Gerolstein: Doppel-Lösung für Bahnstrecke vorgeschlagen

In der Diskussion um die künftige Nutzung der stillgelegten Bahnstrecke Prüm-Gerolstein setzt Jörg Petry von der Vulkan-Eifel-Bahn auf eine Doppel-Lösung: Die Gleise sollen für einen Schienenbus-Verkehr erhalten bleiben, ein Radweg teilweise parallel verlaufen.

Der Wunsch nach einem durchgängigen Radweg zwischen Prüm und Gerolstein kristallisiert sich immer mehr als Favorit bei Bürgern und politischen Entscheidungsträgern heraus. Müssen dafür die Gleise weichen? Nein, meint Jörg Petry, Geschäftsführer der Vulkan-Eifel-Bahn (VEB). Eine Reaktivierung der Bahnverbindung für touristische Schienenbus-Fahrten schließe den Radweg-Wunsch nicht aus: „Beides ist machbar und kann sich sogar befruchten.“ Dafür nennt Petry konkrete Argumente. Die Stationen: An den meisten Orten zwischen Prüm und Gerolstein führt die Bahn weit vorbei. Für den Bahnbetrieb ist das nicht entscheidend, weil für Ausflügler als Kern-Klientel vor allem die beiden Endpunkte zählen. Bei einem Radweg wäre jedoch eine Trassenführung durch die Ortschaften für Radler wie für Gastronomen wesentlich attraktiver.

Das Höhenprofil: Von Gerolstein bis Gondelsheim-Bahnhof hätten Radler 16 Kilometer machbare, aber stetige Steigung ohne Attraktionen unterwegs zu bewältigen. Beim Rückweg von Prüm aus käme ebenfalls eine Steigung bis Gondelsheim-Bahnhof dazu. „Gerade die Familienfreundlichkeit ist für einen Radweg wichtig“, sagt Petry. „Mit der Bahn können Radler je nach Bedarf Abschnitte bequem überwinden.“

Der Platz: Bis 1930 war die Strecke durchgehend zweigleisig. Abschnittsweise ließe sich der damals abgebaute zweite Bahnkörper für einen Radweg nutzen. Es gibt allerdings Engstellen wie Brücken sowie Abschnitte, auf denen der verbliebene Bahnkörper in die Mitte verlagert wurde.

Die Ausweichroute: „Es gibt viele asphaltierte Wirtschaftswege mit wenig Verkehr, die ohne große Mühe als Radwege zu nutzen wären“, hat Petry ermittelt. Über diese Wege könnten etwa Gerolstein-Oos, Schwirzheim und Weinsheim-Gondelsheim angebunden werden. Gondelsheim-Bahnhof könnte zu einem Verknüpfungspunkt Rad/Bahn mit Gastronomie werden. Statt über Willwerath soll der Radweg durch Weinsheim führen und erst zwischen Hermespand und Dausfeld wieder auf die Bahntrasse treffen. Von Gerolstein-Zentrum bis zum Stadtteil Lissingen führt schon der Kylltal-Radweg.

Die Kosten: „Die Nutzung vorhandener Wege und die kürzere Strecke würden den Radweg erheblich billiger machen“, stellt Petry fest. Für einen dreijährigen Bahn-Probebetrieb (am Wochenende) von Mai bis Oktober kalkuliert die VEB mit Infrastruktur-Investitionen von rund 400.000 Euro für die Schienenstrecke. Bei 50 Prozent Landeszuschuss und 50.000 Euro von der VEB müssten die Kommunen die restlichen 150.000 Euro zahlen. Für einen Dauerbetrieb wären weitere Investitionen nötig. Pro gefahrenen Zugkilometer bekommt die VEB einen Landeszuschuss über den Zweckverband SPNV Nord (Schienen-Personen-Nahverkehr).

Die Vernetzung: Die Rad- und Wanderwege vom Rhein über das Kyll- und Prümtal wären auch per Schiene vernetzt, die Region wiederum durch die Anbindung ans Schienennetz touristisch besser erschlossen — bei jedem Wetter. An die von der VEB betriebene Eifelquerbahn zwischen Ulmen/Kaisersesch und Gerolstein würde sich die Westeifelbahn bis Prüm anfügen. Den Vorwurf, Schienen-Verkehr grabe den Omnibus-Unternehmen das Wasser ab, weist Jörg Petry zurück: „Die Regionallinie 500 fährt parallel zur Eifelquerbahn, wir tun uns nicht weh. Der Bus hat ein Akzeptanz-Problem bei Touristen, wird aber zum Beispiel auf dem Schulweg oder zum Einkaufen genutzt und fährt im Gegensatz zu uns täglich und ganzjährig.“

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