Import aus Luxemburg? Die Sorge vor den Corona-Mutanten wächst

Trier · Die Zahl der Nachweise in der Region steigt. Ein Gesundheitsamt beruhigt: Noch kein Grund zur Sorge. Experten vermuten einen Zusammenhang mit zunehmender Zahl der Neuinfektionen in Luxemburg.

  So sieht SARS-CoV-2 unter dem Elektro  nen­  mikroskop aus.

So sieht SARS-CoV-2 unter dem Elektro nen­ mikroskop aus.

Foto: AP/dpa/NIAID-RML

Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich die Corona-Mutationen auch in der Region ausbreiten. Die Gesundheitsämter sind alarmiert. Die Zahlen der Infektionen durch die als ansteckender geltenden Varianten, vor allem der britischen, steigen. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm wurden am Donnerstag 19 Fälle bestätigt, Anfang der Woche war es erst ein Fall, der auf die britische Variante zurückgeht. Auffallend sei, heißt es aus der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm: „Die betroffenen Personen sind jünger, meist Anfang oder Mitte 20.“ Die in der Region aufgetretene Virusvariante sei nach bisheriger Erkenntnis nicht gefährlicher, sondern übertrage sich schneller im privaten Bereich bei im selben Haushalt lebenden Familienmitgliedern. In Trier-Saarburg ist die Zahl der Fälle durch Mutationen innerhalb eines Tages von insgesamt zehn auf 39 gestiegen. Dem Gesundheitsamt Trier wurden heute 29  Fälle gemeldet, die auf Ansteckungen durch die britische Variante zurückgehen, alle aus dem Landkreis Trier-Saarburg. Dabei handelt es sich auch um Nachmeldungen von älteren Fällen. Unter anderem sind auch Erzieher von fünf Kitas betroffen.

Es bestehe aber kein Anlass zur besonderen Sorge, heißt es aus der Bitburger Kreisverwaltung. Auch bei der Mutation gelte nach wie vor derselbe Schutz wie auch beim bisherigen Virus. Bei Kontakten mit Dritten soll eine medizinische oder besser eine FFP2-Maske getragen werden. „Wir gehen davon aus, dass Mutationen des Coronavirus uns in den Folgejahren begleiten werden“, sagte ein Sprecher der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm.

Die steigende Zahl der Neuinfektionen macht sich auch in wieder steigenden Inzidenzen bemerkbar. In Trier-Saarburg ist sie wieder deutlich angestiegen und liegt bei fast 74, im Eifelkreis bei 52.

Experten halten es für möglich, dass sich die Mutationen durch Kontakte nach Luxemburg in der Region ausbreiten. Dort steigen seit Tagen die Zahlen der Corona-Neuinfektionen. In der vergangenen Woche wurden 1140 neue Infektionen gemeldet, in der Woche davor waren es 999. Entsprechend ist auch die Inzidenz gestiegen von 159 auf 182. Damit liegt die Zahl der Neuinfektionen auf 100 000 Einwohner in einer Woche dreimal so hoch wie in Deutschland. In Rheinland-Pfalz sank die Inzidenz gestern auf 52.

Allerdings wurden vergangene Woche in Luxemburg auch mehr Menschen auf Corona getestet als in der Vorwoche. Entsprechend sank die Rate der positiven Tests, sie lag vergangene bei 1,85 Prozent, davor bei 1,95 Prozent.

Auffallend ist, das das Durchschnittsalter der Infizierten weiter sinkt, von 37 auf 34 Jahre. Das liegt auch daran, dass der Anteil der infizierten Kinder von null bis neun Jahren von 9,9 Prozent in auf 15,9 Prozent angestiegen ist. Es wird vermutet, dass dafür die Ausbreitung der britischen Virus-Mutation verantwortlich ist. Bis Ende vergangener Woche wurden in Luxemburg 47 Fälle von Infektionen mit dieser Variante in Luxemburg nachgewiesen.

Neben Großbritannien sind diese Mutationen auch in Portugal hauptsächlich verantwortlich für einen explosionsartigen Anstieg der Corona-Infektionen. Dort ist die Lage Anfang des Jahres außer Kontrolle geraten, nachdem es über Weihnachten deutliche Lockerungen gab. Alle Restaurants und Cafés waren geöffnet. Zum Teil gab es mehr als 15 000 Neuinfektionen pro Tag.  Umgelegt auf die Bevölkerung Deutschlands wären das etwa 120 000 Fälle täglich. Eingeschleppt wurde die Virus-Variante durch Portugiesen, die in Großbritannien arbeiten. Mittlerweile hat sich die Lage in Portugal etwas entspannt. Allerdings wird dort neben der britischen auch zunehmend die brasilianische Corona-Variante nachgewiesen. Auch sie gilt als ansteckender.

Die Ausbreitung der britischen Corona-Variante in Luxemburg könnte auch mit den engen Beziehungen des Landes mit Portugal zusammenhängen. 16 Prozent der Bevölkerung des Nachbarlandes sind Portugiesen.

Dem Präsidenten der Landesärztekammer, Günther Matheis, bereitet die Ausbreitung der Corona-Mutationen Sorge. „So wie es sich derzeit darstellt, verteilt sich die mutierte Corona-Variante deutlich schneller als das Ursprungsvirus. Das kann gefährlich werden und wieder zu stark steigenden Infektionszahlen führen“, sagt Matheis. Deshalb müsse alles Mögliche getan werden, damit die Gesundheitsämter „die Nachverfolgung von Infektionsketten fest im Griff haben“. Die nächsten Wochen seien daher  „sehr wichtig“.

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