Der Tag der geweihten Kerzen

Daun · In vielen Wohnzimmern sind die Weihnachtskrippen längst abgebaut, die vertrockneten Weihnachtsbäume entsorgt. Noch vor etlichen Jahrzehnten war dies anders: Da galt der 2. Februar, Mariä Lichtmess, als das Ende der Weihnachtszeit.

Daun. Es ist eines der ältesten Marienfeste der Kirche und wird genau 40 Tage nach Weihnachten gefeiert: Mariä Lichtmess am 2. Februar. Der Grund findet sich in den Gesetzesvorschriften des Alten Testamentes, nach denen eine Frau nach der Geburt als unrein galt. 40 Tage später hatte sie den Tempel zu besuchen, um in einer Zeremonie wieder gereinigt zu werden.
Dorf Geschichten

 Ausgestorbener Brauch: Früher klebten die Menschen in der Eifel am Abend des Lichtmesstags solche Kreuze aus Wachs an Möbel, Türpfosten und Geräte. Foto: Archiv

Ausgestorbener Brauch: Früher klebten die Menschen in der Eifel am Abend des Lichtmesstags solche Kreuze aus Wachs an Möbel, Türpfosten und Geräte. Foto: Archiv



Als Maria ihren Sohn Jesus im Tempel zeigte, sagte der greise Priester: "Ein Licht, zu erleuchten die Heiden”. Daraus entwickelte sich im Christentum sowohl der Name "Lichtmess" als auch der Brauch, Kerzen für das ganze Jahr weihen zu lassen. Christus, das Licht, wurde so ins Haus geholt. Und wenn dann diese Kerzen brannten, war er eben unter den Betenden.
Wohl völlig ausgestorben ist der Eifeler Brauch, nachdem sich am Abend des Lichtmesstages die Familie in der Stube versammelte. Dort segnete sie der Hausvater mit einer geweihten Kerze. Anschließend zog die Familie in einer Prozession durch alle Räume des Hauses, durch Stall und Scheune.
Sie klebten kleine Wachskreuze an Türpfosten, an Möbel und Ackergeräte fest. Einige gingen sogar mit den geweihten Kerzen in Stall, Scheune und Schuppen. Dort träufelten sie Wachs auf Boden, Tiere und Gegenstände, um ihnen so Segen zuteil werden zu lassen.
Auch heute noch existieren in einigen Häusern geweihte Kerzen, die teils noch bei Unwettern, bei schwerer Krankheit angezündet werden oder als Sterbekerze dienen.
Besonders für die Bauern war Lichtmess von großer Bedeutung. Die Tage wurden länger, ein neues bäuerliches Arbeitsjahr begann. An diesem sogenannten "Dingtag” oder "Ziehtag" traten Mägde und Knechte, Dienstmädchen und -boten in den Dienst eines Bauern oder einer wohlhabenderen Familie.
Wie die "Dingung" von Knechten aussah, ist einem Dauner Dokument zu entnehmen. In ihm schreibt der vermögende Landwirt Franz Molitor: "Anno 1791 den 30ten jenner hab ich Franz Molitor den bernart möck von Bowerath getingt vor Knächt auf daß Jahr von Maria Lichtmeßtag biß wider Maria lichtmeß 1792 und solle zum lohn haben an bahrem gelt 9 reißtaler und zwey par schon, Ein bar werkelstags schuhn und Ein par feiertags und ein pfund woll, Ein huth und zwey hemder und ich solle dem bernart möck meine 2 oxen 8 oder 9 tag lehnen vor ihme an pluch zu fahren und bescherey aus zu führen in seiner beköstigung also hierbey beschloßen in gegewart gezeugen wie auch gleichfals unterschrieben niclaß ömmen als zeuge, bernart Mick als knecht."
Übersetzung ins heutige Deutsch:
"Am 30. Januar 1791 habe ich, Franz Molitor, den Bernhard Mück von Boverath als Knecht eingestellt und zwar für ein Jahr von Maria Lichtmesstag bis wieder Maria Lichtmess. Als Lohn soll er neun Taler Bargeld und zwei paar Schuhe erhalten (ein Paar für werktags und ein Paar für feiertags.) Dazu noch ein Pfund Wolle, einen Hut und zwei Hemden. Ferner erlaube ich ihm, dass Bernhard Mück meine zwei Ochsen für acht oder neun Tage ausleihen darf, damit er mit diesen pflügen und Feldbestellungen ausführen kann. Die Ochsen muss er aber selber verköstigen. Die Vertrag wurde geschlossen und unterschrieben vom Zeugen Nikolaus Öhmen und vom Knecht Bernhard Nick."

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