Ein Jahr nach dem Amoklauf: Winnenden hat wachgerüttelt

Winnenden/Trier · In Rheinland-Pfalz hat man auf den Amoklauf von Winnenden heute vor einem Jahr reagiert. Polizei und Schulen seien besser auf den Ernstfall vorbereitet, heißt es aus dem Bildungsministerium.

Winnenden/Trier. Der Schock nach dem Amoklauf in Winnenden saß tief. Bereits kurz nach der Tat, bei der heute vor genau einem Jahr der Schüler Tim K. an der Albertville-Realschule und später auf der Flucht 15 Menschen und sich selbst erschossen hat, wurde über die Verschärfung des Waffenrechts und mehr Schutz an Schulen diskutiert.

Doch nach Winnenden gab es mehr als nur die üblichen politischen Reflexreaktionen. Zumindest wird seither der Waffenbesitz in Deutschland stärker kontrolliert. Waffenbesitzer müssen nachweisen, dass sie ihre Pistolen und Gewehre sicher in verschließbaren Schränken aufbewahren. Allerdings hapert die Umsetzung dieser Kontrolle am fehlenden Personal und daran, dass sie für Waffenbesitzer freiwillig ist. Wie schwer die Kontrolle aller Betroffenen sich darstellt, zeigt sich an Zahlen aus der Region Trier. Hier gibt es mehr als 14 000 Waffenbesitzer und rund 60 000 Waffen.

Die nach Winnenden eingeführte Amnestie, wonach die Besitzer illegaler Waffen bei deren Rückgabe straffrei ausgehen, hat dazu geführt, dass allein in Rheinland-Pfalz bis Ende 2009 insgesamt 1443 Besitzer 2475 solcher Waffen abgegeben haben. Verhindern lassen sich Taten durch solche Maßnahmen nicht - wie sich jüngst bei der tödlichen Messerattacke auf einen Ludwigshafener Berufsschullehrer Mitte Februar erst gezeigt hat.

Doch Polizei und Schulen in Rheinland-Pfalz sind laut Bildungsministerium mittlerweile besser auf Amokläufe vorbereitet. Streifenpolizisten wurden ausgebildet, um Täter möglichst schnell außer Gefecht zu setzen. In Übungen, wie im vergangenen Jahr in Baumholder, wird immer wieder der Ernstfall geprobt. Polizei und Schulen veranstalteten gemeinsame Sicherheitskonferenzen. Lehrer wurden fortgebildet, um frühzeitig auf auffällige Schüler reagieren zu können. In Schulen - auch in Grundschulen - wurde über Maßnahmen diskutiert, die verhindern sollen, dass Amokläufer in Schulgebäude eindringen können; die Alarmierung im Ernstfall wurde überprüft.

Mehr Schulsozialarbeiter im Einsatz



Seit vergangenem Jahr sei die Zahl der Schulsozialarbeiter erhöht worden, und beim schulpsychologischen Dienst seien zusätzliche Stellen geschaffen worden, sagt ein Sprecher des Bildungsministeriums. Potenzielle Amokläufer sollen so frühzeitig im Schullalltag erkannt werden. Vor Trittbrettfahrern schützen die Schritte allerdings nicht. 2009 gab es in Rheinland-Pfalz 161 Amokdrohungen, im Bereich des Polizeipräsidiums Trier waren es nach Winnenden 17. In diesem Jahr registrierte die Polizei landesweit bereits zehn Fälle.

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