Trier Hochwasser: Pegel steigen bis Sonntag weiter - Entspannung ab Montag

Trier · Überflutete Keller, gesperrte Straßen und vertäute Schiffe: Die lang anhaltenden Regenfälle der vergangenen Tage lassen die Flusspegel von Mosel, Saar und Sauer stark anschwellen. In Trier stand der Moselpegel am Samstagnachmittag bei 8,23 Meter.

Hochwasser in der Region
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Das Hochwassermeldezentrum rechnet für Sonntagmittag mit einem Stand von 8,70 Metern. Bliebe es dabei, käme die Region noch relativ glimpflich davon.

Update 15.30 Uhr: Nachdem am Samstagmorgen der Pegel der Mosel bei Trier auf etwa 8,30 Meter angestiegen war, fiel er bis 15 Uhr auf 8,23 Meter. Bis 21 Uhr könnte er aber, so die Prognose, wegen neuer Regenfälle wohl bis etwa 8,35 Meter wieder ansteigen.

 Hochwasser Reil

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Foto: TV/Winfried Simon

Bis Sonntagmittag, 12 Uhr, rechnet das Hochwassermeldezentrum (Stand Samstag, 15 Uhr) mit einem erneuten Anstieg und einem Pegel von etwa 8,50 Meter bis 8,70 Meter.

Für den Pegel Zeltingen, der am Samstag um 15 Uhr bei 8,60 Meter lag, erwarten die Experten bis Sonntagmittag einen Anstieg auf bis zu 9,10 Meter.

Ab Montag werden an der Mosel insgesamt wieder fallende Wasserstände erwartet.

TV-Wetterexperte Dominik Jung prognostizierte am Freitag, dass im französischen Einzugsgebiet der Mosel bis Samstagabend bis zu 30 Liter Regen pro Quadratmeter fallen und dass der Trierer Moselpegel durch diesen Starkregen auf 9,30 bis 9,50 steigt. „Ab 9,50 Meter wird es kritisch“, sagt Herbert Minn vom Hochwassermeldezentrum.

Danach sieht es zwar bisher nicht aus. In den letzten Tagen gingen dennoch zahlreiche Anrufe von besorgten Bürgern ein. Die Menschen wollten wissen, ob sie räumen sollten oder nicht. „Oft hängt das von 20 bis 30 Zentimetern ab. Ich sage immer: "Räumt lieber!“, sagt Holger Kugel vom Hochwassermeldezentrum Mosel.

Schon jetzt bekommen viele Gemeinden das Hochwasser zu spüren. Die Moselaner sind seit Donnerstag dabei, Keller und Garagen zu räumen. „Wir haben Donnerstag schon die Tankstelle in Ufernähe abgebaut“, sagte Ortsbürgermeister Arno Simon in Ürzig. Da stehe das Wasser nun bereits.

Das Hochwasser führt auch zu Verkehrsbeeinträchtigungen an der Mosel. Bei Lieser wurde die L 47 gesperrt, die den Ort mit Kues verbindet. Auch in Bernkastel-Kues sind Teile der Uferstraße auf der Kueser Seite gesperrt worden. Thomas Edringer, Chef der Feuerwehr in der Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues meldet, dass die Gesamtlage bisher noch ruhig ist. In Neumagen-Dhron, wo die Dhron in die Mosel mündet, habe die hiesige Feuerwehreinheit Sand geordert, um Sandsäcke abzufüllen. Wie Edwin Kohl, stellvertretender Wehrleiter der VG Bernkastel-Kues, dem TV erklärt, würde der Pegel der Dhron aktuell leicht sinken, während der Rückstau der Mosel sich noch in das Mündungsgebiet drückt.

Kohl: „Die Wiesen sind natürlich überschwemmt und die Anwohner darüber informiert, die Keller leer zu räumen, aber die Lage ist noch unkritisch. Wir beobachten die Pegelstände natürlich sehr genau. Das Mündungsgebiet der Dhron kann bei Hochwasser nämlich relativ schnell überschwemmt werden. Die Fluttore bei Lieser und Kesten seien bereits in den vergangenen Tagen geschlossen worden, so dass die Ortskerne geschützt sind.

In der Nacht von Donnerstag auf Freitag musste die Feuerwehr ein Mal auf einen Notruf reagieren. An der Kreisgrenze Richtung Trittenheim hatte sich ein Mann, der mit seiner Freundin unterwegs war, in eine wegen Hochwasser gesperrte Straße verfahren. Als er wegen steigenden Wassers nicht mehr zurückfahren konnte, alarmierte er die Feuerwehr. Anschließend habe er es dann doch geschafft, sein Fahrzeug aus der Notlage herauszumanövrieren. Gesperrt ist die L 48 zwischen Trittenheim und Leiwen.

In Reil ist die Uferstraße, an der sich mehrere Restaurants und Hotels befinden, überflutet, ebenso in Kinheim, Kröv und Zeltingen-Rachtig. Die B 53 zwischen Traben-Trarbach und Bernkastel-Kues ist nur an wenigen Abschnitten befahrbar. Die Mosel hat viele Abschnitte überflutet, unter anderem bei Kröv, Kinheim, Ürzig und auf der andern Moselseite Zeltingen-Rachtig. Gesperrt ist auch die K 134 zwischen Lieser und Kesten und zwischen Lieser und Kues. Die mittlere Ortseinfahrt von der B 53 nach Enkirch ist seit Freitag ebenfalls überflutet.

Beunruhigt ist man in Zell: Stadtbürgermeister Hans Schwarz: „Unser Hochwasserschutz reicht etwa bis zu einem Pegel Trier von 8,70 Meter. Danach läuft die Mosel über die Hochwasserschutzmauer. Wir haben alle Vorkehrungen getroffen und können im Moment nur hoffen.“ Läuft die Mosel über die Mauer, ist die Zeller Altstadt mit den Geschäftsstraßen komplett überflutet. Fast alle Geschäftsleute haben, so Schwarz, vorsorglich ihre Läden geräumt . Zuletzt war die Zeller Altstadt im Jahr 2011 überflutet.

In Köwerich (VG Schweich) sind in zwei Häusern die Keller vollgelaufen, die Zufahrt zum Schweicher Campingplatz steht unter Wasser.

Unkritisch ist die Hochwassersituation in der VG Ruwer. Brenzlig könnte es hier werden, wenn der Moselpegel in Trier die Neun-Meter-Marke erreichen sollte. Dann kann es zum Rückstau der Mosel in die Ruwer Richtung Mertesdorf kommen.

Für Trier-Ruwer wird es ab einem Pegel von 9,25 Metern kritisch. Auch die Stadtteile Zewen und Pallien gehören zu denen, die am stärksten durch Hochwasser gefährdet sind. In Trier-Pfalzel haben die Stadtwerke bereits am Donnerstag begonnen, die Hochwasserschutzwand aus Aluminium zu errichten. Der Stadtteil dürfte damit ziemlich sicher trocken bleiben.

In Kordel hat sich die Lage nach dem Erdrutsch auf der Kreisstraße 21 zwischen Kordel und Welschbillig-Möhn (VG Trier-Land) entspannt.Nach dem Einsatz von Feuerwehr und Straßenmeisterei Trier ist die Straße wieder befahrbar.

In den Verbandsgemeinden Konz und Saarburg sind laut Polizei zwei Kreisstraßen wegen Hochwasser gesperrt: Die K 133 zwischen Wiltingen und Konz. Die Wiltinger Kupp ist zwar befahrbar, aber am Tiefpunkt der Straße bei Wiltingen ist die Fahrbahn überschwemmt. Ebenfalls gesperrt ist die K 129 zwischen Krutweiler und Kastel-Staadt. Problematisch ist die Lage auch in Luxemburg. Bei Schengen ist die N 10 teilweise gesperrt. Die Straße führt an der Mosel entlang von Wasserbillig über Grevenmacher, Wormeldange und Schengen nach Frankreich.

Doch der Bauhof und die Feuerwehren in der VG Konz sind auf ein mögliches Hochwasser am Wochenende vorbereitet. Die Tore zum Moselradweg in Karthaus (Merzlicher Straße) und in Wasserliesch sind laut Auskunft der Verbandsgemeinde geschlossen. Zusammen mit Mitarbeitern des Konzer Bauhofs haben Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren Sandsäcke gefüllt. Laut dem Konzer Bürgermeister Joachim Weber werden alle Flüsse, Bäche, Weiher und Überlaufbecken in der VG beobachtet, so dass die Feuerwehren im Ernstfall schnell eingreifen könnten.

VG-Wehrleiter Mario Gaspar sieht trotz des Schutzwalls in Oberbillig den neuralgischen Punkt bei Mosel-Hochwasser. Die Verantwortlichen bei der VG haben sich trotz der Hochwasserlage am Freitagmittag dazu entschieden, den Wall vorerst nicht weiter aufzustocken. Der Pegel stagniere, argumentiert Ortsbürgermeister Andreas Beiling. Es fehlten noch 60 Zentimeter, bis die zweite Stufe gebraucht werde. Und am Wochenende seien die Leute der freiwilligen Oberbilliger Wasserwehr ohnehin verfügbar. Laut VG-Bürgermeister Weber stehen auch die Gabelstapler bereit, um die Einzelteile in die Moselstraße zu bringen.

Wehrführer Gaspar betont: „Wir haben noch keine Erfahrung, was hier passiert, wenn der Hauptpegel der Mosel in Trier auf mehr als neun Meter ansteigt“, sagt er. Theoretisch müsse die Schutzwand halten, aber die Auswirkungen des Wasserdrucks aus Saar und Sauer seien unberechenbar.

Rhein-Hochwasser steigt schneller als erwartet

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