Verkehr Es wird ernst mit dem Abriss

Gerolstein · Die marode Eisenbahnbrücke bei Lissingen soll bis zum Sommer weichen. Die Straßenbaubehörde hat den Auftrag ausgeschrieben.

 Schlechte Sicht, gefährliche Einmündung: Vor allem wegen der Bahnbrücke, die bis zum Sommer abgerissen werden soll, kommt es an der Einmündung der L24 in die B410 bei Lissingen oft zu brenzligen Situationen.

Schlechte Sicht, gefährliche Einmündung: Vor allem wegen der Bahnbrücke, die bis zum Sommer abgerissen werden soll, kommt es an der Einmündung der L24 in die B410 bei Lissingen oft zu brenzligen Situationen.

Foto: Mario Hübner

Eigentlich wollte Harald Enders, Leiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM) in Gerolstein, das Vorhaben schon 2017 in die Tat umsetzen, nun wird es aller Voraussicht nach Frühjahr/Sommer 2018. Denn mit dem Abriss der maroden Eisenbahnbrücke über die B 410 kurz vor Lissingen ist gewartet worden, bis der Prozess in Sachen Betriebsgenehmigung abgeschlossen war. Das ist inzwischen der Fall, da die Rhein-Sieg-Eisenbahn ihre Klage am Verwaltungsgericht Trier zurückgezogen hat, mit der sie sich gegen den Widerruf der Betriebserlaubnis gewehrt hatte. Und so hat der LBM Gerolstein nun erst den Auftrag öffentlich ausgeschrieben, die Bahnbrücke über die Bundesstraße abreißen zu lassen. Am 27. März fällt die Entscheidung, wer den Zuschlag bekommt.

„Jetzt ist genau der richtige Zeitpunkt, denn der Neue soll wissen, woran er ist“, spielt Enders auf zweierlei an – erstens auf die Tatsache, dass sich inzwischen ein anderes Eisenbahnunternehmen in Mainzer Verkehrsministerium darum beworben hat, eine Betriebsgenehmigung für die Bahnstrecke Gerolstein-Prüm zu erhalten, die Vulkaneifelbahn mit Sitz in Gerolstein. Zweitens auf den Umstand, dass eine neue Brücke laut Enders erst dann gebaut wird, wenn der künftige Betreiber der Eisenbahnstrecke die Wertsteigerung zwischen alter und neuer Brücke übernimmt. Die liegt laut LBM bei 140 000 Euro. Enders: „Der neue Betreiber müsste mit uns diesbezüglich eine Vereinbarung schließen.“ Tue er dies nicht, bleibe es vorerst bei der Lücke im Gleis.

Die Kosten für Abriss und Neubau der Brücke beziffert der LBM auf rund 600 000 Euro. Der Abriss alleine soll laut Enders an einem Wochenende vonstatten gehen, von freitags 20 Uhr bis montags, 6 Uhr. Dann wird es auch eine Vollsperrung der Bundesstraße geben. Die gesamten Bauzeit des Abrisses samt Umleitung soll zwei Monate dauern. Zeitweise soll auch eine Baustellenampel aufgestellt und der Verkehr einspurig an der Baustelle vorbei geführt werden.

Bereits seit 1994 gibt es laut Enders einen „gültigen Planfeststellungsbeschluss“, die Brücke abreißen und den unübersichtlichen und gefährlichen Einmündungsbereich der L 24 (von Müllenborn) in die viel befahrene B 410 neu gestalten zu lassen. Zudem wollen etliche Müllenborner Bürger (Unterschriftenliste) sowie der Gerolsteiner Stadtrat (per einstimmigem Beschluss), dass der Unfallhäufungspunkt beseitigt wird. „Mit dem Brückenabriss kämen wir da schon ein Stück weiter, da das Widerlager der Brücke wegkäme und so die Sicht in Richtung Lissingen verbessert werde“, sagt Enders. Für eine optimale Lösung seien aber noch weitere massive Umbauten des Einmündungsbereichs nötig, vor allem müsste der Hang ein gutes Stück abgetragen werden.

Drei Problempunkte sollen mit der großen Lösung – die nun aber noch nicht ansteht – beseitigt werden: Erstens soll der Einmündungsbereich übersichtlicher gestaltet, zweiten soll eine Linksabbiegespur nach Müllenborn geschaffen und drittens der Rad- und Fußweg entlang der Bundesstraße im Bereich der Brücke verbreitert werden. Die Gesamtkosten werden auf gut 1,8 Millionen Euro geschätzt.

Die angrenzende Brücke über die Kyll, die noch deutlich älter, ebenfalls marode und im Eigentum der Stadt ist, wird vorerst aber noch nicht abgerissen. Denn anders als bei dem Bauwerk über die B 410 gibt es keinen Planfeststellungsbeschluss, auch diese Brücke abreißen zu dürfen.

Gerolsteins Verwaltungschef Matthias Pauly (CDU) fasste dies so zusammen: „Wir können an diese Brücke nicht rangehen.  Das rechtliche Moment verhindert ein wirtschaftliches Vorgehen.“ Die Kosten für eine Sanierung dieser Brücke betragen einschließlich Planung rund 500 000 Euro. Dieses Geld will die Stadt vorerst nicht ausgeben.

Aloysius Söhngen, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm, die gemeinsam mit der Stadt Gerolstein im Jahr 2005 die Bahnstrecke Gerolstein-Prüm für 430 000 Euro gekauft hat, um dort einen Radweg zu bauen, sagte zum bevorstehenden Brückenabriss: „Meines Erachtens ist dies nur konsequent, denn der Abriss ist planfestgestellt. Ich hoffe, dass dies ein kleiner weiterer Schritt in Richtung des angestrebten Radwegbaus zwischen Gerolstein und Prüm sein wird.“

 Schlechte Bausubstanz: Die Bahnbrücke bei Lissingen soll bis zum Sommer abgerissen werden.

Schlechte Bausubstanz: Die Bahnbrücke bei Lissingen soll bis zum Sommer abgerissen werden.

Foto: Mario Hübner
 Schlechte Bausubstanz: Die Bahnbrücke bei Lissingen soll bis zum Sommer abgerissen werden.

Schlechte Bausubstanz: Die Bahnbrücke bei Lissingen soll bis zum Sommer abgerissen werden.

Foto: Mario Hübner
 Schlechte Bausubstanz: Die Bahnbrücke bei Lissingen soll bis zum Sommer abgerissen werden.

Schlechte Bausubstanz: Die Bahnbrücke bei Lissingen soll bis zum Sommer abgerissen werden.

Foto: Mario Hübner

Die Vulkan-Eifel-Bahn (VEB) aus Gerolstein, die zu Jahresbeginn einen Antrag auf Betriebsgenehmigung für die Bahnstrecke Gerolstein-Prüm eingereicht hat, äußerte sich auf TV-Anfrage nicht zum bevorstehenden Brückenabriss.

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