Wetter Der goldene Oktober geht weiter – und die extreme Dürre bleibt

Trier · Der Rheinpegel ist auf ein Rekordtief gesunken. Viehhalter fürchten, dass Notschlachtungen wegen Futtermangels nötig werden. Und andere freuen sich über den verlängerten Sommer.

 Viele Menschen genießen den goldenen Oktober. Zum Beispiel an der Mosel bei einem Ausflug auf den Calmont, den steilsten Weinberg Europas. Von dort springen derzeit zahlreiche Paraglider ab und schweben dank der guten Thermik hoch über dem Moseltal.

Viele Menschen genießen den goldenen Oktober. Zum Beispiel an der Mosel bei einem Ausflug auf den Calmont, den steilsten Weinberg Europas. Von dort springen derzeit zahlreiche Paraglider ab und schweben dank der guten Thermik hoch über dem Moseltal.

Foto: TV/Katharina de Mos

Regen, Kälte, was war das noch? Der Hitzesommer ist nahtlos in einen rekordverdächtig goldenen Herbst übergegangen. Nur 1,5 Liter Regen sind im Oktober bisher in Trier gefallen. „Das ist ein Witz“, sagt Dominik Jung – denn das sind nur zwei Prozent des üblichen Regens. Dafür ist der Monat bisher vier Grad zu warm und – auch wenn darüber kaum jemand klagt – viel zu sonnig. Bereits kurz nach der Monatshälfte hatte die Sonne bis gestern an der Mosel rund 110 Stunden geschienen und damit 104 Prozent ihres Monatssolls erfüllt. „Der goldene Oktober geht weiter“, sagt TV-Wetterexperte Dominik Jung. Bis Sonntag soll es bei Maximal-Temperaturen zwischen 21 und 18 Grad weiter so freundlich bleiben.

Die außergewöhnliche Dürre, die in vielen Teilen der Region und ganz Deutschlands herrscht, setzt sich damit fort. Während der Moselpegel dank der Staustufen stabil bleibt, ist der Rheinpegel auf sein Rekordtief gesunken. Mit erheblichen Folgen für die Schifffahrt: Viele Fähren und Passagierschiffe haben ihren Betrieb eingestellt. Frachtschiffe können nicht mehr voll beladen werden, so dass die Kosten steigen und Betriebe zusehen müssen, wie sie genügend Rohstoffe heranschaffen. Regen ist keiner in Sicht.

Was die einen freut, weil sie weiterhin genüsslich auf den Terrassen sitzen, grillen, radeln, paragliden oder im Sonnenschein durch bunte Wälder wandern können, bereitet den anderen Sorge.

Insbesondere denjenigen, die Vieh halten. War es dieses Jahr doch so trocken, dass das Gras nach dem ersten Schnitt kaum mehr wachsen wollte. 30 bis 40 Prozent des nötigen Viehfutters fehlten, sagt Karl Riedesser von der Landwirtschaftskammer Rheinland-Pfalz. Zwar lassen sich zur Not Stroh oder Zuckerrübenschnitzel beifüttern. Doch rechnet der Experte damit, dass es ab Dezember zu einer Welle der Notschlachtungen kommt. Winzer hingegen freuen sich über einen voraussichtlich hervorragenden, sonnenverwöhnten Weinjahrgang.

Der Wald hat weiter schwer unter den Extremen des Jahres zu leiden: Weil die Nadelbäume, insbesondere Fichten, von der Dürre geschwächt sind, haben Borkenkäfer leichtes Spiel. Viele Jungpflanzen sind vertrocknet. Zudem wachsen die Bäume kaum, wenn Wasser fehlt. Die Landesregierung schätzt, dass die Schäden für Rheinland-Pfalz im unteren zweistelligen Millionenbereich liegen. Schon 73 Prozent der Bäume seien durch den Klimawandel geschädigt. Dieser trifft Rheinland-Pfalz stärker als andere Bundesländer. Die Temperatur ist seit Ende des 19. Jahrhunderts um 1,5 Grad gestiegen. Im Bundesschnitt sind es 1,4 Grad.

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