Gerolsteiner macht Druck beim Brunnenareal

Gerolstein · Bereits heute soll im Bauausschuss die Entscheidung gefällt werden, was auf dem Brunnenareal angesiedelt wird. Zur Debatte steht lediglich das Konzept von Faco, das ein Lebensmittelgeschäft, Fachmärkte und Wohnungen vorsieht. Vielen Politikern und Bürgern ist das zu wenig.

 Das Gelände des Gerolsteiner Brunnens darf für die Stadtentwicklung genutzt werden. Das sind schöne Aussichten. Nicht alle glauben aber daran, dass das bisherige Konzept mit Supermarkt der große Wurf ist. TV-Foto: Mario Hübner

Das Gelände des Gerolsteiner Brunnens darf für die Stadtentwicklung genutzt werden. Das sind schöne Aussichten. Nicht alle glauben aber daran, dass das bisherige Konzept mit Supermarkt der große Wurf ist. TV-Foto: Mario Hübner

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Gerolstein. Gerade einmal eine Woche ist es her, dass die Stadt eingeladen hatte, damit die Bürger ihre Vorstellungen vom Gerolstein der Zukunft kundtun konnten. Viele Ideen für die gesamte Innenstadt wurden vorgeschlagen, unter anderem mehr Angebote für die Jugend und ein touristischer Anziehungspunkt auf dem Brunnenareal, das als Filetstück der künftigen Stadtentwicklung angesehen wird. Eine tiefer gehende Analyse, was exakt gewünscht wird, wofür sich die meisten Interessenten aussprechen und was überhaupt finanzierbar ist, wofür es einen Investor geben könnte, steht allerdings noch aus.
"Es wird jetzt Zeit!"


Der Bauausschuss der Stadt will aber bereits am heutigen Mittwoch über die Zukunft des Brunnenareals entscheiden. Dass es nun plötzlich so schnell geht, hat maßgeblich mit dem Gerolsteiner Brunnen als Eigentümer des Geländes zu tun. So sagte dessen Geschäftsführer Joachim Schwarz auf TV-Anfrage: "Wir haben vor, das Gelände für die Stadtentwicklung zu öffnen, und das vor sechs Jahren vorgestellt und waren seither sehr, sehr geduldig. Es wird jetzt Zeit! Das Stadtentwicklungskonzept sollte bis Ende März auf den Weg gebracht werden."
Konkret zur Diskussion in der heutigen Sitzung des Bauausschusses steht das bislang einzige Konzept für die Konversion des ehemaligen Gewerbestandorts - das des Bitburger Büros Faco. Das hatte von Gerolsteiner Brunnen vor Jahren den Auftrag bekommen, sich Gedanken über die Umwandlung zu machen und auf Investorensuche zu gehen. Außerdem soll es die Planung mit den Behörden und der Stadt Gerolstein abstimmen.
Nicht visionär genug


Das Konzept sieht grob die Ansiedlung eines Supermarkts (favorisiert wird der Umzug eines der bestehenden Märkte aus Sarresdorf), mehrerer Fachmärkte sowie von Wohnungen vor (der TV berichtete mehrmals). Innerhalb der Bürgerschaft und den zuständigen städtischen Gremien wird das aber vielfach nicht als weitreichend und visionär genug angesehen und deshalb abgelehnt (siehe Extra).
Stadtbürgermeister Friedhelm Bongartz (CDU) sagt: "In der Sitzung des Bauausschusses wird das Nutzungskonzept der Firma Faco nochmals vorgestellt, denn es hat sich seit der letzten Präsentation im vergangenen Jahr verändert." Und Bongartz relativiert: "Eine abschließende Beschlussfassung wird erst nach Abschluss der raumordnerischen Prüfung erfolgen, die in Kürze beantragt wird."
Meinung

Vor den Kopf gestoßen
Sechs (!) Jahre nachdem der Gerolsteiner Brunnen angekündigt hat, sein innerstädtisches Gewerbeareal für die künftige Entwicklung der Stadt zu öffnen, initiiert die Stadt erstmals eine professionelle Beteiligung der Bürger. Die durften sich in der Frage der künftigen Stadtentwicklung ernst genommen fühlen - und werden eine Woche später schon vor den Kopf gestoßen. Denn plötzlich will die Stadt Nägel mit Köpfen machen und einen Bebauungsplan für das Areal aufstellen. Darin wird zwar nicht das letzte Detail festgelegt, aber bereit der konkrete Rahmen. Die Vorschläge der Menschen, einen touristischen Anziehungspunkt und Angebote für die Jugend auf dem Brunnenareal zu schaffen, dürften weitgehend ungehört verhallen. So erzeugt man Frust und Politikverdrossenheit! Auch wenn es etwas befremdlich wirkt, dass der Brunnen nun plötzlich so auf die Tube drückt: Die Verantwortung dafür liegt ganz allein bei der Stadt. Sie hat schlichtweg sechs Jahre geschlafen und erst dann begonnen, die Bürger professionell einzubinden, als das Land als Zuschussgeber sie dazu verpflichtet hat. Jetzt sollte die Stadt zumindest dafür kämpfen, auf dem Brunnen-areal eine Teilfläche zu reservieren, um dort gemeinsam mit den Bürgern wenigstens ein visionäres Projekt zu realisieren. Denn ein weiterer Supermarkt wird kaum zusätzliche Besucherscharen nach Gerolstein locken. m.huebner@volksfreund.deExtra

Das sagen die Fraktionen:Helmut Hauth (CDU): "Die CDU-Fraktion hat das Konzept von Faco stets positiv begleitet. Aufgrund dieses Konzepts ist die Stadt in das Förderprogramm von Land und Bund aufgenommen worden. Uns war und ist wichtig, ein attraktives Gebäude am Stadteingang zu bekommen, die Einkaufskraft von Gerolstein und dadurch auch die Innenstadt zu stärken. Wir sind der Meinung, dass daneben noch ausreichend Raum ist, um auch ein touristisches Projekt zu realisieren - wenn es denn finanzierbar ist." Zur Frage der Bürgerbeteiligung meint er: "Die Bürgerschaft wird auch in der Planungsphase künftig beteiligt." Uwe Schneider (SPD): "Ich persönlich stehe der Sitzungsvorlage und der daraus resultierenden Beschlussfassung skeptisch gegenüber. Eventuell wird von unserer Seite ein Antrag gestellt, den Tagesordnungspunkt zu verschieben und den Abschluss des integrierten Stadtentwicklungskonzepts abzuwarten." Tim Steen (Grüne): "In der Bürgerversammlung wurde mehrfach der Wunsch geäußert, das ehemalige Sprudelgelände für attraktive Freizeit- und Tourismusangebote zu nutzen. Dies unterstützen wir Grünen nachdrücklich. Das vorgeschlagene Konzept ist bisher nur in der Verlagerung von Einzelhandel von einem Stadtausgang an den anderen konkret. Dies ist zu wenig. Das Gelände bietet die Chance, etwas Neues entstehen zu lassen, das zusätzlich Leute und Arbeitsplätze nach Gerolstein bringt. Dafür werden wir uns einsetzen. Dies zu planen und zu entwickeln, braucht es Geduld und Zeit." Die FWG-Fraktion hat die TV-Anfrage nicht beantwortet. mhExtra

Die Sitzung des Bauausschusses der Stadt Gerolstein beginnt am heutigen Mittwoch um 16.15 Uhr im Rathaus. Im öffentlichen Teil wird nochmals grundsätzlich über die Konversion des Brunnengeländes gesprochen und dabei auch das Konzept von Faco vorgestellt. Im nicht öffentlichen Teil will der Ausschuss dann ganz konkret einen Bebauungsplan für das ehemalige Gewerbegelände auf den Weg bringen. Darin wird bereits der grobe Rahmen gesteckt, was wo genau angesiedelt werden soll. mh

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