Forstarbeit mit dem Steuerknüppel

Hillesheim · Motorendonner im Hillesheimer Forst: Das Forstamt lässt Kalk im Wald verteilen - per Hubschrauber. Der lautstarke Einsatz soll der Übersäuerung des Bodens vorbeugen.

 Der Hillesheimer Revierförster Wolfgang Schäfer beaufsichtigt die Beladung des Bekalkungshubschraubers. TV-Foto: Tobias Senzig

Der Hillesheimer Revierförster Wolfgang Schäfer beaufsichtigt die Beladung des Bekalkungshubschraubers. TV-Foto: Tobias Senzig

Hillesheim. Ruhig streicht eine sanfte Brise über die Wipfel der Fichten im Hillesheimer Stadtwald. Die Nachmittagssonne bescheint die stille Kreuzung am Waldrand, an der die Kreisstraße 47 in die Bundesstraße mündet. Ein Radlader parkt mit abgeschaltetem Motor auf dem Seitenstreifen. Gelassen raucht der Fahrer eine Zigarette. Wolfgang Schäfer steht einige Meter neben dem gelben Bagger. Reglos starrt der Hillesheimer Revierförster in den Himmel.
Dann plötzlich zittert der Waldboden. Ein grelles Donnern schallt durch den Forst. Ein schwarzer Helikopter erscheint über den Baumspitzen. Im Tiefflug rast die Maschine auf die Straßenkreuzung zu. An seinen Kufen ist ein Seil befestigt, daran baumelt ein großer Korb. Während der Hubschrauber über die Kreuzung donnert, wirft der Fahrer des Radladers den Motor an. Der Helikopter wird langsamer, sinkt immer tiefer.
Mit einem dumpfen Poltern setzt der Korb auf dem Boden neben dem Radlader auf. Der Wind der Rotorblätter peitscht Äste, Sand und kleine Steine durch die Luft. Alles bebt, dröhnt und stürmt, während das fliegende Ungetüm in 20 Metern Höhe über der Kreuzung schwebt. Der Bagger beginnt damit, braunen Sand in den Korb zu füllen. "600 Kilo kommen da rein", schreit Förster Schäfer durch den Orkan. Im Hillesheimer Stadtwald wird gekalkt.
Sonderfall in Hillesheim


"Mit den Kalkungen haben wir im vergangenen Jahr wieder begonnen", erklärt Martin Manheller, Leiter des Forstamts Hillesheim. Bereits in den 80er und 90er Jahren wurde in den Wäldern der Region Kalk ausgebracht. Der Grund damals: das Waldsterben, das auf die hohe Schadstoffbelastung im Regen zurückgeführt wurde. "Der Kalk kompensiert den Säureeintrag, der durch den Regen kommt", erklärt Manheller. Zudem würde er verhindern, dass Schwermetalle und andere Schadstoffe ins Grundwasser ausgewaschen werden. Dass der Wald in der Vulkaneifel bedroht ist, müsse aber niemand befürchten.
"Es geht nur um den Hillesheimer Stadtwald", erklärt Mannheller. Dort gebe es einen natürlichen Sonderfall: Die Bäume stünden auf einem sehr kalkarmem Buntsandsteinboden. Und das begünstigt die Lösung von Schadstoffen.
Die sind durch jahrzehntelange Luftverschmutzung und sauren Regen in den Boden gedrungen. "Das Waldsterben hat sich seit den 80er Jahren deutlich verlangsamt. Katalysatoren und bleifreies Benzin zeigen ihre Wirkung", sagt Manheller. Die Umweltsünden aus der Zeit davor sind aber ein schweres Erbe. Jetzt geht es darum, dass sich diese Schadstoffe nicht aus dem Waldboden lösen und ins Grundwasser gelangen, erklärt Manheller.
Die Landesregierung gewährt deshalb Fördergeld für die Luftkalkung. Die ist nämlich nicht billig: Sie kostet für den Stadtwald rund 36 000 Euro. Die Stadt Hillesheim muss davon rund 9000 Euro zahlen.
Kalk aus Berndorf


An der Kreuzung im Stadtwald füllt der Radlader die letzte Ladung des braunen Kalks in den Korb des Hubschraubers, der lautstark in 20 Meter Höhe verharrt hat. Jetzt bewegt sich der Helikopter langsam in die Höhe, der Korb mit dem Kalk hebt sich sanft vom Boden, Staubwolken sprühen rechts und links davon. Dann gibt der Pilot Gas und fliegt in Richtung der Baumkronen nördlich der Straßenkreuzung. Als er die Klappe unter dem Korb öffnet, verteilt sich eine Wolke braunen Kalks über den Wipfeln.
"Insgesamt 146 Hektar Wald werden mit dem Material be-streut", erklärt Revierleiter Schäfer. Mit Hilfe eines GPS-Geräts grast der Hubschrauber, der auf dem Flughafen Hahn stationiert ist, das Gebiet zwei Tage lang Bahn für Bahn ab.
Auf jeden Hektar kommen drei Tonnen des kohlensauren Magnesiumkalks, der in Steinbrüchen in Berndorf und Üxheim gewonnen wird.
Durch die Verteilung von oben legt sich eine feine Schicht auf den Waldboden. "Es ist eine Art Schutzfilm für das Erdreich", erklärt Schäfer.

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