Trier Holy Shit!

Trier · Das hervorragende Zusammenspiel von Schauspielensemble, Maske und Ausstatter am Theater Trier beim Freiluftmusical „Monty Python’s Spamalot“ reißt die Premierenzuschauer von den Sitzen. Ein Feuerwerk aus famosem Gesang, schwarzem Humor und farbenprächtigen Kostümen.

„Der schwarze Ritter ist unbesiegbar!“ Auch noch dann, wenn er arm- und beinlos von der Bühne gerollt wird. Viele Zuschauer des Musicals „Monty Python’s Spamalot“ von John du Prez und Eric Idle (Deutsch: Daniel Große Boymann) dürften sich vorab gefragt haben, wie die Szene aus dem Film „Die Ritter der Kokosnuss“ live darstellbar ist: mit einem kreativen, innovativen, aber auch geschickten Team auf und hinter der Bühne. Nur so viel zum Trick: Abgehackte Gliedmaßen und fließendes Blut gibt’s auch in der Musicalfassung zuhauf.

Überhaupt ist sie sehr nah am Film. Dem Publikum begegnen nicht nur die Ritter vom Ni, Bruder Maynard und lebendige Tote, sondern auch das weiße Killerkaninchen, das einem armen Ritter den Kopf abbeißt – für zart besaitete Zuschauer nicht der einzige unschöne Anblick. Auch darf man das Stück nicht auf die Genderwaage legen – nicht nur, weil alle neun männlichen Kollegen des Schauspielensembles mitwirken, mit Stephanie Theiß aber nur eine Frau (plus vier Tänzerinnen und zwei Tänzer).

Macht nix, denn das Musical ist mindestens so schräg und makaber wie der Film. Und wer auf blanken Blödsinn und britischen Humor steht, wird es lieben. Vor allem, weil ein vielseitig begabtes Ensemble auftritt – das Stück kommt komplett ohne Gäste aus. Aber nicht ohne Anspielungen auf andere Musicals – allen voran „Der Mann von La Mancha“, denn König Artus (Gideon Rapp) und sein Knappe Patsy (Michael Hiller) erinnern stark an Don Quijote und Sancho Pansa, nur dass sie gleich auf Rosinante verzichten und sie durch Kokosnüsse ersetzen. Aber es zitiert auch die „West Side Story“ oder den „Weißen Hai“ sowie andere Filme der Monty Python’s. Etwa mit dem Song „Always Look on the Bright Side of Life“ („Das Leben des Brian“) – übrigens der einzige Ohrwurm.

In „Spamalot“ spielen die Akteure ihre schauspielerischen, gesanglichen und tänzerischen Talente voll aus. Ob Rapp, Hiller, Martin Geisen als nicht so ganz tapferer Sir Robin, Benjamin Schardt als kampfessüchtiger Sir Lancelot, Dimetrio-Giovanni Rupp als edler Sir Galahad, Klaus-Michael Nix als kluger Sir Bedevere, der immer wieder in Der-Denker-Pose verfällt, oder Theiß als Fee aus dem See – sie alle bestechen durch ihre Vielfältigkeit auf hohem Niveau. Und, bis auf Rapp, in verschiedenen Rollen. Wen soll man da hervorheben?

Multitalente mit locker einem halben Dutzend Figuren sind Paul Behrens und Robin Jentys, der in rosa Hemd und mit Goldlöcken einen entzückenden und wohlklingenden Prinz Herbert abgibt. Immer wieder für Überraschungen gut: Paul Hess. Der einstige Nur-Tänzer überzeugt nicht nur schauspielerisch, sondern auch gesanglich. Auch die Ausstatter (Kostüme: Yvonne Wallitzer) laufen zu Höchstform auf ob der aberwitzigen Requisiten und farbenfrohen Gewänder.

François Camus inszeniert das Musical mit ordentlich Tempo, so dass Maske und Kostümbildner ob der schnellen Rollenwechsel Sprints einlegen müssen. Passend zu den Wahnvorstellungen der Protagonisten wirkt die Burg (Bühne: Dietmar Teßmann) wie von Kinderhand gemalt. Und der Quadrathof des Bischöflichen Priesterseminars Trier bietet die ideale Kulisse. Passend zur Ritterpistole sitzt die Band unter der musikalischen Leitung von Angela Händel in Marketenderbuden.

Weitere Termine:Mo 10.06.2019 um 19:30 UhrDi 11.06.2019 um 19:30 UhrMi 12.06.2019 um 19:30 UhrDo 13.06.2019 um 19:30 UhrSa 15.06.2019 um 19:30 UhrMi 19.06.2019 um 19:30 UhrDo 20.06.2019 um 19:30 Uhr.

 Der schwarze Ritter (Dimetrio-Giovanni Rupp, rechts) gibt nie auf, auch wenn ihm König Artus (Gideon Rapp) sämtliche Gliedmaßen abhackt.

Der schwarze Ritter (Dimetrio-Giovanni Rupp, rechts) gibt nie auf, auch wenn ihm König Artus (Gideon Rapp) sämtliche Gliedmaßen abhackt.

Foto: Marco Piecuch

Karten gibt es online auf www.theater-trier.de, unter der Mailadresse theaterkasse@trier.de sowie unter Telefon 0651/ 718-1818.

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