Wenn's sein muss, auch wieder Spektakel

DAUN. Das Fest der Landwirtschaft, der "Knollenball", lebt - wieder. Rund 120 Gäste kamen zur zentralen, von einem Dutzend bäuerlicher Vereinigungen getragenen Feier ins Forum nach Daun, wo ausgiebig diskutiert und getanzt wurde. Im TV -Interview äußert sich Leo Blum, Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau sowie Vorsitzender des Kreisbauernverbands Daun, zu aktuellen Problemen der Landwirtschaft.

Das Fest der Landwirtschaft in Daun hat schon bessere Zeiten erlebt, sein Aus konnte aber vor wenigen Jahren abgewendet werden. Ist die Entwicklung auch Spiegelbild des Zustands der Landwirtschaft? Blum: Ich denke schon, schließlich gab es vor etwa zehn Jahren noch doppelt so viele Betriebe im Kreis Daun. Diesen Rückgang spürt man auch beim Knollenball. Es ist aber schön, dass so viele Leute gekommen sind, diskutieren und sich amüsieren. Dafür ist das Fest. Im vergangenen Jahr haben Landwirte mit spektakulären Aktionen auf Milchpreis-Dumping einiger Discounter aufmerksam gemacht. Ist mit solchen Veranstaltungen auch dieses Jahr zu rechnen? Blum: Im Moment ist nichts geplant. Wenn aber trotz des derzeit entspannten Markts die Preise wieder runtergedrückt werden sollen, wird es weitere, öffentlichkeitswirksame Aktionen geben. Das kündige ich hiermit an. Ich gehe aber davon aus, dass im Handel Einsicht eingekehrt ist. Und, dass die Preise stabil bleiben oder sogar ein wenig steigen. Apropos Milchwirtschaft: Sollte nach der "Ehe" der Hochwald-Eifelperle mit der hessischen Starmilch-Molkerei nun auch wieder die Hochwald-Muh-Fusion Thema werden?Blum: Die Fusion ist derzeit kein Thema. Beide Molkereien haben unterschiedliche Strukturen und sind beide auf ihre Weise erfolgreich. Auch wenn es derzeit in der Branche wieder so etwas wie Fusionswelle zu geben scheint, darf man jetzt nicht durchdrehen. Zum gegebenen Zeitpunkt kann das ein Thema werden, aber nur wenn es passt. Welche Chance geben Sie dem Hillesheimer Hochwald-Eifelperle-Standort?Blum: Ich würde sehr begrüßen, wenn dieser zentrale Standort in der Eifel aufrecht erhalten würde - selbstverständlich nur, wenn das auch wirtschaftlich Sinn macht. Es ist aber auch bekannt, dass man den Niedergang eines Standorts bewusst forcieren kann. Die Preisentwicklung - nicht nur bei der Milch - machte unter anderem den Eifeler Landwirten vor allem wegen der EU-Osterweiterung und der damit verbundenen weiteren Öffnung des deutschen Markts große Sorgen. Wie fällt ihr bisheriges Fazit aus? Blum: Richtig ist, dass die Befürchtungen groß waren. Passiert ist aber nichts. Es ist eingetreten, was ich stets gesagt habe: Die EU-Osterweiterung birgt nämlich auch Chancen für unsere Bauern, so lange wir auf qualitativ hochwertige Produkte setzen. Denn in Polen oder den anderen Ländern werden unsere hohen Standards noch nicht erreicht. Das betrifft die Milch, das Rindfleisch, das Getreide und vor allem die Verarbeitung. Nicht Angst vor Importen, sondern die Chance zum Export lautet das Motto. Aber: Wir dürfen keine Rohstoffe, sondern nur qualitativ hochwertig verarbeitete Produkte exportieren. Dafür gibt es auch im Osten Märkte. Wenn nicht die EU-Osterweiterung, welche sind dann die großen Herausforderungen für die Eifeler Landwirte in nächster Zeit? Blum: Erstens müssen die Wettbewerbsnachteile für deutsche Bauern beseitigt werden. Allein wenn es um den Agrardiesel geht, hat ein deutscher Landwirt gegenüber einem französischen mit 5000 bis 6000 Euro mehr Belastung zu kämpfen. Ich sage: Ja zu hohen Standards, aber bitteschön unter gleichen Bedingungen. Zweitens ist das die große europäische agrarpolitische Neuordnung, die für die Landwirte ganze 19 neue Verordnungen und Reglementierungen bringt. Diese überzogene Bürokratie und Kontrolle muss an jeder Stelle so gering wie möglich gehalten werden. Das ist mein Appell an die Politik. Stichwort Politik: Ist mit einem Wiedereinstieg Ihrerseits - möglicherweise rechtzeitig zur Landtagswahl in Rheinland-Pfalz - zu rechnen? Blum: Ich bringe mich zwar gerne und immer wieder in die Politik ein, aber für meine persönlichen Planungen spielen weder die Politik noch die Landtagswahl in Rheinland-Pfalz eine Rolle. S Die Fragen stellte unser Redakteur Mario Hübner.

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