Endlich Hilfe für Seniorin in Not

Gerolstein · Nach einem Bericht im TV über eine hilfsbedürftige Seniorin in Gerolstein, der Strom und Heizung abgestellt worden war, haben Stadt, Kirchengemeinde und Sozialamt eine Unterstützungsaktion gestartet. Bis die Hilfe ankam, dauerte es allerdings rund zwei Wochen. Für die Verzögerung gab es mehrere Gründe.

Gerolstein. Kein Strom, keine Heizung: Mitten in Gerolstein befindet sich eine 76-jährige Seniorin in Not. Doch die bürokratischen Hürden für eine Soforthilfe liegen hoch - auch weil die Frau selbst nichts unternimmt.
Die fehlende Mitwirkung der Seniorin wird von Sozialamtsleiter Jochen Kettel dafür verantwortlich gemacht, dass die Situation entstehen konnte und dass die Hilfe so spät in Gang kam. Aber auch der Datenschutz gemäß dem Sozialgesetz habe eine schnellere Hilfe verhindert, sagt Kettel dem TV. "Wenn keine Anträge vorliegen, sind uns die Hände gebunden."
Zwei Männer, ein Ziel


Ohne Rücksicht auf bürokratische Hürden haben indes Bürgermeister Friedhelm Bongartz und Herbert Bauer, der stellvertretende Vorsitzende des Verwaltungsrates der Kirchengemeinde St. Anna, reagiert. Die beiden haben Hilfe für die Seniorin organisiert.
In Absprache mit Pastor Ralf Pius Krämer wurde eine Geldsumme zur Verfügung gestellt, um die nicht gezahlte Forderung des Stromversorgers zu begleichen. Kettel erreichte mit einem Anruf darauf hin, dass die Energieversorgung ohne Bearbeitungszeit innerhalb von wenigen Stunden wieder aufgenommen wurde. "Bereits zwei Stunden später war der Monteur vor Ort", erzählt Kettel. Die Stadt Gerolstein, der Lions Club Vulkaneifel und die Kirchengemeinde sorgten mit einer weiteren Geldspende dafür, dass die alleinstehende Seniorin ein Lebensmittelpaket erhielt.
"Das war eine untragbare Situation, die wir mit Hochdruck zu einem guten Ende bringen wollten", sagt Stadtbürgermeister Bongartz. Zurzeit werde darüber verhandelt, der Seniorin, die Kontakt mit anderen Menschen scheue, eine Betreuerin zur Seite zu stellen, "damit sich das Dilemma nicht wiederholt".
Nachbarn machen sich Sorgen


Für die besorgten Nachbarn, die den TV im Oktober 2014 über die missliche Lage der Seniorin informiert hatten, bleiben jedoch Fragen offen. Damals hatte eine Nachbarin deutlich gesagt, dass sie eine Verwahrlosung der Seniorin befürchte, die ihres Wissens nach keine Angehörigen hat: "Sie trägt schon seit Monaten dieselbe Kleidung", erklärte die Frau, die lieber anonym bleiben möchte, dem TV. Auch wenn es inzwischen Hilfe für die 76-Jährige gibt, verstehen die Nachbarn nicht, wie es so weit überhaupt kommen konnte.
Die Nachbarn argumentieren: Seit Jahren sei die Hilfsbedürftigkeit der alten Dame bekannt, ebenfalls seit Jahren werde sie vom Sozialamt mit finanziellen Hilfeleistungen unterstützt - auch die Kosten für Heizöl und Strom hätte das Amt in der Vergangenheit übernommen.
Im Herbst 2013 sei jedoch kein Heizöl geliefert worden, erzählt eine Nachbarin. "Irgendwann musste die alte Frau mittels elektronischer Heizlüfter für Wärme sorgen", sagt sie. "Die Nachzahlung der Stromkosten stieg so auf eine Summe von mehr als 2000 Euro, die das Sozialamt nicht übernehmen wollte", sagt sie. Die Nachbarin ist überzeugt: "Das Problem ist hausgemacht und nur durch ein Fehlverhalten des Sozialamtes zu erklären."

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