Weiter warten auf die Weichenstellung für die Eifelquerbahn

Daun/Gerolstein/Ulmen · Nur auf dem Abstellgleis oder ist doch bald Endstation? Seit 2012 fahren auf der Eifelquerbahn zwischen Gerolstein und Kaisersesch keine Züge mehr. Die Kommunen wollen die Strecke "durch Nutzung" erhalten, aber wie, ist weiter offen.

 Zugfreie Zone: Auch die Gleise im Dauner Bahnhof werden schon lange nicht mehr genutzt. TV-Foto: Stephan Sartoris

Zugfreie Zone: Auch die Gleise im Dauner Bahnhof werden schon lange nicht mehr genutzt. TV-Foto: Stephan Sartoris

Foto: (e_daun )

Daun/Gerolstein/Ulmen Joachim Schwarzer lebt zwar im hessischen Oberursel, verfolgt aber die Berichterstattung des Trierischen Volksfreunds, auch weil er sich schon seit vielen Jahrzehnten mit der Eisenbahngeschichte in der Eifel und besonders im Raum Gerolstein befasst. Dazu gehört bekanntlich auch die Eifelquerbahn von Kaisersesch über Daun nach Gerolstein, auf der seit mehr als vier Jahren keine Züge mehr fahren. Zehn Jahre lang waren Freizeitfahrten von Frühjahr bis Herbst an Wochenenden, Feiertagen und in den Schulferien angeboten worden.

Seit Dezember 2012 wird über die Zukunft der Strecke diskutiert, zunächst intensiv, in jüngster Zeit aber kaum noch. Im vergangenen Jahr hatte die kommunale Arbeitsgemeinschaft (AG) "Reaktivierung Eifelquerbahn", der die Kreise Cochem-Zell und Vulkaneifel sowie die Verbandsgemeinden Kaisersesch, Ulmen, Daun, Kelberg und Gerolstein angehören, ein Gutachten in Auftrag gegeben. Ermittelt werden sollten eine Nachfrage- und eine Wirtschaftlichkeitsprognose für eine mögliche touristische Nutzung der Strecke. Eine Reaktivierung der Strecke würde rund 24 Millionen Euro kosten, gut sechs Millionen davon allein für den Neubau der maroden Brücke bei Pelm.

Die AG hatte zunächst eine Wiedereinführung eines Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) in Etappen erwogen. Der existiert bereits auf dem Teilstück von Andernach bis Kaisersesch.
Eine Erweiterung bis Ulmen wurde diskutiert, aber diese Option wurde vor allem aus finanziellen Gesichtspunkten nicht mehr weiter verfolgt. Deshalb kam wieder die - deutlich preiswertere - Variante, dass die Kommunen Freizeitverkehr in eigener Regie anbieten, wieder ins Spiel. Aber auch wenn das Gutachten vorliegt, sind noch keine Details bekannt gegeben worden. Eisenbahnfan Schwarzer fragt deshalb: "Wie stehen überhaupt die Chancen für eine touristische Nutzung der Nebenbahnen um Gerolstein nach Prüm und in Richtung Mayen? Je länger man wartet, um so geringer werden die Chancen, weil sehr schnell die Forderung nach einem Radweg laut wird."

Der Sprecher der Kommunen ist der Landrat des Vulkaneifelkreises, Heinz-Peter Thiel. Er verweist darauf, dass die AG im Dezember eine sogenannte touristische Potentialanalyse im Rahmen der bisherigen Nutzungen für Freizeitverkehr mit historischen Bahnfahrzeugen "zur Kenntnis genommen" habe. Eine solche Analyse sei formelle Voraussetzung (auch) für eine Inanspruchnahme der Förderrichtlinie des Landes für eine Wiedereinführung des Freizeitverkehrs.

Die AG habe sich vertagt und bewerte nun "Potentiale und Risiken", insbesondere der technisch-organisatorischen und finanziellen Rahmenbedingungen zur - technisch möglichen - Reaktivierung der derzeit ungenutzten Bahnstrecke. Die soll nach dem Willen der Arbeitsgemeinschaft "durch Nutzung" erhalten bleiben. Das Ergebnis der Beratung solle mit einem Entscheidungsvorschlag demnächst den kommunalen Gremien vorlegt werden.KommentarMeinung

Keine Aufgabe für die Kommunen
Es ist doch recht spärlich, was derzeit von der kommunalen Arbeitsgemeinschaft (AG) "Reaktivierung Eifelquerbahn" zu erfahren ist, wie es mit der Strecke weitergehen könnte. Verwundern kann es allerdings nicht, dass sich die Kommunen bedeckt halten, denn sie wollen auf keinen Fall irgendwelche Hoffnungen machen, die nicht zu erfüllen sind. Denn sie wissen nur zu gut: Eine Strecke, auf der ausschließlich Freizeitfahrten angeboten werden, kann nicht kostendeckend unterhalten werden. Hätte im aktuellen Gutachten etwas anderes gestanden, wäre die AG damit sicher nur zu gern an die Öffentlichkeit gegangen. Es bleibt dabei: Es ist nicht Aufgabe von Kreisen und Verbandsgemeinden, Bahnunternehmer zu werden. Aber ernsthafte private Interessenten sind nicht in Sicht. Entsprechend düster sieht es für die Zukunft der Eifelquerbahn aus, was die Wiedereinführung der Freizeitfahrten angeht. Für den Tourismus sicher bedauerlich, aber aus wirtschaftlichen Erwägungen ist der Verzicht alternativlos. s.sartoris@volksfreund.deDIE GESCHICHTE DER EIFELQUERBAHN

Extra

Die Geschichte der Eifelquerbahn beginnt am 1. April 1878 mit der Eröffnung des Teilstückes von Andernach nach Niedermendig, der Abschnitt nach Mayen folgte 1880. 15 Jahre dauerte der Ausbau der Strecke bis Gerolstein, der 1895 eröffnet wurde. Ende der 1960er Jahre tauchten erste Pläne zur Stilllegung der Strecke auf, die in Etappen vorgenommen wurde. Am 11. Januar 1991 fuhr der letzte Zug von Mayen nach Gerolstein. Von 2001 bis 2012 bot die Vulkan-Eifel-Bahn Betriebsgesellschaft auf dem Abschnitt Gerolstein-Kaisersesch von Mai bis Oktober Freizeitfahrten an. Aber auch Güter wurden transportiert.INFORMATION üBER DIE ENTWICKLUNG

Extra

Vor Kurzem hat sich die AG in Kaisersesch (Kreis Cochem-Zell) über die zukünftige technische Entwicklung im Schienenpersonenregionalverkehr informiert. Alexander Bracht von der Innovations- und Nachhaltigkeitsprojekte der Hessen Agentur GmbH stellte die Technik und vorgesehene Schienenprojekte mit Brennstoffzellenbetrieb im Rhein-Main-Gebiet vor. Thomas Geyer, Geschäftsführer Zweckverband SPNV Rheinland-Pfalz Nord, Koblenz, verwies auf weitere Möglichkeiten alternativer Antriebssysteme, wodurch der noch weit verbreitete Einsatz des Dieselantriebs durch strombasierte Energiebereitstellung zukünftig ersetzt werden könnte.

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