerstört.

Foto: TV/Helmut Gassen

Um 18.22 Uhr am Sonntag gehen die ersten Notrufe ein, teilt die Polizei mit. Teilweise seien wegen des Schlamms oder der Hagelkörner ein Durchkommen nicht mehr möglich gewesen, es sei zu Vollsperrungen – unter anderem der Umgehungsstraße in Daun – gekommen. Es sei wohl niemand verletzt worden, wie hoch der Schaden ist, lässt sich nach Mitteilung der Polizeiinspektion Daun nicht sagen. Kreisfeuerwehrinspekteur Harald Schmitz (Duppach) zieht eine vorläufige Bilanz: „Zwölf Wehren mit gut 100 Leuten und das THW waren im Einsatz, der sich ausschließlich auf das Gebiet der Verbandsgemeinde Daun beschränkt hat.“ Vorläufig ist seine Bilanz, weil weitere Unwetter nicht auszuschließen sind: „Wir sind nach wie vor in Alarmbereitschaft.“

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