Serie „Landmarken“, Teil 17 Hier ist Abrunculus, ein fast vergessener Bischof, der Namenspatron

Newel-Beßlich · Serie „Landmarken“: An der Kirche in Newel-Beßlich im Landkreis Trier-Saarburg ist nicht nur der Schutzpatron ungewöhnlich.

Serie „Landmarken“: Kirche Sankt Abrunculus in Newel-Beßlich
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Serie „Landmarken“: Kirche Sankt Abrunculus in Newel-Beßlich

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Foto: Martin Recktenwald

Größe ist nicht alles, Charakter zählt häufig mehr. Dieser Satz trifft voll zu auf ein Kirchlein in Beßlich (Landkreis Trier-Saarburg). Hinter einem gerade einmal zwei Geschosse hohen Chorturm versteckt sich ein Kirchenschiff, das beim Hinaufsteigen der Stufen zum Bauwerk zunächst nicht einmal zu sehen ist. Doch beim Alter beweist dieser Sakral­bau seine Qualitäten. Im Wesentlichen ist nämlich die romanische Grundform erhalten, die vermutlich bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Für einen schillernden Namen wurde beim Schutzpatron wirklich in die Vollen ge­griffen: Sankt Abrunculus.

 Diese Statue rechts neben dem Chorraum zeigt den Heiligen Abrunculus.

Diese Statue rechts neben dem Chorraum zeigt den Heiligen Abrunculus.

Foto: Martin Recktenwald

Außer bei kirchengeschichtlich besonders Interessierten hinterlässt der Name heute nur Fragezeichen. Zu Bauzeit der Kirche in Newels Ortsteil Beßlich war man noch näher dran, aber auch damals war der Heilige schon rund sechs Jahrhunderte tot. Abrunculus ist ab dem Jahr 511 als Bischof von Trier überliefert, gestorben ist er wahrscheinlich in den Jahren 525/526. Viel mehr wissen wir nicht über ihn. Was allerdings kaum verwundert, reden wir hier doch von der Zeit der Franken, als das Römische Reich bereits zusammenbrach. Schriftliche Zeugnisse aus jenen Tagen sind enorm selten. Und darin werden meist nur Personen von allerhöchster politischer oder religiöser Bedeutung benannt. Abrunculus war also, soweit wir es aus den Quellen erschließen können, keiner der Top-Spieler. Dass er dennoch heiliggesprochen wurde, ist nicht unbedingt ein Gegenbeweis dazu. Mit dem Verteilen von Heiligentiteln war man im Mittelalter oft eifrig dabei.

 Über einige Treppenstufen erreicht man die Beßlicher St.-Abrunculus-Kirche mit dem Friedhof, der sie umgibt. Die gotischen Fesnter wurden nachträglich in den romanischen Bau eingefügt.

Über einige Treppenstufen erreicht man die Beßlicher St.-Abrunculus-Kirche mit dem Friedhof, der sie umgibt. Die gotischen Fesnter wurden nachträglich in den romanischen Bau eingefügt.

Foto: Martin Recktenwald

Die Beßlicher Kirche wird ihrem klangvollen Namen mit einer schlichten, aber dennoch erhabenen Optik gerecht. Sie thront am Ortsrand auf einer kleinen Anhöhe. So steigt der Besucher zunächst einige Stufen hinauf, bevor er den umgebenden Friedhof betritt. Besonders auffällig sind vor dem Chorturm drei Grabkreuze aus Sandstein. Sie stammen auf dem frühen 19. Jahrhundert, ihre Form und Darstellung mit Totenkopf und Wundmalen Christi ist typisch für die damalige Kultur. Darunter findet sich ein 1827 angefertigtes Toten­gedächtnis­kreuz für Nicolaus Lohrig aus Beßlich, der 1813 in Frankfurt in einem Hospital gestorben ist.

Die Kirche in Newel-Beßlich wurde nach Sankt Abrunculus benannt
Foto: Martin Recktenwald

Das Kirchengebäude selbst besteht aus teilverputzten Kalk­sand- und Kalk­steinen. Eingemauert sind auch Teile eines römischen Grabmals, erkennbar an Reliefs und dem Fragment einer Inschrift: „IVLIANII“. An der Kirche wurden zwar 1539 Bauarbeiten und 1688 eine Renovierung vorgenommen, aber der romanische Grundkörper wurde nicht verändert. Einige gotische Elemente weisen allerdings auf diese späteren Umbauten hin. Besonders prominent ist das spät­gotische rundbogige Maßwerkfenster mit sogenannter Schneußfüllung an der Ostseite des Turms. 1818 wurde ein neues Portal anstelle des alten an der südlichen Langhausseite eingesetzt. Auch neben diesem Eingang findet sich ein gotisches Fenster mit einem Glasbild. Das neue Portal ist seit 1976 mit einem Vorraum verbunden, über den man heute die Kirche betritt. Damals wurde außerdem die bisherige Sakristei am Chorturm abgerissen.

Im Inneren der Kirche sind im Lauf der Jahrhunderte ebenfalls einige bauliche Neuerungen hinzugekommen. So weicht der Chor, also der Raumteil rund um den Altar, eindeutig von der Romanik ab. Er wurde wahrscheinlich 1688 mit Kreuzrippen gewölbt und der Chorbogen zum Flachbogen verbreitert. Ein besonders spannendes Stück der spät­gotischen Ausstattung ist das Tauf­becken. Diese achteckige Konstruktion besteht aus einem zweigeteilten Sandsteinblock und ist mit einem Datum zur Errichtung des Taufsteins versehen: 1339. Auf der Kon­sole über dem Becken steht eine Figur des Heiligen Abrunculus, dargestellt mit Bischofsstab und Bibel.

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