Zahlen steigen Kommunen in der Region haben kaum noch Wohnraum für Flüchtlinge

Die Kommunen in der Region Trier müssen Hunderte geflüchtete Menschen unterbringen. Doch der Wohnraum wird immer knapper. Das Land verteidigt deshalb die Unterbringung in einer Tennishalle. Müssen auch die Gemeinden bald wieder auf Hallen zurückgreifen?

 In der Tennishalle auf dem Bernkastel-Kueser Plateau stehen bereits Betten für gut 600 Menschen.

In der Tennishalle auf dem Bernkastel-Kueser Plateau stehen bereits Betten für gut 600 Menschen.

Foto: TV/Hans-Peter Linz

Wie angespannt die Lage im Winter werden könnte, ist derzeit in Bernkastel-Kues zu beobachten. Genauer auf dem Plateau über der Stadt. Insgesamt 1000 geflüchtete Menschen könnten bis Jahresende dort einziehen. Das Land hat das ehemalige Hotel Moselpark und eine große Tennishalle angemietet. Die beiden Gebäude dienen künftig als Ausweichort, weil die Aufnahmeeinrichtungen des Landes in Trier oder Hermeskeil längst voll sind.

In der kleinen Moselstadt hat das für Unruhe gesorgt. Bewohner starteten eine Petition an Stadt und Land, die „geplante Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Kueser Plateau zu überdenken und die Flüchtlingszahlen zu begrenzen“. Gegen die Belegung des leerstehenden Hotels mit mehr als 400 Menschen gebe es keinerlei Einwände. Die Unterbringung weiterer 600 Personen in der benachbarten Tennishalle erachteten sie aber als menschenunwürdig, so die Unterzeichner. Sie befürchten zudem, dass die Zahl der Flüchtlinge die Zahl Einwohner dann um ein Vierfaches übertroffen werde.

Die Mainzer Landesregierung verteidigt ihr Vorgehen. Dass man die Belegung des Hotels begrüße, sei ein „starkes Zeichen“ der Bewohner und eine gute Basis, sagte Integrationsministerin Katharina Binz (Grüne) in dieser Woche. Aber das Land brauche auch die Tennishalle. Man müsse hier abwägen - zwischen dem Standard der Unterbringung und der Frage, ob Menschen überhaupt kein Dach über dem Kopf hätten. Deshalb heißt es nun aus Mainz „enger zusammenrücken“.

Binz‘ Ministerium hatte sich die Immobilien schon zu Jahresbeginn gesichert. Damals war unklar, wie viele Ukrainer in Folge des Krieges nach Deutschland kommen würden - und auch wo sie unterkommen. 44.000 sind es bislang. Das hat den Wohnungsmarkt in den Kommunen schon stark belastet. Alleine die Stadt Trier hat knapp 1400 Menschen aus der der Ukraine aufgenommen. Zwar kommen mittlerweile immer weniger, und rechtlich müssen Ukrainer ohnehin nicht in die Landeseinrichtungen. Doch nun steigt Zahl der Flüchtlinge aus Ländern wie Afghanistan und Syrien seit Monaten stark an.

Nur auf den ersten Blick wirken die Zahlen relativ niedrig. Im Kreis Bernkastel-Wittlich sind seit Jahresbeginn etwa 253 Flüchtlinge angekommen, im Eifelkreis waren es 229, in der Vulkaneifel 151 und im Kreis Trier-Saarburg 240. Es ist aber nur eine Frage der Zeit, bis die Zahlen stark steigen. Mit den Notunterkünften wie in Bernkastel-Kues verschafft das Land den Kommunen nur Zeit. Mittelfristig werden sie dort unterkommen müssen.

Nun gelangen die Kommunen aber an ihre Grenze. Die Kreise verfahren unterschiedlich - teils nutzen sie zunächst Gemeinschaftsunterkünfte, um die Menschen nach und nach auf Wohnungen in den Gemeinden zu verteilen. Auf TV-Nachfrage klingen die Antworten aber überall gleich. Bisher habe man alle geflüchteten Personen in Wohnungen unterbringen können, sagte eine Sprecherin des Landkreises Bernkastel-Wittlich. „Allerdings ist die Wohnraumsituation stark angespannt.“ Auch im Kreis Trier-Saarburg fehle es „aufgrund der allgemeinen Wohnungsmarktsituation“ an Kapazitäten, sagte ein Sprecher. Man benötige „dringend mehr Wohnraum“, heißt es aus der Vulkaneifel.

Sollte sich die Situation nicht entspannen, steht also zu befürchten, dass auch die Kommunen wieder auf Massenunterkünfte zurückgreifen müssen. Eine Turnhalle als Unterkunft zu nutzen, sei derzeit noch nicht in Planung, heißt es aus Bernkastel-Wittlich. „Sollte das Wohnraumangebot Anfang nächsten Jahrs allerdings tatsächlich erschöpft sein, ist als ultima ratio auch über Gemeinschaftsunterkünfte nachzudenken“, so die Sprecherin.

Auch in Trier hat die Stadt schon geeignete Hallen ausgewählt, die in Frage kommen könnten - aber nur als letztes Mittel. „Wir hoffen, dass es dazu nicht kommen wird, denn die Unterbringung in solchen großen Sammelunterkünften ist für die Integration der Menschen eher kontraproduktiv“, sagte Bürgermeisterin Elvira Garbes. Ihr Ziel bleibe, Menschen auch menschenwürdig unterzubringen.

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