Als die Eisenbahn zum ersten Mal in Hillesheim hielt

Hillesheim · Bahnstation Hillesheim: Die Zeiten sind längst vorbei. Aber alte Bilder erinnern immer noch an diese Epoche. Vor exakt 100 Jahren, am 1. Juli 1912, hielt erstmals ein Zug am festlich geschmückten Bahnhof. Das Volk jubelte.

 Ansicht aus dem Jahr 1912: der Bahnhof kurz vor seiner Fertigstellung. Foto: Privat

Ansicht aus dem Jahr 1912: der Bahnhof kurz vor seiner Fertigstellung. Foto: Privat

Hillesheim. Überwiegend Freude, aber bei einigen wenigen herrschte auch Trauer am 1. Juli 1912: An diesem Tag fuhr erstmals eine Eisenbahn über das in den Jahren zuvor errichtete, prächtige Viadukt und hielt anschließend im Bahnhof Hillesheim, der für den Festtag geschmückt worden war. Doch während viele jubelten und den Kaiser priesen, nahmen ein paar Gäste das Zeremoniell an der mit schwarzen Tüchern behängten Postkutsche mit gesenktem Haupte wahr. Ihre Zeit war dabei vorbei.
Der handwerklich und bäuerlich geprägte Marktort war bisher nur zu Fuß, mit Fuhrwerken oder der Postkutsche mühelos zu erreichen. Ab 1861 bestand eine Postverbindung von Hillesheim nach Daun, Gerolstein und Stadtkyll. In der Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in der Eifel um die 200 Postillione, die im Volksmund Postknechte hießen.
Reisen mit der Fahrenden Post war eine beschwerliche Angelegenheit. Mit der Bahn war das bequemer und auch billiger geworden.
Zweite Klasse oft überfüllt

 1945 gesprengt: das 1912 gebaute, 117 Meter lange Viadukt. Foto: Privat

1945 gesprengt: das 1912 gebaute, 117 Meter lange Viadukt. Foto: Privat


Vor dem Bau der Bahn gab es in manchen Orten Streitigkeiten um einen begehrten Haltepunkt. In Hillesheim hingegen lief nach der Landesherrlichen Genehmigung im Jahr 1909 für die zweigleisige Strecke Dümpelfeld-Hillesheim-Lissendorf alles nach Plan.
Beim Bau der Eisenbahn zogen arbeitsuchende Kroaten und Italiener in die Eifel. Ältere Hillesheimer erinnern sich, dass ein Italiener hier blieb und in späteren Jahren mit selbst gemachtem Eis in seinem Wägelchen die Einheimischen erfreute.
Von Anbeginn stand fest, dass der Bahnhof am Ortsrand gebaut wird - ausgestattet mit zwei Wartesälen und Kneipen für Reisende erster und zweiter Klasse. Letztere soll oftmals überfüllt gewesen sein, und so mancher fand den Heimweg erst in dunkler Nacht.
Es gab viel Neues zu sehen und zu hören, wenn bis zu sechsmal am Tag die Züge anhielten. Die 12,3 Kilometer lange zusätzliche Verbindungsstrecke nach Gerolstein (mit Bahnhöfen wie in Dohm) ermöglichte ab 1912 eine durchgängige Fahrt von Remagen am Rhein entlang der Ahr, zur Kyll und weiter zur Hauptstrecke Köln-Trier.
Mit der Schließung des Fahrkartenschalters im Sommer 1973 begann das etappenweise Aus für den ehemaligen Eisenbahnknotenpunkt.
Das Ende des Güterbahnhofs kam ein Jahr später. Die Bahnhofskneipe blieb noch einige Jahre ein beliebter Treffpunkt - nun für alle Klassen. fs

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