Insolvenzverfahren Flughafen Hahn ist pleite: Wie geht’s jetzt weiter?

Lautzenhausen · Der Hunsrückflughafen Hahn ist insolvent. Das Amtsgericht Bad Kreuznach gab am Dienstag auf seiner Internetseite die vorläufige Eröffnung des Insolvenzverfahrens bekannt. Was heißt das für den Flugverkehr und die Mitarbeiter auf dem Hahn?

Der Flughafen Frankfurt-Hahn meldet Konkurs an
Foto: dpa/Thomas Frey

Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde der Frankfurter Rechtsanwalt Jan Markus Plathner ernannt. Auswirkungen auf die Flüge von und zum Hahn dürfte das Insolvenzverfahren zunächst nicht haben. Nach Internet-Veröffentlichungen fanden nahezu alle für Dienstag geplanten Abflüge und Landungen statt.

Neben der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH hat nach Informationen von volksfreund.de auch die Tochtergesellschaft Jet Fuel Hahn GmbH Insolvenz angemeldet. Sie ist am Hahn für den operativen und technischen Betrieb des Tanklagers für Flugbetriebsstoffe verantwortlich.

Wem gehört der Flughafen Frankfurt-Hahn?

Der Hahn gehört zu 82,5 Prozent dem chinesischen HNA-Konzern. 17,5 Prozent hält das Land Hessen. Zuletzt hatte Anfang des Monats die Festnahme der Führungsspitze des HNA-Konzerns für Schlagzeilen gesorgt. Damals hieß es, dies habe keine Auswirkungen auf den Hunsrück-Flughafen.  „Wir kennen das nur aus der Zeitung. Das ist ohne Bedeutung für uns“, sagte Hahn-Betriebsleiter Christoph Goetzmann in einem Interview. Nach dem zuletzt veröffentlichten Geschäftsbericht 2018 beschäftigte die Frankfurt Hahn GmbH seinerzeit 295 Mitarbeiter. In dem Jahr schloss der Konzern mit einem Fehlbetrag von 4,7 Millionen Euro ab.

Gehört das Insolvenzverfahren zur Taktik des HNA-Konzerns?

Der Luftfahrtexperte Christoph Brützel sagte volksfreund.de, die aktuelle Entscheidung über die Insolvenz habe ihn nicht überrascht. Sie bedeute noch nicht, dass der Flugplatz nun abgewickelt werde. Die Chinesen seien „sehr gewieft“ in ihren Bemühungen, Kosten zu sparen, sagt Brützel. So sei es durchaus vorstellbar, dass die Insolvenz als Druckmittel genutzt werde, dass die öffentliche Hand sich beim Hahn wieder finanziell engagiere. „Vielleicht ist auch das eine Motivation der Chinesen“, sagt der Luftfahrtexperte.

Welche Rolle spielt das Land Rheinland-Pfalz?

Die Sprecherin des Mainzer Innenministeriums sagte auf Anfrage unserer Redaktion, das Land sei seit mehreren Jahren nicht mehr an der Flughafen Frankfurt-Hahn GmbH beteiligt. Dennoch habe man „im Rahmen der vertraglichen Vereinbarungen aus dem Verkauf der Geschäftsanteile“ auch nach der Privatisierung den Hahn noch finanziell unterstützt. In den letzten zwei Jahren seien allerdings keine Anträge auf Auszahlungen mehr gestellt worden, so die Sprecherin des Mainzer Innenministeriums.

CDU-Generalsekretär Jan Zimmer sagte, die Insolvenz sei „der vorläufige traurige Höhepunkt einer völlig vermurksten Flughafenpolitik der Landesregierung unter Frau Dreyer“. Die Nachricht sei ein Schock für die Mitarbeiter des Flughafens und die gesamte Region.

 Womit hat der Flughafen Frankfurt-Hahn Miese gemacht?

Der Flughafen Hahn verbuchte zuletzt Zuwächse beim Frachtgeschäft, dabei profitierte der einstige US-Militärflughafen unter anderem vom Boom des Online-Handels und von Container-Engpässen im Seegeschäft. Beim Passagiergeschäft musste der Hahn dagegen immer wieder Rückgänge hinnehmen, auch schon vor den Corona-Reisebeschränkungen 2020. Einst zählte der Regionalflughafen jährlich bis zu vier Millionen Passagiere, davon ist er mittlerweile weit entfernt. Auch der Platzhirsch im Passagiergeschäft am Hahn, der irische Billigflieger Ryanair, verringerte sein Angebot im Hunsrück und verlagerte Flüge an benachbarte, größere Flughäfen.

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