Deckel drauf, Gestank bleibt drin

Gerolstein · "Wir sind froh, dass das Versprechen nun eingelöst wird und positiv überrascht, dass das jetzt doch so schnell geht", sagt Gisela Klasen aus dem Dahlienweg in Lissingen. Denn so ein Jahr wie das vergangene möchten sie und die rund 20 anderen Nachbarn des Dahlienwegs und der Straße "Auf der Hütte" nicht noch einmal erleben.

 Wilfred Backes von der Kläranlage Lissingen zeigt auf die beiden Becken, auf die ein Deckel draufkommt. Im Hintergrund die ersten Lissinger Häuser. TV-Foto: Mario HübNer

Wilfred Backes von der Kläranlage Lissingen zeigt auf die beiden Becken, auf die ein Deckel draufkommt. Im Hintergrund die ersten Lissinger Häuser. TV-Foto: Mario HübNer

"Wir mussten Tag und Nacht die Fenster geschlossen halten oder von der Terrasse flüchten, wenn es besonders schlimm wurde", berichtet ihr Mann Heinz. Und Gisela Klasen fügt hinzu: "Ich habe mehr als einmal die Wäsche, die draußen zum Trocknen hing, ein zweites Mal waschen müssen. Es war oft nicht auszuhalten." Wie schlimm es gestunken hat? "Extrem. Näher muss ich das wohl kaum beschreiben", sagt sie.
Der Grund dafür ist Luftlinie gerade einmal 150 Meter entfernt, vom Wohn- und Esszimmer der Klasens sieht man ihn, wenn man ins schöne Kylltal blickt: Gerolsteins Kläranlage.
Bislang haben sich die von der Anlage ausgehenden Geräusch- und vor allem Geruchsbelästigungen weitgehend in Grenzen gehalten, im vergangenen Jahr dann aber nicht mehr.
Hebewerk wird eingepackt


"Als wir den Faulturm sanieren und dafür den Inhalt in den Silos lagern mussten, kam es über mehrere Wochen zu starken Belästigungen. Und Protesten der Anwohner. Wir haben die Geruchsemissionen unterschätzt", berichtet Wolfgang Bohr, Leiter der Verbandsgemeindewerke Gerolstein.
Daraufhin hat er sich über Wochen mit den Anwohnern zusammengesetzt und nach Lösungen gesucht. Wenn es besonders schlimm wurde, hat er beispielsweise die Fäkalien abfahren lassen, nun die Dauerlösung: Bohr hat sich dafür starkgemacht, dass die beiden Schlammsilos mit jeweils einem Deckel verschlossen werden, damit der Gestank künftig drinnen bleibt. Der zuständige Werksausschuss der VG ist dem Antrag nachgekommen, hat die rund 90 000 Euro teure Baumaßnahme nun beschlossen und in Auftrag gegeben. In einem Zug wird dann auch das Hebewerk eingepackt, das in der Vergangenheit bei Volllast recht laut arbeitete. Bis Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Bohr ist zufrieden, schließlich sah er sich in der Pflicht. Er sagt: "Wir haben den Anwohnern bereits beim Bau der Anlage 1998 versprochen, dass wir für Abhilfe sorgen, falls es zu sehr zu Geruchsbelästigungen kommt."
Auch die geplagten Bewohner sind froh.
Gisela Klasen sagt: "Jetzt freuen wir uns auf ein Jahr mit viel Sonne, damit wir viel Zeit draußen verbringen können." Anders als 2012. mh

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort