Verkehr Land will erlauben, dass 16-Jährige Auto fahren dürfen

Trier · Der rheinland-pfälzische Verkehrsstaatssekretär ist für die Ausweitung des Begleiteten Fahrens. Fahrlehrer sagen, Jugendliche könnten so mehr Erfahrung sammeln.

Der rheinland-pfälzische Verkehrsstaatssekretär ist für die Ausweitung des begleiteten Fahrens.
Foto: dpa/Swen Pförtner

Auto fahren schon mit 16 Jahren? Das Land Rheinland-Pfalz will in einem Modellprojekt das sogenannte Begleitete Fahren bereits für 16-Jährige testen. Bislang gilt das nur für 17-Jährige. Schleswig-Holstein und Niedersachsen wollen demnächst probeweise schon 16-Jährigen erlauben, sich mit Begleitung hinters Steuer zu setzen. Die Verkehrsminister der Länder hatten sich im April dafür ausgesprochen.

Derzeit erhalten die Jugendlichen zunächst eine Fahrberechtigung, auf der auch die jeweiligen Begleitpersonen namentlich aufgeführt sind. Zum 18. Geburtstag wird dann der richtige Führerschein ausgehändigt.

Die Erfahrungen mit dem Begleiteten Fahren mit 17, das seit 2011 in Deutschland möglich ist, seien sehr positiv, sagte der rheinland-pfälzische Verkehrsstaatssekretär Andy Becht (FDP) kürzlich. „Die Unterstützung eines erfahrenen Kraftfahrers hat auf Fahranfänger eine spürbare positive Wirkung.“ Junge Autofahrer, die sich am Begleiteten Fahren ab 17 beteiligt hätten, seien, wenn sie ab 18 Jahren selbstständig fahren, um 19 Prozent weniger an Unfällen beteiligt als Fahranfänger ohne diese Erfahrung, sagte Becht. „Dies erhöht die Verkehrssicherheit.“ Das bestätigt auch der Deutsche Verkehrssicherheitsrat: „Je mehr Fahrpraxis junge Erwachsene unter Begleitung zwischen 17 und 18 Jahren bekommen, desto sicherer fahren sie.“ Schwerere Verkehrsverstöße nähmen ab, je länger die Begleitphase ist. „Damit erhöht das Begleitete Fahren ab 17 die Verkehrssicherheit nachweislich“, teilt der Verein mit.

Ein Blick in die Verkehrsstatistik des Trierer Polizeipräsidiums spricht aber zunächst nicht dafür. 2017 seien überdurchschnittlich viele junge Fahrer im Alter zwischen 18 und 24 Jahren an Unfällen beteiligt gewesen, heißt es dort. Mit 5381 Unfällen seien  an 22,2 Prozent aller Verkehrsunfälle junge Menschen dieser Altersklasse beteiligt gewesen. Auch die rheinland-pfälzischen Fahrlehrer begrüßen den Vorstoß von Becht.  Durch die Ausweitung des Begleiteten Fahrens auf zwei Jahre hätten die Jugendlichen mehr Zeit, Erfahrungen als Autofahrer zu sammeln, sagt Joachim Einig, Vorsitzender des Fahrlehrerverbandes Rheinland in Koblenz. Der Nachteil der bisherigen Regelung sei, dass viele Jugendliche sich zwar rechtzeitig, ein hal­bes Jahr vor ihrem 17. Geburtstag, in einer Fahrschule anmeldeten, dann mache der Alltag wegen Schule oder beruflicher Ausbildung einen Strich durch die Rechnung. Viele machten dann den Führerschein erst nach dem 17. Geburtstag. Einig: „Leider bleiben den Fahranfängern oft nur zwei, drei Monate, in denen sie begleitet fahren können oder sie schaffen es erst nach dem 18. Geburtstag, die Führerscheinausbildung zu beenden.“ Mit dem Begleiteten Fahren mit 16 Jahren bestünde ein Zeitfenster von zwei Jahren, sagt Einig.

Derzeit steht dem früheren Führerscheinerwerb noch das EU-Recht entgegen. Das erlaubt Auto fahren frühstens mit 17. Laut Becht soll die Bundesregierung die EU-Kommission bitten, ein entsprechendes Modellprojekt für das Begleitete Fahren mit 16 zu ermöglichen.

In Rheinland-Pfalz nutzt gut die Hälfte aller 17-Jährigen die Möglichkeit des Begleiteten Fahrens. In Trier wurden im vergangenen Jahr dafür 336 Fahrerlaubnisse erteilt, 2016 waren es noch 362, im Jahr davor 377.

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