Bahnhofsumfeld bereitet Bürgern Sorgen

Etwas mehr als 100 Tage ist Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May im Amt. Eines seiner Wahlversprechen, eine Bürgerversammlung einzuberufen, hat er am Mittwoch eingelöst. Geschont wurde das Stadtoberhaupt nicht, May musste sich viel Kritik anhören.

 Das Bahnhofsgebäude in Gerolstein müsste für eine Weiternutzung saniert werden. Im März soll ein Gutachten für die Stadt Klarheit bringen. Ob, wann und zu welchem Preis die Bahn verkauft, steht noch nicht fest. TV-Foto: Archiv/Anke Scholz

Das Bahnhofsgebäude in Gerolstein müsste für eine Weiternutzung saniert werden. Im März soll ein Gutachten für die Stadt Klarheit bringen. Ob, wann und zu welchem Preis die Bahn verkauft, steht noch nicht fest. TV-Foto: Archiv/Anke Scholz

Gerolstein. Offenheit und Transparenz hatte Bernd May vor seiner Wahl als neuer Gerolsteiner Stadtbürgermeister angekündigt, und zur Einlösung dieses Versprechens hatte er am Mittwoch zur Bürgerversammlung in seiner noch kurzen Amtszeit eingeladen.

Das Interesse war groß, die Stadthalle Rondell war gut gefüllt. Geschont wurde das etwas mehr als 100 Tage amtierende Stadtoberhaupt nicht, kritische Töne bekam er vor allem bei den Themen Winterdienst, zukünftige Gestaltung des Bahnhofsumfelds und Erscheinungsbild der Innenstadt zu hören.

Der Winterdienst war das große Reizthema des Abends. Etwa die Hälfte der einstündigen Diskussionsrunde nutzten die Teilnehmer, um ihrem Unmut Luft zu machen. Der frühe Wintereinbruch mit viel Schnee hatte stellenweise den Räumdienst überfordert. Hinzu kam Sabotage an einem städtischen Räumfahrzeug (der TV berichtete).

Dabei geriet die Stadt Gerolstein genauso in die Kritik wie Anwohner, die ihrer Räumpflicht nicht nachkommen. Der Vorwurf eines Bewohners aus Gerolstein-Nord an May: Die Verwaltung ist alten- und kinderfeindlich, weil sie nicht ausreichend für freie Straßen gesorgt habe.

Das ließ May nicht auf sich sitzen: "Die städtischen Angestellten waren im Dauereinsatz und haben am Limit gearbeitet." Sein Lösungsvorschlag für den kommenden Winter: Nach einer Satzungsänderung könnte die flächendeckende Räumung in die Hände einer privaten Gesellschaft gegeben werden.

Das kostet Geld. "Viele Bürger haben mir aber signalisiert, sich an den Kosten beteiligen zu wollen." Auch die Gründung einer privaten Gesellschaft ist laut May eine Option. Auch der Vorwurf, die Kommune verletze ihre Räumpflicht, stimme nicht. Nach geltendem Recht müssten Bundes-, Land- und Kreisstraßen sowie Straßen, die verkehrswichtig und gefährlich sind, geräumt werden.

Da die beiden letztgenannten Merkmale beide erfüllt sein müssten, treffe die Räumpflicht auf die Straßen der meisten Wohnviertel nicht zu.

Bisher sei das Räumen dort ein freiwilliger Dienst der Stadt gewesen. Verständnis zeigten einige Anwohner und beklagten den Unwillen vieler Nachbarn, selbst zur Schneeschaufel zu greifen.

Bernd May: Bahn zeigt kein Entgegenkommen

 Der Winterdienst in Gerolstein steht in der Kritik. TV-Foto: Mario Hübner

Der Winterdienst in Gerolstein steht in der Kritik. TV-Foto: Mario Hübner



Sorgen bereitet vielen auch das Bahnhofsumfeld. Der Bahnhof sei ein Alleinstellungsmerkmal, und so wurde gefordert, möglichst schnell die Planungen voranzutreiben.

Dringend müsse die weitere Nutzung und Pflege geklärt werden. Beschämend sei, dass keine Sanitäranlagen benutzt werden könnten. May widersprach nicht, aber "bei den Sanitäranlagen bewegt sich die Bahn kein Stück".

Zur weiteren Entwicklung sagte er: "Klar ist: Das Gebäude-innere muss saniert werden. Mit einem Gutachten, das im März vorliegen soll, haben wir dann eine gute Verhandlungsgrundlage." Ob, wann und zu welchem Preis die Bahn verkaufen wolle, könne die Stadt kaum beeinflussen.

Auch die weitere Entwicklung an der Brunnenstraße liege vor allem in der Hand der Gerolsteiner Brunnen. Die Stadt führe aber Gespräche, um ihre Ideen einzubringen. Schließlich handele es sich bei dem Betriebsgelände um ein Filetstück.

Das Unternehmen wird seinen Abfüllbetrieb ins Industriegebiet verlagern. Konkrete Pläne für eine weitere Nutzung der Gebäude oder des Grundstücks gibt es noch nicht.

Kritik gab es auch am Erscheinungsbild von Innenstadt und Rondell. "So viel Müll, total verdreckt - für Besucher ist das abschreckend", kam es aus den Teilnehmerreihen. "Wir werden verstärkt auf das Problem hinweisen und denken auch über mehr Kontrollen nach", sagte May dazu.

Insgesamt zufrieden zeigte sich der Stadtbürgermeister mit der Bürgerbeteiligung: "Das hat meine Erwartungen erfüllt." Zu Bürgerversammlungen möchte May zukünftig regelmäßig einladen. "2011 werden wir uns sicherlich noch einmal treffen."

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