"Wir vertrauen auf Gott und GPS"

Wesel/Vulkaneifel/Trier · Vier Monate lang gehen Wilhelm und Felicitas Hermsen aus Wesel auf dem Jakobsweg - zur Erinnerung an ihr Kennenlernen vor 14 Jahren und zur Markierung ihres neuen Lebensabschnitts. Start ist an ihrem bisherigen Wohnort Wesel am Niederrhein. Ein wichtiger Zwischenstopp liegt in der Nähe des Nürburgrings.

Wesel/Vulkaneifel/Trier. Nach altem Pilgerbrauch beginnt der Jakobsweg an der Schwelle der eigenen Haustür. Da der Haushalt der Familie Hermsen aus Wesel am 30. Mai bereits aufgelöst ist, starten beide direkt "nach der Morgenvisite auf der Neugeborenenstation", erzählt Kinderärztin Felicitas Hermsen. Vom Marien-Hospital sind es nur ein paar Schritte bis zum Rathaus, wo die Bürgermeisterin Ulrike Westkamp den langjährigen Pressesprecher Wilhelm Hermsen und seine Frau auf den Jakobsweg verabschiedet. Denn nach Wesel gibt es danach kein Zurück mehr. Wilhelm (59) ist seit vorigem Herbst in Altersteilzeit, und Felicitas (48) tritt Anfang Oktober am Kemperhof in Koblenz eine neue Stelle an. "Dann wird die Vulkaneifel endlich ganz unser Zuhause", erklären beide. Das Leben in einem historischen Haus in der Nähe des Nürburgrings haben sie in den vergangenen Jahren an freien Wochenenden bereits lieb gewonnen.
Knapp zehn Prozent der Gesamtstrecke von Wesel nach Santiago de Compostela bilden den ersten Abschnitt ihres Pilgerprojekts mit dem Titel "Wir sind unterwegs". An Pfingsten legen Wilhelm und Felicitas Hermsen einen Zwischenstopp in der Eifel ein. "Dann gibt der Müllenbacher Pastor Klaus Kohnz uns den Pilgersegen, und die Zermüllener Friseurin Anita Krämer schneidet uns die Haare", erzählen die beiden und lachen.
Stein im Gepäck


Von hier an wird ein Stein in ihrem Gepäck sein, den sie symbolisch für die Menschen der Pfarreiengemeinschaft Kelberg am "Cruz de Ferro" ablegen, jenem eisernen Kreuz an einer der höchsten Stellen des spanischen Teils des Jakobswegs.
Hillesheim, Birresborn, Kyllburg, Speicher, Trier seien die geplanten Haltepunkte auf deutscher Seite. "Und hinter Trier wird es abenteuerlich", meinen sie. "Dann vertrauen wir ganz auf Gott und GPS." Immerhin: Statt 50 Wanderkarten benötigen Wilhelm und Felicitas Hermsen nur einen winzigen GPS-Chip mit allen Details für die insgesamt 2700 Kilometer lange Pilgerstrecke sowie vier schmale Bücher und zwei Übernachtungsverzeichnisse.
"Seit wir uns im Jahr 2000 erstmals auf dem Jakobsweg begegnet sind, war es unser Wunsch, ihn einmal gemeinsam zu gehen", erzählt das Ehepaar. Nun sei der richtige Zeitpunkt gekommen. "Wir haben so viel zu danken", sagen sie.
Was sie unterwegs erleben - wer weiß. Geplant sind 120 Pilgertage mit Etappen zwischen 25 und 32 Kilometern. Und am 29. September soll spätestens die Ankunft in Santiago de Compostela sein, an Wilhelm Hermsens 60. Geburtstag.

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