Ziel? Medaille! - Volleyballer Christian Heintz tritt bei den Paralympics in Brasilien an

Bodenbach/Traben-Trarbach · Trotz Amputation seines Unterschenkels hat Christian Heintz aus Bodenbach den Sport nicht aufgegeben. Nun reist er zu den Paralympics in Brasilien, um ab 7. September mit seiner Mannschaft im Sitzvolleyball um Medaillen zu kämpfen.

Ziel? Medaille! - Volleyballer Christian Heintz tritt bei den Paralympics in Brasilien an
Foto: (e_daun )

Bodenbach/Traben-Trarbach. Christian Heintz ist ein athletischer Typ. Und er ist Leistungssportler. Vor allem Ballspiele haben es dem gebürtigen Bodenbacher angetan. Er spielt Volleyball auf hohem Niveau, genauer gesagt Sitzvolleyball. In dieser Disziplin tritt der 32-Jährige in wenigen Wochen in Brasilien bei den Paralympics, den Olympischen Spielen für Menschen mit Behinderung, an. Acht Mannschaften können insgesamt teilnehmen und Heintz hofft auf gute Medaillenchancen. Er selbst ist erst seit einigen Jahren bei dieser Sportart.
2010 hatte er einen schweren Autounfall, bei dem er seinen Unterschenkel verlor.Vom Ehrgeiz gepackt


Der Weg zum Leistungssport war danach hart für ihn, sagt der 32-Jährige. Bis es soweit war, hat es Jahre gedauert. "Erstmal ist man in einer depressiven Stimmung", gibt er zu. Ein Jahr etwa brauche jeder, um sich wieder neu zu sortieren. Doch dann sei sein Ehrgeiz wieder geweckt worden. "Du willst dahin kommen, wo du mal warst", lautete damals der Entschluss von Heintz, der immer schon sportlich war. Allerdings hat auch die Unterstützung von Freunden und Familie dazu beigetragen, dass er es wieder geschafft hat.

2012 reiste er als Zuschauer zu den Paralympics in London und schaute dort zu, wie das deutsche Sitzvolleyballteam die Bronzemedaille gewann. Er lernte die Spieler kennen und trainierte von da an mit im Team und wurde zum Teammanager. Das ist aber naturgemäß mit mehr Aufwand verbunden, als bei populären Sportarten. Drei bis viermal pro Woche fährt er von seinem derzeitigen Wohnort Koblenz zum TSV Bayer Leverkusen zum Training.

Dies sei einer der führenden Vereine Deutschlands im Behindertensport, sagt Heintz. Zusätzlich macht er Kraftübungen im Gerätestudio und läuft. "Es ist schon mit Aufwand verbunden", sagt er, der den Sport nur als Amateur betreibt. Sein Arbeitgeber, bei dem er als Groß- und Einzelhandelskaufmann arbeitet, sei sehr kulant und stelle ihn häufig für Wettbewerbe frei. Allerdings versuche er durch Mehrarbeit die Zeit aufzufangen. Vor seinem Unfall war Heintz als gelernter Maler tätig. Finanzielle Unterstützung beim Sport gibt es vom Landesverband des Behindertensports, der die Sachkosten übernimmt.

Beim Sitzvolleyball wird ohne Beinprothese gespielt. Dennoch ist Christian Heintz regelmäßig in Traben-Trarbach bei Orthopädietechniker Andreas Golczuk, um sich seine Prothese anpassen zu lassen. Mittlerweile hat sich daraus sogar eine Freundschaft entwickelt, denn Golczuk ist für ihn auch eine wichtige Unterstützung auf dem Weg in den Leistungssport.

"Zuerst muss der Alltag wieder funktionieren, bevor man in den Sport einsteigen kann", sagt Heintz. Und der funktioniert eben nur mit einer Gehhilfe. Heintz hat eine hochwertige Prothese zum normalen Gehen, aber auch eine Carbonfeder, die er zum Joggen braucht. Keine Selbstverständlichkeit, denn solche Prothesen sind teuer und werden häufig nicht von der Krankenkasse bezahlt.

Heintz ist noch beim Krückenfußball aktiv. Auch dabei ist er ohne Prothese unterwegs. Diese Sportart stelle hohe Anforderungen an den Gelichgewichtssinn und an Arme und Handgelenke. Bei den Paralympics gibt es diese Sportart aber noch nicht. Heintz hofft, dass sich das ändert und er vielleicht 2024 auch in dieser Disziplin bei den Paralympics starten kann.Extra

Beim Sitzvolleyball ist das Netz 1,15 Meter hoch, das Spielfeld misst sechs mal fünf Meter. Wie bei der herkömmlichen Variante sind sechs Spieler in jeder Mannschaft. Dabei muss der Rumpf bei jedem Ballkontakt auf dem Boden bleiben. Die Sportart ist dadurch technisch sehr anspruchsvoll und erfordert hohe Reaktionsschnelligkeit von den Spielern. In Deutschland gibt es insgesamt neun Vereine, in denen trainiert werden kann. noj

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