Fußball: Überraschungs-Empfang für Fandel

Kyllburg (BP) · Da war Herbert Fandel baff: Gestern Abend haben ihm über 50 Freunde, Bekannte und Kollegen einen emotionalen Empfang nach seiner Rückkehr bereitet – vor dem Haus des Kyllburger EM-Schiedsrichters.

Es war 17.21 Uhr am Montagabend, als Herbert Fandel seinen Augen nicht traute. Gerade hatte seine Familie den EM-Schiedsrichter vom Frankfurter Flughafen abgeholt. Nichts ahnend freut sich Fandel nach drei anstrengenden EM-Wochen auf die Rückkehr zur Familie. Doch als sie in den Sonnenweg in Kyllburg einbiegen, empfangen rund 50 Freunde, Schiedsrichterkollegen und Bekannte den Referee mit tosendem Beifall. „Ich dachte: Ich glaub’, mich tritt ein Pferd. Damit hätte ich nie gerechnet“, sagte Fandel. Sein Freund und Schiedsrichter-Kollege Hans Croy hatte den Überraschungs-Empfang organisiert – und war nicht nur stolz auf den zahlreichen Besuch, sondern auch darauf, dass alle Eingeweihten das Geheimnis für sich behalten haben. „Es wusste nur seine Frau“, sagte Croy. „Ich hatte am Sonntagabend noch mit ihr telefoniert, sie hat nichts gesagt“, meinte der Schiedsrichter, der von einem „überwältigenden Empfang“ sprach: „Ich hätte nie gedacht, dass so viele Leute kommen, wenn ein Schiedsrichter nach Hause kommt.“

Die EM, bei der der Kyllburger die drei Spiele Türkei – Portugal, Niederlande – Frankreich und am Sonntagabend das Viertelfinale Italien – Spanien gepfiffen hatte, war das erste, aber auch letzte große Turnier für den 44-jährigen Eifeler, der bei der WM 2010 die Altersgrenze für Fifa-Referees schon überschritten hat. „Es war ein sensationelles Erlebnis, aber so etwas brauche ich auch nicht mehr“, meinte Fandel, nachdem ihm zwei Kyllburger Musiker mehrere Ständchen gespielt und die Freunde ihn mit zahllosen Geschenken bedacht hatten.

Und es ist auch selten, dass ein Schiedsrichter so viele Autogramme geben musste. Schier endlos schien die Reihe derer, die sich alles Mögliche von Fandel, der sich mittlerweile ein überdimensioniertes „großes Blondes“ gegönnt hatte, signieren ließen – inklusive eines EM-Panini-Albums, was bei Fandel die Frage aufwarf, warum es eigentlich keine Sammelbilder von Schiedsrichtern gibt.

Zu den Gästen beim Empfang zählte auch Alfons Berg, ehemaliger Bundesliga-Schiedsrichter und TV-EM-Experte. „Herbert hat eine sehr starke Leistung geboten, er hat sehr souverän gepfiffen“, meinte Berg, während Fandel ein Interview nach dem anderen geben musste. Immer wieder lautete die Frage: „Sind Sie nicht traurig, dass Sie schon nach Hause mussten?“ Darauf gab sich Fandel ganz als Sportsmann: „Es war klar, dass ich abreisen muss, wenn die Deutschen das Halbfinale erreichen. Ich hoffe nun aber, dass mein Heimflug auch etwas bringt und Deutschland Europameister wird.“

Nach drei Spielen bezeichnet er seine Bilanz als „absolut positiv. Ich denke, ich habe meinen Job gut gemacht.“ Nach seinem letzten EM-Spiel Italien – Spanien wurde Fandel kritisiert, weil er einen angeblichen Elfmeter für Spanien nicht gegeben habe. Aber auch einen Tag danach blieb er bei seiner Entscheidung: „So wie ich es gesehen habe, war es kein Strafstoß. Wenn man aber wie die Kommentatoren zig Zeitlupen hat, kann man zu einem anderen Schluss kommen, das gebe ich zu.“

Und dann musste Fandel seinen Überraschungs-Gästen Frage über Frage beantworten, erzählte seinen Freunden bis in den späten Abend gerne von seinen EM-Erlebnissen. Aber der berufliche Alltag hat den Leiter der Kreismusikschule Bitburg-Prüm schon bald wieder. „Ich bin belastbar, am Mittwoch gehe ich wieder arbeiten.“

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