Gesundheit Die Lager sind leer

Trier/Mainz · Laut Apothekerverband gibt es keinen Grippe-Impfstoff mehr in Rhein- land-Pfalz. Ein Trierer Mediziner rät, sich bei ersten Symptomen sofort behandeln zu lassen.

 Es gibt laut dem rheinland-pfälzischen Apothekerverband keinen Grippe-Impfstoff mehr. Die Vorräte seien aufgebracht, Nachschub aus dem EU-Ausland gebe es auch nicht mehr.

Es gibt laut dem rheinland-pfälzischen Apothekerverband keinen Grippe-Impfstoff mehr. Die Vorräte seien aufgebracht, Nachschub aus dem EU-Ausland gebe es auch nicht mehr.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

Wer noch nicht gegen Grippe geimpft ist und sich noch gegen die häufig gefährlich verlaufende Viruserkrankung schützen will, der könnte Probleme bekommen. „Es gibt keinen Impfstoff mehr“, sagt Frank Eickmann, Sprecher des rheinland-pfälzischen Apothekerverbandes. Die Lager der meisten Apotheken seien leer. Auch die durch das Bundesgesundheitsministerium per Notstandsverordnung ermöglichte Beschaffung von Ersatzimpfstoff aus dem EU-Ausland sei erschöpft. Das rheinland-pfälzische Gesundheitsministerium hat den Apotheken in Rheinland-Pfalz erlaubt – abweichend vom geltenden Arzneimittelrecht – „zur Verbesserung des bestehenden Versorgungsmangels auch Influenza-Impfstoffe aus dem europäischen Ausland ohne bestehende Zulassung für den deutschen Markt einzuführen.“ Auch die Pflicht von deutschen Beipackzetteln wurde für die importierten Impfstoffe aufgehoben. Daraufhin sind laut dem Mainzer Ministerium Dosen vornehmlich aus Griechenland und Polen nach Deutschland eingeführt worden. Die Importe hätten den großen Bedarf aber nicht decken können, sagt Eickmann. Der europäische Markt für Grippe-Impfstoffe sei schlicht leer gefegt. Eickmann spricht von einer „katastrophalen Situation“.

Der Grund, warum der Impfstoff bereits vor der eigentlichen Grippesaison, die ihren Höhepunkt in der Regel nach der Karnevalssaison erreicht, ausgegangen sei, liege nach Ansicht des Verbandssprechers in der frühen und erhöhten Nachfrage nach den Impfungen. Dies hänge, so Eickmann, mit dem außergewöhnlich schweren Verlauf der Influenza, wie die Grippe offiziell heißt, im vergangenen und zu Beginn diesen Jahres zusammen. Fast 30 Tote hat die Krankheitswelle allein in Rheinland-Pfalz gefordert. Das habe dazu geführt, dass sich vor Beginn der neuen Grippesaison mehr Menschen impfen gelassen haben.

Laut rheinland-pfälzischem Gesundheitsministerium  wurden 2018 bundesweit 15,7 Millionen Dosen Grippeimpfstoff freigegeben. Das war etwa eine Million mehr als in der Wintersaison 2016/2017 bundesweit überhaupt verimpft worden waren. Freigegeben waren seinerzeit rund 16 Millionen Dosen. Die Vernichtung von rund drei Millionen Dosen an Grippe-Impfstoffen im vergangenen Jahr – bei insgesamt rund 18 Millionen freigegebenen Dosen – wegen zu geringer Nachfrage waren laut Ministerium der Grund für zurückhaltende Bestellungen, die sich aktuell bemerkbar machen. „Trotz des heftigen Verlaufs der letzten Saison sind nicht mehr Grippeimpfstoffe produziert worden  als in der vorherigen Saison, möglicherweise war dies produktionsbedingt nicht mehr möglich“, sagt Harald Michels, Leiter des Trierer Gesundheitsamtes.

Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) spricht daher auch von einer „fatalen Versorgungssituation“.

Es bleibe den Patienten nichts anderes übrig, als sich selbst in den Praxen nach Impfstoffen zu erkundigen, sagt Stefan Holler, Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Rheinland-Pfalz. „Gegebenenfalls liegt bei dem einen oder anderen Arzt noch ein Grippeimpfstoff vor.“

Von einem Engpass hat Volker Schneiders, Leiter des Gesundheitsamtes des Vulkaneifelkreises, in seinem Umfeld noch nichts gehört. Er selbst verfüge noch über 18 Dosen des Grippeimpfstoffes, den er im Rahmen seiner amtsärztlichen Tätigkeit verwende, sagt Schneiders.

Sein Kollege Michels empfiehlt daher allen ungeimpften Personen, die an typischen Grippesymptomen (plötzlicher Krankheitsbeginn, rasche Verschlechterung, hohes Fieber bis 41 Grad, Schweißausbrüche, starke Muskel- und Gelenkschmerzen, starke Kopfschmerzen) leiden, sofort zum Arzt zu gehen, um dort frühzeitig mit Anti-Grippe-Medikamenten behandelt werden zu können.

„Hierdurch können zumindest sehr schwere Verläufe und Todesfälle weitgehend vermieden werden“, sagt Michels. Das treffe insbesondere auf Menschen mit chronischen Erkrankungen zu und auch für Personen, die trotz Impfung erkrankten.

Apothekerverbandssprecher Eickmann begrüßt die Ankündigung der Ministerin, sich mit den Ärzten, den Kassenvertretern und Apothekenverbänden zusammenzusetzen, um Engpässe für die kommende Grippesaison zu verhindern. Laut Eickmann müssen die Vorräte bis Ende Mai geordert werden. Die Herstellung der Impfstoffe muss langfristig geplant werden, denn sie dauert mehrere Monate und geschieht nach wie vor zumeist mit Hilfe von Hühnereiern.

Die Pharmafirmen produzieren im November zudem die Grippeimpfstoffe für die Südhalbkugel und haben daher keine weiteren Kapazitäten. (mit Material von dpa)

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