Finanznot gefährdet Projekte für junge Leute

Hillesheim · Im Hillesheimer Land macht sich die Sorge breit, dass unter dem aktuellen Spardiktat der Kommunalaufsicht die Jugendpflege gekürzt oder gestrichen wird. Die lässt sich die Verbandsgemeinde (VG) Hillesheim jährlich 55 000 Euro kosten.

Hillesheim. 150 000 Euro muss die Verbandsgemeinde Hillesheim zusätzlich aufbringen oder einsparen. Das verlangt die Kommunalaufsicht des Kreises, damit sie den Haushalt für 2013 genehmigt. Und wenn es ums Sparen geht, stehen die freiwilligen Leistungen an erster Stelle. Zu ihnen zählen die 55 000 Euro, die die VG seit August 2004 jährlich für die Jugendarbeit ausgibt und damit unter anderem eine Jugendpflegerin für 25 Stunden in der Woche beschäftigt. Das ist seit 2009 Rita Blum.
Engagement bereits reduziert


Freiwillig ist die Ausgabe daher, weil die Jugendpflege Sache des Kreises ist. Der hat sein Engagement aber aus Kostengründen seit Jahren bereits in der Fläche drastisch reduziert - und auch kürzlich wieder in diesem Bereich gekürzt: Seit einem halben Jahr ist der langjährige Kreisjugendpfleger Kurt Laux mit einer halben Stelle mit Vormund- und Pflegschaften des Jugendamts beschäftigt und musste daher die Betreuung der Jugendgruppen im Kreis zurückfahren.
Jugendliche aus dem Haus der Jugend in Hillesheim fürchten daher, dass nun auch die Arbeit ihrer Jugendpflegerin gekürzt wird. So sagt Angelina Hergert (18), die regelmäßig das Haus der Jugend in Hillesheim besucht: "Wenn jetzt schon beim Kreisjugendpfleger, also dem obersten Jugendpfleger, gespart wird, dann geht das doch bestimmt auch hier bald mit Rita weiter." "Und dann ist all das, was wir in den vergangenen dreieinhalb Jahren hier aufgebaut haben, bald vorbei", fügt Andreas Gitschik (17) aus Walsdorf hinzu.
So weit soll es nach dem Willen von Heike Bohn, Bürgermeisterin der VG Hillesheim, nicht kommen. Wohl wissend, dass gespart werden muss, sagt sie dennoch: "Für mich persönlich ist eine Reduzierung in diesem Bereich kein Thema, denn das wäre eine Katastrophe. Man muss sehen, was da geleistet wird. Das ist zwar nicht so leicht quantifizierbar, geht aber deutlich über die 25 Stunden hinaus, die Frau Blum auf dem Papier hat." Sie, so Bohn, wolle eher in die andere Richtung - also die Aufstockung hin zu einer Vollzeitstelle. Aber das wertet sie selbst als "Wunschdenken".
Derzeit stehen für die "Förderung der Jugendarbeit" im aktuellen Haushalt 55 000 Euro bereit. Herbert Mastiaux, Büroleiter im Hillesheimer Rathaus, sagt: "Im Rahmen notwendiger Haushaltskonsolidierungsmaßnahmen wird auch das ein Thema, neben vielen anderen, sein."
Rita Blum, die seit August 2009 als VG-Jugendpflegerin mit 25 Wochenstunden beschäftigt ist, äußert sich persönlich nicht zu dem Thema, verweist lediglich auf die derzeit gut funktionierende Jugendarbeit und vor allem den Auf- und Umbau des ehemaligen Tennishauses - mit starker Beteiligung von Jugendlichen.Extra

Christoph Heymann (SPD): "Wir wissen zwar, dass die Jugendarbeit eigentlich eine Aufgabe des Kreises und nicht der Verbandsgemeinde ist. Dennoch sehen wir die Notwendigkeit, die Jugendarbeit bei uns zu professionalisieren und für die zwingend notwendige Kontinuität zu sorgen. Daher werden wir an dem Posten nicht rütteln. Wir sind eher bestrebt, ihn noch auszubauen. Jeder Euro, den wir jetzt in die Jugendarbeit investieren, ist bestens angelegt. Mit ihm sparen wir ein Vielfaches an Kosten in der Zukunft." Bernhard Jüngling (CDU): "Die Jugendarbeit hat für uns eine wertvolle Funktion, vor allem weil sie präventiv wirkt. Daher werden wir auch zukünftig das tun, was in unseren Möglichkeiten liegt." Aktuell plant die CDU daher keine Reduzierung der Stundenzahl der VG-Jugendpflegerin, denn "wir haben einen gültigen Arbeitsvertrag, und an den werden wir uns auch halten". Die Arbeit von Rita Blum bewertet die CDU "als sehr positiv." Dennoch wünscht sich die CDU, dass es gelingt, für das Haus der Jugend mehr Ehrenamtliche zu gewinnen, um mehr Zeit in die Jugendarbeit in den Ortsgemeinden investieren zu können, da es da noch viel zu tun gibt." Und dass der Kreis einerseits durch seinen weiteren Rückzug aus der Jugendpflege die Finanzsituation der Kommunen weiter verschlechtere, andererseits einen Etatausgleich fordere, hält er für "sehr bedenklich". Johannes Pinn (FWG): Grundsätzlich plane die FWG nicht, die Stundenzahl der VG-Jugendpflegerin zu reduzieren. "Erstens hält sich die Verbandsgemeinde an bestehende Verträge, zweitens sehen wir sehr wohl den Bedarf für eine offene Jugendarbeit in der VG Hillesheim." Es müsse aber klar sein, wie das nachhaltig finanziert werde. Und es müsse auch regelmäßig untersucht werden, ob sich die offene Jugendarbeit am tatsächlichen Bedarf orientiere. Zur Arbeit der Jugendpflegerin sagt die FWG: "Es ist beeindruckend, wie Rita Blum zu Werke geht." Jugendarbeit gehe aber darüber weit hinaus: Das seien Investitionen in Kindertagesstätten, Schulen, Sportstätten, Freizeiteinrichtungen. Aktuell, bei einem unausgeglichenen Haushalt, sei es notwendig, zunächst die Pflichtaufgaben in diesem Bereich zu bedienen und dann zu überlegen, ob man sich darüber hinaus etwas leisten könne. mh

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