Brand Der wirkliche Schaden ist nicht zu beziffern: Ist historisches Rathaus noch zu retten?

Saarburg · Durch den Brand in der Saarburger Gemeindeverwaltung wurden auch zahlreiche Akten und historische Dokumente zerstört. Die elektronischen Daten sind wohl gerettet.

 Einsturzgefahr nach dem Großbrand der VG-Saarburg.  Foto: Friedemann Vetter

Einsturzgefahr nach dem Großbrand der VG-Saarburg.  Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Der Saarburger Bürgermeister Jürgen Dixius ist auch am Morgen nach dem Brand in der Verbandsgemeindeverwaltung noch sichtlich geschockt. Er ist gerade in dem Gebäude gewesen, hat sich den Schaden angeschaut. Auf Handyfotos zeigt er, wie es im Innern aussieht. Auch sein Büro ist völlig verwüstet. Auf anderen Fotos ist zu sehen, dass in einigen Bereichen des denkmalgeschützten Gebäudes Decken eingestürzt sind. Man kann von dort ungehindert auf den Himmel schauen. In anderen Büros, so Dixius, stehe knöcheltief das Löschwasser.

Durch die offenen Fenster hört man es unaufhörlich plätschern. Es sei wie in eine Tropfsteinhöhle, sagt eine Feuerwehrfrau, die in dem Gebäude war.

„Wir wollen so schnell wie möglich wieder arbeitsfähig sein. Die Bürger haben ein Anrecht auf eine funktionierende Verwaltung“, sagt der Bürgermeister. Währenddessen tragen Feuerwehrleute nicht zerstörte Computer, Bildschirme, Festplatten und anderes Büromaterial aus dem Gebäude. Eine Anwohnerin kommt hinter die Absperrung, will spontan helfen. Sie trägt einen Computer in ein Nebengebäude der Verwaltung. Dieses ist erst vergangene Woche geräumt worden, weil die Verbandsgemeindewerke wegen der bevorstehenden Fusion von Saarburg mit Kell am See in ein anderes Gebäude umziehen.

Der Büroleiter des Saarburger Rathauses, Rudi Klein, geht davon aus, dass alle in der Verwaltung gespeicherten Daten, wie etwa die des Einwohnermeldeamtes, gesichert sind. „Da dürfte es keine Probleme geben“, zeigt er sich zuversichtlich. Testen kann er es aber nicht. Noch ist der Strom in der gesamten Verwaltung vom Netz abgeklemmt.

Wenn Zugang bestehe zum sogenannten Kommunalen Netz, an das alle 237 Anschlüsse der Kreis-, Stadt-, Gemeinde- und Verbandsgemeinden angeschlossen und miteinander verbunden sind, dann stünden die sogenannten Personenstandsdaten, wie etwa Geburts- oder Sterbeurkunden, zur Verfügung, sagt Hans-Jürgen Eckert. Er ist Geschäftsführer des Mainzer Dienstleistungsunternehmens Kommwiss. Dieses ist eine Tochterfirma der kommunalen Spitzenverbände im Land, also etwa des Gemeinde- und Städtebundes. Nun müsse geschaut werden, ob das Datensicherungs- und Wiederherstellungskonzept der Verbandsgemeindeverwaltung Saarburg funktioniere, sagt Eckert.

Um Zugriff auf die Meldedaten der rund 24 000 Einwohner der Verbandsgemeinde zu erhalten, wurde gestern mit der Nachbargemeinde Kell am See ein Gespräch geführt. Über das Kommunale Netz besteht die Möglichkeit, auch auf Personalausweisdaten von anderen Gemeindeverwaltungen aus zuzugreifen. Das gilt auch für Wahldaten. Am 14. Oktober soll in  Kell am See und Saarburg ein neuer Verbandsgemeinderat und ein neuer Bürgermeister gewählt werden, bevor beide dann im nächsten Jahr zusammengehen werden.  Hauptsitz der neuen Verbandsgemeinde sollte eigentlich Saarburg werden. „Da müssen wir uns jetzt noch viele Gedanken machen“, sagt Dixius.

Während er zuversichtlich ist, was die elektronisch gespeicherten Daten betrifft, sind durch den Brand zahllose Papierakten, darunter auch wertvolle historische Dokumente, unwiederbringbar verloren gegangen.

In der Nacht haben Feuerwehrleute versucht, mehrere Schränke aus dem Gebäude zu bringen. Im Innern der Schränke hätten die Akten gebrannt, das Metall der Schränke sei glühend heiß gewesen, sagt ein Feuerwehrmann volksfreund.de. Um die Schränke aus dem vom Einsturz bedrohten Gebäude zu bringen, werden schließlich Mitglieder der Höhenrettung angefordert. Sie klettern in das Gebäude, seilen die glühend heißen Schränke an. Allerdings ist es schwierig, die schweren Schränke herauszuziehen. Kurzerhand wird das Seil an einen Traktor, der in der Garage des Bauhofes steht, festgemacht. Dieser zieht dann in der Nacht einen der Schränke nach unten. Auf einem Video ist zu sehen, wir er krachend in den Innenhof fällt. Als er zerschellt, schlagen Flammen aus dem Inneren heraus. Gestern morgen liegen dann vor dem Haupteingang zum Rathaus zahllose teils vebrannte Blätter – Akten und Dokumente – neben den völlig verkohlten und deformierten Schränken. Wie groß letztlich der finanzielle und auch ideelle Schaden, den das Feuer am Sonntagabend angerichtet hat, tatsächlich ist, kann noch keiner sagen.

 Der Dachstuhl der Verbandsgemeindeverwaltung in Saarburg brennt

Der Dachstuhl der Verbandsgemeindeverwaltung in Saarburg brennt

Foto: TV/Florian Blaes
 Brand in Saarburg

Brand in Saarburg

Foto: Feuerwehr Saarburg
 Das Dachgeschoss der Saarburger Verwaltung ist komplett abgebrannt. Am Tag danach sucht die Polizei nach der Brandunrsache

Das Dachgeschoss der Saarburger Verwaltung ist komplett abgebrannt. Am Tag danach sucht die Polizei nach der Brandunrsache

Foto: Marion Maier
 Einsturzgefahr nach dem Großbrand der VG-Saarburg.  Foto: Friedemann Vetter

Einsturzgefahr nach dem Großbrand der VG-Saarburg. Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter
 Einsturzgefahr nach dem Großbrand der VG-Saarburg.  Foto: Friedemann Vetter

Einsturzgefahr nach dem Großbrand der VG-Saarburg.  Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Auch ob das historische Gebäude überhaupt wieder nutzbar sein wird oder komplett oder teilweise abgerissen wird.

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