Katholische Kirche Ein paar Beruhigungspillen für die Gläubigen?

Trier · Die Kritiker der Bistumsreform glauben, dass sie hingehalten und vertröstet werden. Vorwürfe, die die Verantwortlichen im Trierer Generalvikariat nicht auf sich sitzen lassen wollen.

 Mehr als 1500 Gläubige sind Mitte Oktober 2018 zu einer Protestkundgebung der Initiative Kirchengemeinde vor Ort gegen die geplante Reform im Bistum Trier vor den Trierer Dom gezogen.  Foto: Harald Tittel/dpa

Mehr als 1500 Gläubige sind Mitte Oktober 2018 zu einer Protestkundgebung der Initiative Kirchengemeinde vor Ort gegen die geplante Reform im Bistum Trier vor den Trierer Dom gezogen. Foto: Harald Tittel/dpa

Foto: dpa/Harald Tittel

Die katholische Kirche im Bistum Trier kommt nicht zur Ruhe. Nachdem vor gut zwei Wochen Bischof Stephan Ackermann und sein Generalvikar Ulrich Graf von Plettenberg bekanntgegeben haben, nun doch nicht alle geplanten Großpfarreien zum 1. Januar nächsten Jahres einzuführen, melden sich jetzt die Kritiker zu Wort. In einem  fünfseitigen Schreiben an die Vorsitzenden der Pfarrgemeinde- und Verwaltungsräte werden die vom Bistum zuletzt veröffentlichten Informationen teils scharf verurteilt. So werden etwa die neuen Strukturen in den insgesamt 35 Pfarreien der Zukunft (PdZ), wie die Großpfarreien offiziell heißen, als „weder transparent noch praktikabel“ bezeichnet. Für die sogenannten Verwaltungsteams vor Ort gebe es bis heute keine gesetzliche oder sonstige Grundlage und Beschreibung, kritisiert die Initiative Kirchengemeinde vor Ort, deren Vertreter den Brief unterzeichnet haben.

Dabei hätten die Bistumsverantwortlichen versprochen, die Verwaltungsteams an allen neuen Kirchenorten zu installieren und mit Kompetenzen auszustatten. „Aber nichts davon ist bislang geregelt“, behauptet Initiativensprecher Harald Cronauer. Die Vermutung des saarländischen Anwalts: „Es werden zur Vertröstung ins Ungewisse Beruhigungspillen verteilt, die in Wahrheit Placebos sind.“ In Wirklichkeit gehe es dem Bistum darum, nach der Bündelung aller Befugnisse in der Zentralpfarrei möglichst viele Kirchen und Pfarrheime so zügig wie möglich zu schließen.

„Es geht nicht um das Schließen von Gebäuden“, kontert Bistumssprecherin Judith Rupp. Eigentümer der Kirchen und Pfarrheime seien die jeweiligen Kirchengemeinden. Somit könne das Bistum diese nicht einfach schließen oder gar abreißen. „Wir gehen davon aus, dass Gotteshäuser, wenn sie genutzt und belebt sind, wenn der Unterhalt gesichert ist und aus baulicher oder sicherheitstechnischer Sicht nichts dagegenspricht, erhalten werden“, so die Bistumssprecherin wörtlich.

Nach Angaben von Judith Rupp unterstützen die künftigen Pfarreien der Zukunft die pastorale Neuausrichtung, die ja auch von den Kritikern als nötig angesehen werde. Eine geringere Zahl von Kirchengemeinden entlaste von vielen kleinteiligen Verwaltungsaufgaben und helfe, sich auf die anspruchsvolleren pastoralen Aufgaben zu konzentrieren.

Für die Kritiker bleibt es dabei, dass in puncto neue Strukturen noch vieles ungeklärt ist und sich die zukünftigen sogenannten Orte von Kirche in den Riesenpfarreien kaum noch wiederfinden dürften. „Wie soll sich aus einer XXL-Pfarrei Saarbrücken mit fast 100 000 Gläubigen und 500 oder 1000 Orten von Kirche eine Synodalversammlung ergeben, die repräsentativ oder förderlich für das gesamte Leben in der Riesenpfarrei ist?“, fragt Cronauer.

Die betroffenen Menschen in den sogenannten Orten von Kirche müssten zunächst einmal ihre Anliegen formulieren und dann überlegen, ob sie überhaupt Teil der Synodal­versammlungen sein wollten, kontert Bistumssprecherin Rupp die Befürchtungen. Sie wirft der Initiative vor, auf unnötige Weise Ängste zu schüren. Auch im Generalvikariat sei man sich darüber im Klaren, dass einiges durch die konkrete Praxis in den zukünftigen Pfarreien weiterentwickelt werden müsse. Das lasse sich aber bei einer derart grundlegenden Neuausrichtung auch nicht vermeiden.

Schwer vorstellbar, dass sich die Kritiker mit einer solchen Aussage zufriedengeben werden.

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