Infrastruktur Der lange Weg zum Jahrhundertprojekt

Gerolstein · Im Rahmen einer Einwohnerfragestunde werden im Gerolsteiner Rathaus Konzepte zur weiteren Stadtentwicklung vorgestellt. Doch über allem schwebt die Frage, wie es mit dem Brunnengelände weitergeht.

 Stillstand: Die Bürgerversammlung in Gerolstein bringt keine neuen Erkenntnisse zur weiteren Nutzung des Brunnengeländes.

Stillstand: Die Bürgerversammlung in Gerolstein bringt keine neuen Erkenntnisse zur weiteren Nutzung des Brunnengeländes.

Foto: TV/Vladi Nowakowski

„Vorschlag Stadtumbaugebiet“. Die Überschrift steht auf einer Karte der Stadt Gerolstein, die ein Beamer auf die Leinwand des Sitzungssaals im Rathaus wirft. Oliver Knebel vom Planungsbüro Firu hat darin eine Fläche schwarz umrandet, die das sogenannte Stadtumbaugebiet umreißt. Vom Bahnhof im Westen bis zur Höhe des Parkplatzes an der „Normaluhr“ im Osten, vom Kasselburger Weg im Norden und der Hauptstraße im Süden zeigt sie ein Gebiet, in dem städtische, aber auch private Umbaumaßnahmen vom Land gefördert werden könnten.

Im Raum stehen Landesförderungen von 75 Prozent für die Stadt – private Modernisierungsvorhaben bis zu 125 000 Euro sollen mit 25 Prozent Fördergeldern unterstützt werden.

Das „Integrierte städtebaulische Entwicklungskonzept“ (ISEK) zeigt auf, welche Maßnahmen ergriffen werden sollten, um die von der Bundesstraße 410 durchschnittene Stadt in diesem Bereich attraktiver zu gestalten.

„Über Details können wir heute nicht reden, denn zuvor muss die Stadt Gerolstein Tatsachen schaffen und mit den Grundstückseigentümern zurecht kommen“, sagt Knebel. Doch ausgerechnet die beiden wichtigsten Vorhaben des Konzeptes, das im Westen und Osten des umrissenen Gebietes eine Öffnung zur Hauptstraße hin vorsieht, stehen auf wackligen Füßen: Die Planungen zum Umbau des Brunnengeländes ruhen, eine Einigung mit der Eigentümergesellschaft des maroden und zum Abriss vorgesehenen Hotels Kaiserhof ist nicht in Sicht.

„Wir haben uns im Stadtrat sieben Jahre lang die Köpfe heißgeredet, um eine Lösung für das Brunnengelände zu finden“, sagt Bürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) vor den rund 20 Bürgern, die zur Versammlung gekommen sind. „Dennoch wirft man uns Untätigkeit vor,  eine Behauptung, die keinen Bezug zur Realität hat.“ Auch nach dem vorläufigen Ausstieg des Gerolsteiner Brunnens  aus den Gesprächen zur Umgestaltung des Geländes (der Trierische Volksfreund berichtete) ruhe die Arbeit nicht: „Für die Stadt ist das ein immens wichtiges Projekt – wir wollen das Brunnengelände nicht verlieren.“

Ein riesiges Problem sei, dass neue Vorgaben zum Wasserschutz in die Planungen mit einbezogen werden müssen: „Die Rückhaltefläche für den Hochwasserschutz muss erweitert werden, zudem darf im Umkreis von zehn Metern der zahlreichen Quellen auf dem Gelände nichts gebaut werden“, erklärt Bongartz. Doch weitere konkrete und für Planungen der Gebäude essentielle Aussagen seien von der Oberen Landesplanungsbehörde, der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD Nord) nicht zu erhalten.

„Das kann sich noch Jahre hinziehen“, befürchtet der Bürgermeister. „Da aber  detaillierte Vorgaben bisher nicht vorliegen, können wir nicht über eine zukünftige Nutzung entscheiden – das käme dem Bau von Luftschlössern gleich.“ Auch  der Gerolsteiner Brunnen warte auf die Entscheidung der Behörde.

Da es im Osten der Stadt ob dieser Problematik bei der Umsetzung des städtischen Entwicklungskonzeptes Stillstand herrscht, solle doch im Westen der Abriss des Hotels Kaiserhof endlich in Angriff genommen werden, heißt es aus den Reihen der Besucher.

Nach dem Abriss des maroden Geländes soll dort ein Zugang zwischen dem Bahnhof und der Hauptstraße entstehen. Doch Teile der Eigentümergesellschaft stehen mit beiden Füßen auf der Bremse. „Die Verhandlungen zum Kauf des Gebäudes durch die Stadt gehen kaum voran“, berichtet Stadtbürgermeister Bongartz.

„Es steht ein Kaufpreis im Raum, von dem einer der Eigentümer nicht abweichen will.“ Doch diese Summe sei den Bürgern nicht zu vermitteln. „Wir machen in beiden Angelegenheiten weiter“, sagt Bongartz. „Einfach ist es nicht, aber unlösbar ist es auch nicht.“

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