Die Überraschende

Die Listenführer bei der Kommunalwahl spielen als designierte Fraktionsvorsitzende eine wichtige Rolle bei der künftigen Arbeit des Stadtrats. Wir stellen die Spitzenkandidaten als Politiker und als Privatpersonen vor.

Trier. Christiane Probst ist die Antwort auf eine Frage, die Triers politische Szene über Jahre hinweg beschäftigt hat. Wer wird die Position von Manfred Maximini als Fraktionschef der UBM übernehmen? Maximini, der seit 1969, unvorstellbare 40 Jahre lang, ohne Pause im Stadtrat sitzt. 1992 brach er mit der SPD, indem er seinen eigenen Verein, die Unabhängige Bürgerbewegung Maximini, gründete und mit dieser sofort eine feste Größe im Stadtrat und in der Trierer Politik wurde. Wer führt die UBM ohne das M? Lange wurde spekuliert, und als schließlich die Antwort kam, war sie eine Überraschung. Keiner der UBM-Kämpfer, die in vielen Ratsdebatten in der ersten Reihe mitstritten, übernimmt das Ruder, sondern die Wirtschaftsexpertin Christiane Probst, Jahrgang 1969 und damit das jüngste Mitglied der amtierenden Fraktion.

Wer sich mit Christiane Probst unterhält, wird auf angenehme Weise daran erinnert, dass die UBM keine Partei, sondern ein Verein ist, der für sich in Anspruch nimmt, frei von ideologischen Bindungen und parteipolitischen Richtlinien zu sein. Die für die Deutsche Bank AG in Luxemburg arbeitende Kauffrau spricht beim Treffen mit dem TV frei von der Leber weg und zeigt eine grundsätzliche heitere Gelassenheit. "Politik begann für mich als notwendiges Engagement für wichtige Themen in meinem direkten Umfeld", erzählt sie. "Und das ist auch heute noch meine zentrale Motivation."

Eines dieser wichtigen Themen war für sie die Jugendarbeit in ihrem Heimatort Ruwer. "Es ist schon lange Bestandteil meines Lebens, mich selbst in Vereinen einzusetzen." Was 30 Jahre im Kirchenchor Ruwer inklusive der Vorstandsarbeit als Kassiererin nachdrücklich beweisen. "Es waren die Jugendarbeit und die Suche nach finanziellen Hilfen zur Einrichtung eines Jugendraums, die mich Mitte der 90er motivierten, den Kontakt zum Ortsbeirat zu suchen." In diesem saß damals Dietmar Lieser, einer der Gründerväter der UBM. Christiane Probst wurde Mitglied und rückte 1997 für die UBM in den Ortsbeirat Ruwer nach. "Dort habe ich erfahren, was aktive Politik ist, was man bewirken kann und auch, und das ist sehr wichtig, wo die Grenzen liegen." 2004 zog sie in den Stadtrat ein. "Das war eine sehr große Ehre für mich, schließlich sitzt man dort am Hebel der Macht." Ein amüsiertes Funkeln in ihren Augen deutet auf leichte Ironie hin. Ihr beruflicher Hintergrund qualifizierte sie als Haushalts- und Finanzexpertin. Christiane Probst sitzt unter anderem im Steuerungsausschuss und im Ausschuss des Zweckverbands Regionale Abfallwirtschaft im Raum Trier (RegAb).

Der Weg zum Podest der Spitzenkandidatin nach nur einer Legislaturperiode klingt aus ihrem Mund geradezu unspektakulär. "In einer Vorstandssitzung der UBM hat man mich angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, Fraktionsvorsitzende zu werden." Kleine Pause, amüsiertes Funkeln. "Ich kann mir das sehr gut vorstellen." Mit einer "harten, aber fairen" Diskussionskultur im Stadtrat habe sie keine Probleme. "Ich fasse mich in Redebeiträgen gerne kurz und bringe die Fakten auf den Tisch."

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