Zukunft der Landwirtschaft im Vulkaneifelkreis - An Nachfolgern mangelt es nicht

Katzwinkel/Daun · Marco Weber, Vorsitzender des Kreisbauernverbands, freut sich, dass es "viele motivierte junge Leute" gibt, die einen landwirtschaftlichen Betrieb übernehmen wollen. So wie Sebastian Reif.

 Und Tschüss: Die Landwirtschaftsschau gab es 2017 zum letzten Mal in dieser Form in Bitburg.

Und Tschüss: Die Landwirtschaftsschau gab es 2017 zum letzten Mal in dieser Form in Bitburg.

Foto: Klaus Kimmling

Katzwinkel/Daun "Normal ist anders" könnte die Entwicklung der Landwirtschaft in jüngster Vergangenheit überschrieben werden. Zu nass, zu trocken, zu kalt: Allein mit den Wetterkapriolen hatten die Bauern enorm zu kämpfen. Aber damit nicht genug: Hinzu kam der Preisverfall in vielen Bereichen, im Sommer vergangenen Jahres gab es für einen Liter Milch gerade mal noch etwas über 20 Cent - weit entfernt von einer kostendeckenden Produktion.
Und wenn man ausgerechnet in dieser Zeit einen neuen Stall baut, ist es nicht verwunderlich, dass schon mal "ein mulmiges Gefühl" aufkommt. So beschreibt es Sebastian Reif (27), der zusammen mit seinen Eltern den Berghof (mit 110 Milchkühen und Nachzucht) in Katzwinkel (Verbandsgemeinde Kelberg) betreibt.
Wie viel genau sie in den neuen Kälberstall - Baubeginn 2015, in Betrieb seit Januar 2017 - investiert haben, will die Familie nicht verraten, sie sprechen von einer sechsstelligen Summe. Die Zuversicht ging auch nicht verloren, als der Milchpreis richtig im Keller war: "Trotz allem waren wir uns sicher: Wir schaffen das", erinnern sich Manfred (61) und Adelheid (60) Reif.
Sicher dazu beigetragen hat die Perspektive, dass der Sohn den Betrieb übernehmen wird. Woran es auch keinen Zweifel gegeben hat: "Ich hatte nie einen anderen Berufswunsch", sagt Sebastian Reif. Und nicht nur er ist in die Fußstapfen der Eltern getreten: Seine Schwester Christiane (24) ist Agrarstudentin und "packt immer an, wenn sie zuhause ist", freuen sich Vater und Mutter.
Mittlerweile sind die Nachrichten für die Branche auch nicht mehr so schlecht wie 2016. Beispiel: "Derzeit gibt es 33 Cent für den Liter Milch, damit kann kostendeckend produziert werden", berichtet Marco Weber (Lissendorf), Vorsitzender des Kreisbauernverbands und FDP-Landtagsabgeordneter. Allerdings schränkt er auch gleich ein: "Unsere Landwirte können allerdings keine Rücklagen bilden. Was aber unbedingt nötig wäre, denn sie haben in jüngster Zeit viel Geld verloren und werden in naher Zukunft einiges investieren müssen."
Bei Reifs steht nur die nächste Generation schon mit in der Verantwortung, der Nachfolger hat auch eine Partnerin, die sich vorstellen kann, mittelfristig mit einzusteigen - "was ja keine Selbstverständlichkeit ist", sagt Marco Weber. "Ich kenne die Branche aus eigener Erfahrung", sagt Julia Willems (29), die aus Wollmerath (Verbandsgemeinde Ulmen) stammt und selbst auf einem Bauernhof groß geworden ist. Die Nachfolge-Situation für Betriebe im Kreis Vulkaneifel bereitet dem Verbandsvorsitzenden keine Sorge: "Da sind wir gut aufgestellt, wir haben viele motivierte junge Leute, die weitermachen wollen."
Um die motivierten jungen Leute kümmert sich die Landjugend Daun, deren Vorsitzender Sebastian Reif ist. Sie wurde 2004 neu gegründet und hat aktuell rund 130 Mitglieder.
"Wir sind stetig gewachsen, obwohl die Zahl der Höfe zurückgeht. Aber wir haben auch Leute in der Landjugend, die beruflich zwar nichts mit der Branche direkt zu tun haben, aber trotzdem an der Landwirtschaft interessiert sind", erklärt Reif. Er ist ein Verfechter für mehr Öffentlichkeitsarbeit, denn daran hat es aus seiner Sicht lange gemangelt.
Dazu gehören für ihn beispielsweise der Besuch einer Kindergartengruppe im Betrieb in Katzwinkel, aber vor allem auch die sogenannten Feldabende, mit denen der Berufsstand bekannter gemacht werden soll und spezielle Themen aufgegriffen werden.
So geht es heute, Freitag, ab 19.30 Uhr, beim Feldabend bei der Familie Blum in Niederbettingen um die Vorstellung und Demonstration verschiedener Silo-Entnahmetechniken.Extra: RUND 200 VOLLERWERBSLANDWIRTE


Im Kreis Vulkaneifel gibt es nach Auskunft des Bauernverbands noch rund 200 Vollerwerbslandwirte. Ein deutlicher Rückgang gegenüber 2008. Damals gab es noch 420 Vollerwerbsbauern und 530 im Nebenerwerb. 40 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche im Kreis nimmt der Weizen ein, 30 Prozent Sommergerste, fünf Prozent Mais (Rest Raps und andere Pflanzen).

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