Gezeichnet vom Schock, dankbar für die Hilfe

Birresborn · Ein Ehepaar aus Birresborn hat durch einen Brand Hab und Gut verloren. Zwar ist es versichert, doch das Haus unbewohnbar. Nun startet die Jugendfeuerwehr einen Spendenaufruf und organisiert Nachbarschaftshilfe. Auf diese Weise hat die Dorfgemeinschaft bereits vor einem Jahr eine siebenköpfige Familie unterstützt, die nach einem Brand aus ihrem Haus ausziehen musste.

 Nach dem ersten Schock kommt für Heidi Spang und Hans Wedel die Frage, wie es nach dem Brand ihres Hauses nun weitergeht. Die Jugendfeuerwehr Birresborn um deren stellvertretenden Leiter Philipp Sonnen (rechts) und Jonas Becker (links) hat bereits ein Spendenkonto eingerichtet und organisiert Nachbarschaftshilfe im gesamten Dorf. TV-Fotos: Mario Hübner (3)

Nach dem ersten Schock kommt für Heidi Spang und Hans Wedel die Frage, wie es nach dem Brand ihres Hauses nun weitergeht. Die Jugendfeuerwehr Birresborn um deren stellvertretenden Leiter Philipp Sonnen (rechts) und Jonas Becker (links) hat bereits ein Spendenkonto eingerichtet und organisiert Nachbarschaftshilfe im gesamten Dorf. TV-Fotos: Mario Hübner (3)

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Birresborn. Am Abend nach dem Brand sitzt Hans Wedel, gezeichnet von den schockierenden Erlebnissen in der Nacht zuvor, in seinem Wohnzimmer im Erdgeschoss, das weitgehend unbeschädigt geblieben ist, und steckt sich eine Zigarette an. Es ist dunkel und kalt, und noch immer riecht es überall stark verkohlt und verschmort. Das im Verteilerkasten ausgebrochene Feuer hat die beiden oberen Etagen des Hauses in der Kopper Straße in Birresborn zerstört und das Gebäude unbewohnbar gemacht .

Der Strom wurde abgestellt, die Heizung geht nicht. Wedel nimmt einen tiefen Zug, blickt nach unten und schüttelt ganz leicht den Kopf. "Wie soll es weitergehen?" Diese Frage spricht er zwar nicht aus, aber sie schwirrt ihm offensichtlich durch den Kopf. Es ist eine Achterbahnfahrt der Gefühle und Empfindungen, die er und seine Frau Heidi Spang seit Stunden durchmachen: einerseits der immense materielle Schaden und die Frage, ob, was und wann die Versicherung bezahlt, andererseits die Erleichterung, überhaupt noch lebend aus dem Haus gekommen zu sein. "Fünf Minuten später, und es wäre alles zu spät gewesen - das haben mir die Feuerwehrleute gesagt", berichtet er.

Nur drei Stunden nachdem er zu Bett gegangen war, sei er durch Brandgeruch wieder wach geworden. "Ich war total durch den Wind, wusste zuerst gar nicht, was los ist. Als ich die Schlafzimmertür aufgemacht habe, schlugen mir direkt die Flammen aus dem Verteilerkasten entgegen. Alles war total verqualmt. Ich wollte noch löschen, aber das hat nichts gebracht. Wir sind dann nur noch rasch durchs brennende Treppenhaus nach unten und raus - und haben die Feuerwehr gerufen", erzählt er.

Es klopft an der Tür. Schon wieder. Diesmal steht ausnahmsweise kein Nachbar auf der Schwelle, der Kaffee oder Sprudel vorbeibringt und fragt, wie er helfen könne. Nein, diesmal sind es wieder Feuerwehrmänner aus Birresborn, die nach dem nächtlichen Einsatz auf ihre Arbeit gegangen sind und nun nach Feierabend wieder zum Brandort kommen, um die Schläuche einzuräumen, die zur Sicherheit noch liegen gelassen wurden.
Und sie bringen erfreuliche Nachrichten mit: "Wir haben von der Jugendfeuerwehr ein Spendenkonto für euch eingerichtet und starten eine Nachbarschaftshilfe im Dorf. Ihr sagt uns also, was ihr braucht, und wir versuchen, das zu organisieren. Okay?"Wohnung ist gefunden


Heidi Spang und Hans Wedel können erst mal gar nichts darauf antworten. Sie nicken und lächeln ein wenig. Momentan sind sie einfach nur dankbar und auch ein wenig überwältigt von der Hilfe, die ihnen jetzt schon zuteil wurde. "Natürlich freue ich mich. Über den Kaffee und die vielen guten Worte der Nachbarn. Und sogar im Dorf bin ich eben angesprochen worden: ,Meldet euch, wenn ihr was braucht!' Das ist schon toll. In der Stadt würde einem das wohl nicht passieren", sagt Heidi Spang.

Fürs Erste kommt das Paar in einer möblierten Ferienwohnung im Dorf unter, das habe die Versicherung bereits geregelt. Wie es danach weitergehe? "Keine Ahnung. Das Haus muss aber mit Sicherheit entkernt werden, bevor man da wieder drin wohnen kann", mutmaßt sie. "So ein Mist kann jedem passieren, deswegen starten wir wieder eine Hilfsaktion. Und ich bin mir sicher, dass sie ein Erfolg wird. Wir haben eine gute Dorfgemeinschaft", sagt Initiator Philipp Sonnen, stellvertretender Leiter der Jugendfeuerwehr Birresborn, der am Einsatz beteiligt war.
Auf diese Weise hat die Birresborner Dorfgemeinschaft unter Federführung der Jugendfeuerwehr vor einem Jahr eine ebenfalls durch einen Brand in Not geratene siebenköpfige Familie unterstützt. Die Nachbarinnen haben die Wäsche gewaschen und gekocht, Männer beim Umzug geholfen.

Denn über einen Kontakt im Dorf kam die Familie rasch in einem Haus in einem anderen Dorf unter, wo sie sich dank der Geld- und Sachspenden einrichten konnte - und ist kurz vor Weihnachten wieder in ihr Haus in Birresborn eingezogen.

Die Jugendfeuerwehr Birresborn (Ansprechpartner Philipp Sonnen und Timo Djelassi) startet eine Nachbarschaftshilfe für die Brandopfer.

Per E-Mail (jugendfeuerwehr@ffw-birresborn.de) können sich Helfer melden, die die Familie unterstützen wollen - durch Sachspenden, Arbeitseinsätze, Erledigungen etc. Zudem hat die Jugendfeuerwehr ein Spendenkonto bei der Kreissparkasse Vulkaneifel eingerichtet: Konto: Jugendfeuerwehr, Kennwort: Familie Wedel, IBAN: DE 81 586 512 40 0000 322 784, BIC: MALADE 51 DAU.Meinung

 Im Sicherungskasten (linkes Foto) entstand das Feuer, das sich rasch im Treppenhaus ausbreitete, durch das das Ehepaar flüchten musste. Direkt daneben ist das Schlafzimmer (rechtes Foto). Es wurde, wie fast alles in den beiden oberen Etagen, durch Feuer und Ruß zerstört.

Im Sicherungskasten (linkes Foto) entstand das Feuer, das sich rasch im Treppenhaus ausbreitete, durch das das Ehepaar flüchten musste. Direkt daneben ist das Schlafzimmer (rechtes Foto). Es wurde, wie fast alles in den beiden oberen Etagen, durch Feuer und Ruß zerstört.

Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"
Gezeichnet vom Schock, dankbar für die Hilfe
Foto: Mario Hübner (mh) ("TV-Upload H?bner"

Großes Lob!
Erst die siebenköpfige Familie, nun das Ehepaar: Schon wieder tut sich die Birresborner (Jugend-)Feuerwehr positiv hervor, wenn es darum geht, Brandopfern zu helfen. Das ist weit mehr, als man von den freiwilligen Helfern erwarten kann, die durch ihren Dienst auch so schon viel fürs Gemeinwohl tun. Und es scheint sicher, dass erneut viele Birresborner dem Hilfeaufruf folgen werden. Ein Zeichen für eine ganz starke Dorfgemeinschaft. Beides verdient großes Lob! m.huebner@volksfreund.de

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