400 Angriffe 2017 in der Region Fast jeden Tag Gewalt gegen Polizisten - Ein Trierer Polizist berichtet (Video)
Trier · Kiefer ausgerenkt, ins Gesicht getreten: Rund 400 Beamte in der Region wurden 2017 angegriffen. Das Land hilft den Opfern.
Der Trierer Polizeioberkommissar Thomas Hillen ist vor zwei Jahren von einem äußerst aggressiven, betrunkenen Mann angegriffen worden. Auf der Wache habe der Mann ihm mit dem Schuh mit voller Wucht ins Gesicht getreten und ihm dabei den Kiefer ausgerenkt und eine Gehirnerschütterung zugefügt, erzählt der Polizist. Eine Woche sei er krankgeschrieben gewesen. Angst habe er keine, aber er sei seitdem vorsichtiger geworden.
389 Polizisten in der Region wurden im vergangenen Jahr Opfer von Gewalt. Sie wurden angegriffen, beleidigt, bespuckt. 35 Beamte wurden dabei verletzt. Zwar sei die Zahl der Angriffe gegenüber 2016 leicht zurückgegangen, sagt der Trierer Polizeipräsident Rudolf Berg. Trotzdem ist der oberste Polizist der Region alarmiert. „Gewalt gegen Polizisten ist allgegenwärtig“, sagte er gestern bei einer Pressekonferenz in Trier. „Polizisten müssen jederzeit damit rechnen, Opfer von Gewalt zu werden“, ergänzt Berg. Schwerpunkt sei Trier. Allein im Oberzentrum sind im vergangenen Jahr 118 Polizisten angegriffen worden.
Es sei zwar ein zunehmender, aber immer noch geringer Anteil der Bevölkerung, der sich respektlos gegen Einsatzkräfte zeige, sagte der rheinland-pfälzische Innenminister Roger Lewentz (SPD). Auch Feuerwehrleute und Mitarbeiter von Rettungsdiensten würden zunehmend angegriffen oder bei ihrer Arbeit behindert.
Laut einer Statistik des Innenministeriums hat es im vergangenen Jahr im Land 1517 Straftaten gegen Polizisten gegeben, am häufigsten handelte es sich um Widerstand gegen die Beamten. In 449 Fällen wurden Polizisten verletzt. Im ersten Halbjahr dieses Jahres wurden bereits 805 Gewaltdelikte gegen Polizisten, sechs gegen Feuerwehrleute und 47 gegen Rettungsdienste registriert, wie aus einer Antwort auf eine Anfrage der AfD-Landtagsfraktion hervorgeht.
Anders als oft fälschlicherweise angenommen handelte es sich im vergangenen Jahr bei der überwiegenden Mehrzahl der Tatverdächtigen laut Innenministerium um Deutsche, nämlich 1140. 352 waren Ausländer. Laut Berg ist der typische Täter männlich, überwiegend handele es sich um Erwachsene, aber auch Jugendliche griffen Polizisten an.
Das Land habe reagiert, sagt Lewentz. So gehöre zur Standardausrüstung der Polizisten eine Spuckhaube, die die Beamten vor Spuckattacken schützen soll. Bei der Ausbildung spielten Kommunikation und Deeskalation eine größere Rolle. Außerdem, so Lewentz, übernehme das Land Schadenersatz und Schmerzensgeld, wenn Täter, die Polizisten angegriffen und verletzt haben, finanziell nicht in der Lage seien zu zahlen. Härtere Strafen bringen laut Lewentz nicht viel. Die Täter ließen sich dadurch nicht abschrecken. Allerdings wünscht er sich von den Gerichten, dass diese den Strafrahmen für solche Taten voll ausschöpfen.
Um auf die Gewalt gegen Polizisten aufmerksam zu machen, findet am Freitag und Samstag ein sogenannter Danke-Polizei-Tag statt, bei dem die Bürger zeigen sollen, dass sie hinter den Beamten stehen.