Bahnstrecke Gerolstein-Prüm: Im Frühjahr 2015 sollen wieder Züge rollen

Gerolstein/Prüm · Nach dem Gerichtsurteil zugunsten der Reaktivierung der Bahnstrecke Gerolstein-Prüm stellt der potenzielle Betreiber, Rhein-Sieg-Eisenbahn GmbH, bereits die Weichen. Dieses Jahr soll die Strecke auf Vordermann gebracht werden, im Frühjahr 2015 sollen bereits die ersten Züge rollen.

 Die Bahnstrecke zwischen Prüm und Gerolstein. TV-Foto: Christian Brunker

Die Bahnstrecke zwischen Prüm und Gerolstein. TV-Foto: Christian Brunker

"Wir werden der Westeifel eine lange vermisste Eisenbahninfrastruktur wieder zurückgeben und neue Perspektiven für den Holzumschlag sowie die Beförderung von Touristen in die Abteistadt bieten", sagt der Leiter des Geschäftsbereichs Eisenbahnverkehr der Rhein-Sieg-Eisenbahn (RSE) GmbH, Rainer Bohnet. Und er hat auch bereits einen konkreten Zeitplan im Kopf.
"Wir werden 2014 mit dem Freischnitt der Eisenbahnstrecke in Zusammenarbeit mit dem Eifelbahn e.V. beginnen", sagt Bohnet, "und hoffen die Strecke dann im Frühjahr/Sommer 2015 wieder allen interessierten Nutzern zur Verfügung stellen zu können."
Nachdem das Oberverwaltungsgericht des Landes Rheinland-Pfalz mit Sitz in Koblenz dem Land in seinem Urteil zu Jahresbeginn aufgetragen hat, der RSE die Betriebsgenehmigung für die Bahnstrecke zu erteilen (der TV berichtete), rechnet das Bahnunternehmen nach eigenem Bekunden bis Ende Februar mit dem positiven Bescheid aus Mainz.
Laut Geschäftsführer Daniel Preis spricht die RSE bereits mit der DB Netz AG, um die Strecke wieder befahrbar zu machen. Zudem sei den Eigentümern der Bahntrasse, der Stadt Gerolstein und der Verbandsgemeinde (VG) Prüm, bereits ein Gesprächsangebot unterbreitet worden. Die Kommunen hatten die Strecke 2005 für zusammen 430 000 Euro mit dem Ziel gekauft, sie entwidmen und die Gleise abbauen zu lassen und dort einen Radweg zu bauen (siehe untenstehenden Text). Daraus, das haben die Koblenzer Richter nun betont, wird vorerst nichts. Denn die vom Land zu erteilende Betriebsgenehmigung ist für zehn Jahre vorgesehen.
Dementsprechend fallen die Reaktionen in Prüm und Gerolstein aus. So sagt Aloysius Söhngen, Bürgermeister der VG Prüm: "Natürlich enttäuscht uns das Urteil."
Gerolsteins Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos), vor dessen Amtsantritt der Kauf getätigt worden war, hat nach eigenem Bekunden mit Aloysius Söhngen das Urteil bereits "kurz erörtert". Ein ausführliches Gespräch sei aber bereits vereinbart worden.
May stellt fest: "Mich hat verwundert, dass beim damaligen Kauf der zwar stillgelegten, aber nicht entwidmeten Eisenbahnstrecke im Rahmen von Erstüberlegungen für den Bau eines Radwegs auf eben dieser Trasse die Rechtskraft des Kaufvertrags nicht bedingend von der Entwidmung der Strecke abhängig gemacht wurde."Es gibt noch Klärungsbedarf


In seiner Zeit als Stadtbürgermeister seien wegen der offenen Rechtsfragen jedenfalls "keinerlei konkrete Planungsgespräche im Hinblick auf die Anlegung eines Radweges geführt" worden.
Zudem verweisen beide Kommunalvertreter und auch das Land darauf, dass es in etlichen Punkten noch Klärungsbedarf gebe.
So sagt Ministeriumssprecher Joachim Winkler: "Für eine Befahrung mit Schienenfahrzeugen im Bauverkehr wären zunächst einmal die Brücken einer Hauptprüfung zu unterziehen und die Vegetation zurückzuschneiden. Für eine Befahrung im öffentlichen Schienenverkehr ist im weiteren eine besondere Erlaubnis beim Land zu beantragen." Sie könne erst dann erteilt werden, wenn die Anlagen verkehrssicher seien.
Und schließlich ist es ja auch so, dass in Prüm bereits Gleise abgebaut worden sind, der Bahnhof anderweitig genutzt wird und demnach nicht mehr als Haltestelle zur Verfügung steht.
Allen voran Söhngen will sich deshalb noch nicht von der Radweg-Idee verabschieden. Er sagt: "Ich halte eine gute Radwegverbindung zwischen Prüm und Gerolstein weiterhin für sinnvoll und wünschenswert. Wir werden mit dem Land weiter erörtern, wie wir den touristisch notwendigen und vernünftigen Lückenschluss im rheinland-pfälzischen Radwegenetz zwischen Gerolstein und Prüm in absehbarer Zeit realisieren können; denn auf den warten die Menschen im Prümer und im Gerolsteiner Land."
Wie realistisch eine Radwegtrasse parallel zur Bahnstrecke sei, könne er derzeit nicht abschätzen. Der Landesbetrieb Mobilität hatte 2010 die Kosten für beide Radweg-Varianten ermittelt: auf der Bahntrasse 2,8 Millionen Euro, parallel zur Bahntrasse 7,35 Millionen Euro.

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