Verkehr „Elektro-Autos allein sind auch keine Lösung“

Trier · Um die Abgasbelastung der Städte zu reduzieren, wird mehr Geld für den Nahverkehr gefordert. Die Busflotte im Land ist veraltet.

Das Land will Städte wie Mainz, Koblenz oder Ludwigshafen finanziell unterstützen, damit diese die städtische Busflotte erneuern und abgasarme Fahrzeuge und auch Elektro-Busse anschaffen können. So soll ein Beitrag dazu geleistet werden, dass die Abgasbelastung in den drei Städten sinkt. „Mit mehr Elektrobussen, nachgerüsteten Dieselbussen, einer Stärkung des öffentlichen Personennahverkehrs und des Radverkehrs muss die Verkehrswende weiter vorangetrieben werden“, sagt Karl-Heinz Frieden, Hauptgeschäftsführer des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes. Er fügt allerdings hinzu:  „Bei all diesen Maßnahmen muss man bedenken, dass die Beschaffung eines E-Busses europaweit ausgeschrieben werden muss.“ Außerdem gebe es erst seit kurzem die Hersteller der Busse in Deutschland, und der Bund fördere die Anschaffung der Fahrzeuge erst seit Frühjahr. Friedens Fazit: „All diese Maßnahmen werden greifen, aber sie brauchen noch etwas Zeit.“ Für Frieden gehört zu einer Verkehrswende mehr als nur die Investition in den Nahverkehr. Wichtig sei es, Verkehrsströme erst gar nicht entstehen zu lassen. Wenn etwa mehr Menschen die Gelegenheit zur Telearbeit nutzen könnten, könnten Pendlerströme reduziert werden, sagt Frieden. Voraussetzung dafür sei aber eine ausreichende Anbindung mit schnellem Internet.

Geht es um die Reduzierung von Abgasen in Innenstädten, wird auch immer wieder der Ausbau der E-Mobilität gefordert. Der Verkehrswissenschaftler Karl-Georg Schroll, der für die Partei Die Piraten im Kreistag Trier-Saarburg sitzt, sieht darin aber nicht die Lösung. An den Verkehrsproblemen der großen Städte änderten Elektroautos nichts, der tägliche Stau bleibe, sagt Schroll, der ein Buch über  Chancen und Konzepte des öffentlichen Nahverkehrs im ländlichen Raum geschrieben hat. Er sieht die Förderung des Busverkehrs in den von Überschreitungen der Abgasbelastungen betroffenen Städten kritisch. Die Verkehrswende müsse zusätzlich dort ansetzen, wo der Nahverkehr ein Schattendasein führe, im Umland im Radius von 150 Kilometern um die Städte herum, was einer üblichen Pendlerdistanz entspreche.

 In Deutschland drohen in den Städten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge.

In Deutschland drohen in den Städten Fahrverbote für Dieselfahrzeuge.

Foto: Friedemann Vetter

Für einen attraktiveren Nahverkehr in Rheinland-Pfalz spricht sich auch Guido Borning, Geschäftsführer des Verbandes des Verkehrsgewerbes Rheinland, aus. Der Umstieg vom Auto auf den Bus müsse erleichtert werden. Es sollte auch darüber nachgedacht werden, fordert Borning,  Taxis und Mietwagen stärker in den Öffentlichen Nahverkehr einzubinden und „bedarfsgerecht einzusetzen“. Auch die Erneuerung der Busse könnte laut Borning „positive Impulse“ setzen. Die rheinland-pfälzische Linienbusflotte sei die älteste in Deutschland, weil sich das Land, anders als andere Bundesländer, entschlossen habe, aus der finanziellen Förderung der Busbeschaffung auszusteigen. Dadurch sind wohl durchaus viele Busse unterwegs, die nicht mehr den neuesten Abgasnormen entsprechen und damit auch zur Stickstoffdioxidbelastung beitragen. Der rheinland-pfälzische Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte dazu kürzlich im Landtag, dass er ein generelles Fahrverbot für Dieselbusse für falsch halte. Sowohl Elektromobilität als auch andere Antriebstechnologien seien noch nicht so ausgereift, dass sie in der Breite zum Einsatz kommen könnten. Er sagte aber auch, dass sich mit modernen Bussen mit neuester Abgastechnologie die Luftschadstoffwerte in Rheinland-Pfalz einhalten ließen. Sein Staatssekretär Andy Becht (FDP) kündigte vergangenes Jahr im Landtag an, dass das Land beabsichtige, statt Unternehmen bei der Anschaffung von neuen Bussen zu unterstützen – diese Förderung habe man aus beihilferechtlichen Bedenken eingestellt –, künftig etwa den Landkreisen und Städten unter die Arme zu greifen, wenn diese bei Ausschreibungen für Buslinien neue Technologien und klimaschützende Antriebstechniken verlangten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort