"Es beißt keiner an"

Gerolstein · Das Hotel Calluna in Gerolstein steht seit anderthalb Jahren leer. Gerüchte, wonach eine Zwangsversteigerung bevorstehe, werden vom Insolvenzverwalter nicht bestätigt. Der sucht weiter nach Interessenten, sagt aber, dass der von der Gläubigerbank verlangte Preis zu hoch sei und die Gesamtinvestitionssumme von 1,5 Millionen Euro abschrecke.

Gerolstein. Die Speisekarte im Aushang mit Eifeler Tafelspitz und Medaillons vom Jungschweinfilet erinnert an gute Zeiten, ein Blick aufs Haus und das Geländer ringsum zeigt die Realität: Hier liegt eine zerbrochene Tonvase, dort wuchert Unkraut durch die Treppenfugen, das namensgebende Heidekraut (Calluna) breitet sich ungehemmt aus, zerschlissene Flaggen baumeln am Mast, der Parkplatz ist gähnend leer, ein Blatt Papier an der Eingangstüre berichtet davon, dass das ehemalige Vier-Sterne-Hotel Calluna geschlossen ist.
Da wirkt es äußerst skurril, dass vor dem Haus eine Stretchlimousine parkt. Die befördert aber keine Promis ins Hotel, sondern gehört nur einem Geschäftsmann, der in den benachbarten Rose-Appartments wohnt.
Seit nunmehr anderthalb Jahren, exakt seit dem 1. November 2012, ist das Calluna zu. 45 Beschäftigte (Aushilfen, Teilzeit- und Vollzeitkräfte) mussten sich einen neuen Job suchen. Fast genau zehn Jahre zuvor haben rund ein Dutzend private Geschäftsleute aus der Region das ehemalige Hotel Rose für vier Millionen Euro saniert und aus dem Dornröschenschlaf erweckt. Da ist es nun wieder.
Keine Zwangsversteigerung


Und aktuell sieht es auch nicht danach aus, dass sich daran kurzfristig etwas ändert. "Es beißt keiner an", sagt Rechtsanwältin Tamara Rodé von der Kanzlei des Adenauer Insolvenzverwalters Manfred Kürsch. In Gerolstein machen aktuell zwar Gerüchte nach einer Zwangsversteigerung des Hauses die Runde, sie entbehren bislang aber noch jeder Grundlage. "Bei uns ist noch kein solcher Antrag eingegangen", sagt Rodé.
Das Hotel ist mittlerweile im Besitz der Bankaktiengesellschaft, der Bag-Bank, die landläufig als die Bad-Bank der Volksbanken bezeichnet wird. Die gibt sich auf TV-Anfrage nach Preis, Verkaufsstrategie und eventueller Zwangsversteigerung bedeckt. Sie wolle "aufgrund des Bankgeheimnisses keine Stellungnahme abgeben", hieß es.
Insolvenzverwalterin Rodé aber meint: "Die Preisvorstellung der Bank, die deutlich über einer Million Euro liegt, ist allen bisherigen Interessenten zu hoch. Zumal man von einer Gesamtinvestitionssumme von 1,5 Millionen Euro ausgehen muss." Die Interessenten hingegen hätten die Vorstellung, "das Hotel zum Preis eines Einfamilienhauses zu bekommen, aber das macht die Bank nicht mit", sagt sie und vermutet, "dass viele nun auf eine Zwangsversteigerung warten, um dann ein Schnäppchen zu machen".
Auch die Größe des 50-Betten-Hauses sei problematisch. Laut Rodé sei dies für große Hotelketten "zu klein" und für Familienbetriebe "zu groß und dementsprechend auch zu teuer".
Dennoch sprechen für sie mehrere Punkte dafür, dass das Hotel doch wieder mit Leben gefüllt werden kann. Durch die aktuell niedrige Zinsphase seien Kredite sehr günstig, zudem ist sie weiterhin davon überzeugt, dass ein solches Haus mit einem solchen Niveau in Gerolstein eine Chance habe. Diese Meinung teilen auch der noch amtierende Stadtbürgermeister Bernd May (parteilos) und sein Nachfolger Friedhelm Bongartz (CDU). Beide hatten schon mehrfach betont, dass Gerolstein ein Hotel dieser Größenordnung und mit diesem Niveau brauche.
Die zentralen Probleme des Hotels Calluna waren trotz ordentlicher Belegung von zuletzt durchschnittlich 60 Prozent nach Ansicht von Rechtsanwältin Rodé nicht nur die hohen Personalkosten, sondern "auch die teure Finanzierung" - ein Punkt, der bislang nie genannt worden war.
Dennoch sagt Rodé: "Wir bleiben dran!"

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