Der Aufschwung geht an den Bürgern vorbei - Verbraucher haben immer weniger in der Tasche

Das Topthema im TV: Die Wirtschaft brummt, die Konzerne fahren Rekordgewinne ein und die Bürger jammern, ihre Portemonnaies werden immer leerer. Von ihrem Einkommen können sie sich immer weniger leisten – die Preise steigen schneller, als die Löhne.

Trier/Berlin. (wie) Gewusst haben es die Bürger schon lange: Sie können sich immer weniger leisten. Gestiegene Lebensmittelpreise und höhere Ausgaben für Strom, Gas und Öl lassen den Inhalt ihrer Geldbeutel immer geringer werden. Trotzdem hieß es aus Berlin immer: Der Aufschwung kommt bei den Leuten an, es gebe mehr Arbeitsplätze, durch gesunkene Beiträge zur Arbeitslosenversicherung hätten die Arbeitnehmer mehr in der Tasche und der Staat mache weniger Schulden. Erstmals gestand die Bundesregierung nun ein, dass die Bürger trotz Aufschwungs weniger Geld zum Ausgeben haben – 1,3 Prozent hatten Familien im vergangenen Jahr weniger im Portemonnaie. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine FDP-Anfrage hervor.

Der Grund: Das Leben in Deutschland ist teurer geworden. In Rheinland-Pfalz sind innerhalb eines Jahres die Preise um 2,6 Prozent gestiegen. Hauptpreistreiber waren allerdings nicht die gestiegenen Energiekosten sondern die Nahrungsmittel. Um 6,7 Prozent sind sie seit Februar vergangenen Jahres teurer geworden. Vor allem für Butter und Milch muss deutlich mehr gezahlt werden, laut Statistischem Landesamt sind die Preise für Molkereiprodukte innerhalb eines Jahres teilweise um mehr als 15 Prozent gestiegen.

Für Energie mussten die Rheinland-Pfälzer im vergangenen Jahr gut sieben Prozent mehr zahlen, als 2006. Die Preise fressen also die Lohnerhöhungen auf. Nach Angaben des Statistischen Landesamtes sind 2007 die Bruttolöhne in Rheinland-Pfalz um 2,7 Prozent auf im Schnitt 3017 Euro gestiegen. Allerdings gibt eine vierköpfige Familie bereits gut 3200 Euro im Monat aus, davon allein mehr als 500 Euro für Nahrungsmittel, Getränke und Zigaretten. Die Bundesregierung hatte bisher darauf verwiesen, dass das Durchschnitts-Jahreseinkommen eines Arbeitnehmers zwischen 1990 und 2007 von 21479 auf 27161 Euro gestiegen sei. Zugleich sei die Steuerbelastung bei einem ledigen, kinderlosen Arbeitnehmer von 16,8 auf 14,9 Prozent gesunken, bei Verheirateten mit zwei Kindern von 6,9 auf 3,5 Prozent.

Verschwiegen wird dabei allerdings, dass im vergangenen Jahr die Mehrwerststeuer von 16 auf 19 Prozent gestiegen ist. Folge des Einkommensrückgangs: Immer mehr Arbeitnehmer können nicht mehr von ihrem Lohn leben, sind auf Hartz IV angewiesen.

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