Fiskus verdient an "Steueroasen"

Luxemburg · Der deutsche Fiskus verdient am Kapital, das Deutsche im Ausland anlegen. Allein 2007 wurden knapp 200 Millionen Euro an Kapitalertragssteuern aus 14 Ländern an Deutschland überwiesen. Rund 61,5 Millionen kamen aus Luxemburg.

(wie) Noch immer sorgt der verbale Angriff des deutschen Finanzministers Peer Steinbrück auf Luxemburg für Verstimmung zwischen den beiden Ländern. Steinbrück will die angebliche Steueroase trockenlegen. Luxemburg wehrt sich und reagiert verärgert. Tatsächlich verdient der deutsche Fiskus nicht schlecht daran, dass einige Deutsche ihr Geld über die Grenze bringen. Das belegen die nun vom Bundesfinanzministerium auf TV-Anfrage vorgelegten Zahlen. Allein 2007 überwies Luxemburg an die Bundesrepublik rund 61,5 Millionen Euro an Quellensteuer. Damit kommt knapp ein Drittel der Quellensteuer-Einnahmen von insgesamt 195,6 Millionen Euro (Stand 2007) aus Luxemburg. Die Steuer wird auf die Zinserträge des im Großherzogtum angelegtem Geld erhoben. Derzeit beträgt der Quellen-Steuersatz im Nachbarland 20 Prozent. 75 Prozent dieser Steuereinnahmen überweist Luxemburg an die Länder, aus denen die Privatanleger kommen, also etwa an Deutschland. Nach diesen Zahlen betrug also 2007 der Ertrag des dort angelegten deutschen Privatkapitals rund 400 Millionen Euro.

Österreich überwies vor zwei Jahren rund 42,4 Millionen Euro an Deutschland, aus Belgien kamen rund vier Millionen Euro. Luxemburg, Österreich und Belgien sind die einzigen EU-Länder, die sich bislang weigern, ihr Bankgeheimnis aufzugeben. Die Banken in den drei Ländern dürfen keine Auskunft über ihre Anleger erteilen, auch nicht an das deutsche Finanzamt. In den anderen EU-Ländern melden die Banken selbst den Zinsertrag des deutschen Steuerpflichtigen an das Finanzamt. Statt diesen Kontrollmitteilungen erheben Luxemburg, Österreich und Belgien eben die Quellensteuer. Genau wie die Schweiz. Sie überwies 2007 rund 81 Millionen Euro nach Deutschland, aus Lichtenstein kamen 5,5 Millionen Euro. Die Einnahmen aus den restlichen angeblichen Steueroasen sind im Verhältnis dazu vernachlässigbar.

Wer in diesen Ländern Geld anlegt, muss bei der Einkommenssteuererklärung die dort erzielten Kapitalerträge angeben. Da die Kapitalertragssteuer in Deutschland mit 30 Prozent höher ist, als die Luxemburger Quellensteuer, müssen Privatanleger also damit rechnen, dass der Fiskus einen Teil des Gewinns haben will. Wer dem Finanzamt die Geldanlage in Luxemburg verschweigt, wird zum Steuerhinterzieher.

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